Blasenentzündung durch Hormonmangel?

Total hormongesteuert

"Genau genommen gibt es fast nichts, was Hormone nicht tun.", schreibt die Neurowissenschaftlerin Franca Parianen in ihrem Buch "Hormongesteuert ist immerhin selbstbestimmt". Die neuronalen Botenstoffe werden in endokrinen Drüsen und Körpergeweben produziert, bevor sie über den Blutkreislauf zu ihren Zielzellen gelangen, über Rezeptoren andocken und in Folge die entsprechenden Stoffwechselvorgänge starten.

Das weibliche Hormon Östrogen stimuliert nicht nur das Immunsystem, sondern spielt auch hinsichtlich Blasengesundheit eine wesentliche Rolle. Ein Östrogenmangel führt zu Veränderungen des pH-Werts und Verschiebung der mikrobiellen Besiedlung in der Scheide (weniger Laktobazillen, vermehrt Enterobakterien):

  • Die Schleimhäute von Scheide und Harnwegen werden schlechter durchblutet, werden dünner und trocknen aus.
  • Der vaginale pH-Wert erhöht sich.
  • Die Geschlechts- und Harnorgane können sich zurückbilden.

Nimmt die Schutzfunktion der Scheide ab, steigt das Infektionsrisiko. Krankheitserreger können sich leichter ansiedeln und eine Zystitis auslösen.

Die 2 häufigsten Gründe für einen Östrogenmangel und dem damit verbundenen Risiko für wiederkehrende HWI:

  • Natürlicher Alterungsprozess in den Wechseljahren.
  • Durch hormonelle Verhütungsmittel in jüngeren Jahren.

Progesteronmangel

In letzter Zeit stoße ich vermehrt auf Berichte im Netz, die davon sprechen, dass ein Progesteronmangel (und damit eine Östrogendominanz, also kein Östrogenmangel) ebenfalls zu Beschwerden führen kann. Betroffene von rezidivierenden Blasenentzündungen substituieren deswegen manchmal auch Progesteron, wenn ein Mangel festgestellt wurde. Das relative Verhältnis von Östrogen zu Progesteron ist dabei entscheidend.

Genau aus dem Grund lohnt es sich, den Hormonstatus im Labor testen zu lassen um dir damit Klarheit zu verschaffen. Dies kann über deine GynäkologIn erfolgen, oder du bestellst dir ein Testkit für zu Hause, wie z.B. medivere Hormonprofil Frau Speicheltest*. Du entnimmst die Speichelproben zu Hause, retournierst sie kostenlos an das Labor und erhältst innerhalb weniger Tage dein Ergebnis. Auch eine Hotline steht für Rückfragen zum Laborergebnis bereit.

Blasenentzündung: Hormonhaushalt

In den Wechseljahren

Bist du gerade in der Menopause oder Postmenopause und leidest an wiederkehrenden Blasenentzündungen? Dann kann eine Wiederherstellung der Vaginalflora mit Östrogenen hilfreich sein.

Lokale Östrogentherapie (Estriol-Substitution): In Absprache mit deinem Arzt/deiner Ärztin kannst du in der (Post-)Menopause eine vaginale Rezidivprävention mit 0,5 mg Estriol/Tag versuchen.

Estriol ist verschreibungspflichtig und wirkt anregend auf die Schleimhäute, Durchblutung und Heilung. Laut Studien wirkt die Creme nur lokal und nicht auf den Zyklus ein.

Natürliches Estriol ist nicht verschreibungspflichtig und wird gerne bei Symptomen wie vaginale Trockenheit, wiederkehrenden Blasenbeschwerden das bioidentische Estriol verordnet. Es gehört zu den so genannten guten Abbauprodukten des körpereigenen Estradiols und kann sehr förderlich sein, Schleimhäute und auch die Haut an sich zu regenerieren.

In den fruchtbaren Jahren

Hormonelle Verhütungsmittel (wie die Anti-Baby-Pille oder Hormonspirale) stehen unter Verdacht Auslöser von rezidivierender Zystitis zu sein. Chemische Verhütungsmittel bringen die Vaginalflora ebenfalls aus dem Gleichgewicht.

Was also tun? Die gängigsten Alternativen zu Hormonen und Chemie:

  • Kondom: schützt auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten
  • Kupferspirale: Kupferionen verhindern die Befruchtung oder Einnistung einer befruchteten Eizelle
  • Natürliche Verhütung: Kein Sex an fruchtbaren Tagen (Temperatur messen und Zervixschleim begutachten)
  • Sterilisation bei abgeschlossener Familienplanung

Östrogenspiegel im Zyklus

Auch während des Menstruationszyklus schwankt die Menge an Östrogen. Während der Menstruation, also am Zyklusbeginn, ist das Östrogen sehr niedrig. Weswegen manche Frauen während der Periode anfälliger für HWI sind.

Im Netz häufen sich die Berichte von Frauen, die nach Absetzen der Pille ihre Blasenentzündungen in den Griff bekommen haben. Mein persönlicher Rat, wenn du auf hormonelle Verhütung nicht gleich verzichten magst: Halte dich erstmal an alle anderen Anti-HWI-Tipps. Wenn du damit keinen Erfolg hast, dann kannst du die Pille ja einfach mal absetzen und schauen, was passiert.

Hast du deine Familienplanung abgeschlossen? Dann kann ich dir aus eigener Erfahrung und guten Gewissens eine Eileiterentfernung (Salpingektomie) empfehlen.