FAQ Blasenentzündung
Antworten auf alle Fragen rund um Blasenentzündung
Trinken
Klingt erstmal blöd, aber "Abwarten und Tee trinken" trifft es ganz gut. Am besten ungesüßten Tee (Blasen- und Nierentees aus Brennnessel, Birkenblätter, Goldrute, Zinnkraut (Acker-Schachtelhalm), Hauhechelwurzel, Katzenbart (Orthosiphon), Queckenwurzelstock und Frauenmantel) oder stilles Wasser. Pflanzliche Aquaretika durchspülen die Harnwege und helfen, pathogene Keime auszuschwemmen ohne den Elektrolythaushalt zu beeinflussen.
Wenn du den Tee nicht in der Apotheke mischen lässt, dann gibt es dazu fertige Produkte (Tee oder Granulat), z.B. Harntee 400 TAD® N*. Achtung: Laut Ökotest fallen Blasentees reihenweise durch, weil bedenkliche Verunreinigungen durch Pyrrolizidinalkaloide (PA) und Pestizide nachgewiesen werden konnten. Besser sind Tees mit Bio Qualität mit nur jeweils einer Sorte Kräuter, z.B. Biotiva Schachtelhalmkraut Bio*.
Zusätzlich kannst du mit der antibakteriellen Wirkung des Arbutins aus Tee mit Bärentraubenblättern (in kaltem Wasser mehrere Stunden ansetzen, gelegentlich umrühren, kurz erhitzen und abseihen => 4x täglich eine Tasse) versuchen deinen akuten Infekt zu kurieren, z.B. Sidroga® Bärentraubenblättertee* oder als Kapsel Uva Ursi Extrakt*. Achtung: Bärentraubenblätter wirken zwar antibakteriell, sind aber wegen einer möglicherweise krebsfördernden Wirkung nicht für eine Langzeitanwendung geeignet. Sie dürfen höchstens eine Woche lang eingenommen werden, und das insgesamt nicht häufiger als fünfmal im Jahr.
Mein Durchspülungs-Favorit, wenn der Infekt nachts kommt: Heumann Blasen- und Nierentee Solubitrat® Uro* zum Auflösen - nice and easy.
Mein Favorit in der Vorbeugung bzw. wenn ich bei einem akuten Infekt keinen Tee mehr runterbekomme: Leitungswasser (mit D-Mannose*, wenn der auslösende Keim E. coli ist).
Wenn du partout keinen Tee magst, dann gibt es die Heilkräuter auch in Kapselform, mehr dazu in Trinken & Ausspülen.
Dazu sind die Meinungen sehr unterschiedlich, auch unter Experten. Jedenfalls gilt nicht pauschal, dass mehr Flüssigkeit auch immer mehr bringt.
Die eine Sichtweise: "Antibakterielle Wirkstoffe im Harn werden bei übermäßigem Trinken verdünnt." Dem hält entgegen: "Ausspülen kann durchaus ein Weg sein, da die Immunabwehr bei einer Entzündung ohnehin bereits versagt hat."
Achtung: Während einer Behandlung mit Antibiotikum solltest du übermäßiges Trinken vermeiden, da dadurch die Wirkstoffkonzentration des Antibiotikums in der Blase geringer ist und das AB dann weniger wirkt.
Zur Vorbeugung sinnvoll: Eine Studie von der University of Miami belegt die Wirksamkeit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr um das Infektionsrisiko einer wiederkehrenden Blasenentzündung zu verringern. Die Frauen im gebärfähigen Alter aus der Testgruppe tranken 12 Monate lange 1,5 Liter Wasser zusätzlich zur ihrer bisherigen Flüssigkeitsmenge (weniger als 1,5 Liter).
Meine persönliche Erfahrung: Mir tut viel Trinken eigentlich immer gut. Mit viel ist aber nicht jenseits 3 Liter am Tag gemeint. Manche übertreiben es und kriegen dann erst recht Probleme.
Als Faustregel werden im Allgemeinen 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit aus Getränken genannt. Ein erhöhter Bedarf besteht bei hohem Energieumsatz, Hitze, trockener kalter Luft, reichlichem Kochsalzverzehr, hoher Proteinzufuhr und pathologischen Zuständen wie Fieber, Erbrechen, Durchfall.
Bei der Einnahme von Antibiotikum (auf Grund eines akuten Harnwegsinfekts) dürfen keinesfalls Unmengen getrunken werden, da dies die Wirkstoffkonzentration in der Blase dann zu sehr verdünnt.
Achtung Urinsticks: Wenn die Blase durch viel Flüssigkeitsaufnahme oft durchspült wird, kann das Ergebnis falsch negativ ausfallen, weil die Konzentration der Leukozyten dann geringer ist und/oder das Abbauprodukt von den Bakterien - Nitrit - noch gar nicht nachweisbar ist.
Ja, kann sie. Dann befindest du dich eventuell im Teufelskreis aus Infektion und Reizblase. Die Kontraktion der entzündeten Blasenschleimhaut beim Gang zu Toilette reizt die Schleimhaut erst recht => deswegen schmerzt auch das Pinkeln zum Ende hin so sehr.
Ich lese auch oft, dass viele Betroffene eine Mix aus allen möglichen pflanzlichen Mitteln gleichzeitig einnehmen. Das ist meist gut gemeint, und es gibt tatsächlich unzählige Produkte dazu am Markt, aber eine Vielzahl von pflanzlichen Medikamenten und eine extreme Trinkmenge können durchaus Schaden anrichten und die Blase "reizen".
Ausreichend trinken ist sehr wichtig, aber viele Leidensgenossinnen übertreiben es dann mit den Mengen. Literweise trinken ist bestimmt immer gut gemeint, aber bringt meist nicht den Erfolg, den man sich dadurch erhofft.
Meistens reizen Alkohol und Kaffee durch ihren Säuregehalt die Harnwege zusätzlich und können somit die Symptome der Harnwegsinfektion verstärken.
Alkohol fördert Entzündungen, erweitert die Blutgefäße und reizt vor allem die Schleimhaut. Das allein kann schon Grund genug sein, dass deine Blase empfindlich reagiert.
Mein Tipp: Du musst nicht auf alles verzichten, wenn du darauf achtest immer genug Wasser dazuzutrinken. Meine Blase reagiert z.B. auf puren Rotwein empfindlich, bei einer Weißweinschorle gibt's aber keine Probleme. Kaffee nimmt sie mir auch nicht so übel, sofern ich mit genug Wasser danach verdünne.
Kaffee, Alkohol und insbesondere Orangensaft können durch ihren Säuregehalt die Blase zusätzlich reizen. Kohlensäurehaltige Getränke testest du am besten, ob sie dir gut oder schlecht tun.
Meine Erfahrung: Wenn ich mit genug Wasser verdünne, gibt's folglich auch weniger Blasenbeschwerden. Kohlensäurehaltige Getränke tun meiner Blase tendentiell nicht so gut (vor allem, wenn sie entzündet ist/war).
Dazu gibt es ebenfalls gegensätzliche Meinungen. Laut der medizinischen S3 Leitlinie ist die Studienlage widersprüchlich, deswegen wird auch keine Empfehlung für die Konsumation von Cranberry Produkten (Kapseln, Tabletten, Saft oder Sirup) ausgesprochen. Die Wirkung ist jedenfalls nicht bewiesen - was bei Phytopräparaten aber im Allgemeinen halt auch schwer zu schaffen ist.
Als Prophylaxe zur Rezidivvermeidung kann man hoch dosiertes Cranberry natürlich versuchen. Die Annahme ist, dass die in der Cranberry enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) die Innenwände der Harnwege, sowie die Blase vor Bakterienbefall schützen indem sie die Anheftung dieser an die Schleimhaut des Harntraktes verhindern.
Schenkt man einer amerikanische Webseite Glauben (The Pantry Pharmacy beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema Harnwegsinfekte), kann Cranberry eine Infektion mit E. coli (oder anderen gram-negativen Erregern) sogar verschlimmern.
Aus meinem Erfahrungsschatz: Bei einer akuten Blasenentzündung waren Cranberry Produkte wahrscheinlich einfach zu schwach um bei mir eine Wirkung zu zeigen. Für mich waren sie schlichtweg kein Erfolgsbringer. Ich will dir die Cranberry aber keineswegs ausreden - zur Vorbeugeung kannst du es versuchen und es kann deiner allgemeinen Gesundheit gut tun. Schaden wird es vermutlich nur deinem Portemonnaie.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel hat sulfatreiche Heilwässer zur unterstützenden Behandlung bei Harnwegsinfekten als wirksam anerkannt.
Die offiziellen Empfehlungen dazu lauten: "Bei Infektionen mit E. coli empfiehlt sich ein sulfatreiches Heilwasser (mit mindestens 1.200 mg Sulfat pro Liter) zur Ansäuerung, bei anderen Infektionen ein hydrogencarbonatreiches Heilwasser zur Alkalisierung. Bei unklaren Infektionen liegt man mit einem kohlensäurehaltigen Heilwasser richtig."
Meine Meinung: Kann man alles gut und gerne machen - Heilwasser ist sicher eine gesunde Alternative zu Leitungswasser. Wenn du gerne Geld für Gesundheit ausgibst, dann go for it. Ansonsten würde ich mein Geld in vielversprechendere Mittel investieren (wie z.B Forskolin*, D-Mannose*, und/oder Angocin® Anti-Infekt N*). Außerdem scheiden sich die Geister, ob eine Ansäuerung bei einer Infektion mit E. coli Sinn macht oder womöglich sogar kontraproduktiv ist.
Dass das Thema Kuhmilch JA/NEIN mittlerweile ganze Regale füllen kann, ist dir sicher nicht entgangen. In der TCM steht sie definitiv nicht am Speiseplan.
Eine Studie an der Universität Oulu/Finnland an ca. 300 Frauen hat ergeben, dass das Risiko von Harnwegsinfektionen um durchschnittlich 80% gesenkt werden kann, wenn mindestens dreimal wöchentlich Milchprodukte (Joghurt, Käse) verzehrt werden. Als Hintergrund vermutet man hier die probiotischen Bakterien, die der Darmgesundheit und damit dem Immunsystem zuträglich sind.
Achtung! Fertigprodukte, wie etwa Fruchtjoghurts meiden: Die Emulgatoren E433 und E466, die Lebensmittel häufig zugesetzt werden, um die Konsistenz und Haltbarkeit zu verbessern, stehen in Verdacht, Entzündungen der Schleimhäute im Körper zu fördern.
Also: Bist du ein Fan von Kuhmilch, dann bleib einfach dabei. Bist du der Überzeugung, dass Kuhmilch dir schadet, dann lass sie einfach weg.
Diese Substanz, die den Harn alkalisch (pH-Wert über 8) macht, ist leider nicht nur nützlich, sondern kann sich auch nachteilig auswirken.
Das Positive zuerst: Ich habe es selber noch nicht gestestet, aber 1/4 Teelöffel Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) in Wasser aufgelöst und getrunken soll gegen das Brennen helfen. Diese Lösung neutralisiert die Säure in der Blase und lindert die brennenden Schmerzen bei einem akuten HWI. Eine weitere Indikation von alkalischem Harn ist bei der Einnahme von Arbutin aus Bärentraubenblättern gegeben. Damit dieses pflanzliche Desinfiziens das antibakteriell wirkende Hydrochinon bilden kann, muss der Harn schwach basisch sein.
Doch Vorsicht: Basischer Urin kann das Harnwegsepithel angreifen und fördert das Wachstum von bestimmten Bakterien (manche Bakterien überleben in alkalischem Harn besser). Zudem gibt es Keime (aus der Gattung Proteus) die den Harn-pH-Wert zusätzlich anheben. Wenn du es wirklich genau wissen willst, wie es mit dem pH-Wert deines Urins bestellt ist, dann kontrolliere einfach mit Indikatorpapier (zum Beispiel Uralyt®, Neutralit®).
Orientiert man sich an einer amerikanischen Webseite (The Pantry Pharmacy beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema Harnwegsinfekte), dann ist alkalischer Harn bei Infektionen mit E. coli (oder anderen gram-negativen Erregern) hilfreich. Bei Infektionen mit grampositiven Erregern (z.B. Enterokokken, Staphykokken) sollte der Harn sauer gehalten werden und folglich keinesfalls Natron eingenommen werden.
Fazit: Natron* als Trick gegen die Schmerzen nicht zu oft anwenden. Im Zweifelsfall den pH-Wert mit Teststreifen im Auge behalten. Eine Überdosis an Natriumhydrogencarbonat kann übrigens zu einer ernsthaften Vergiftung führen.
Blasenentleerung
Als Richtwert sollte spätestens alle 2-4 Stunden die Blase vollständig entleert werden. Faustregel: Es sollen täglich mindestens 1,5 Liter Harn ausgeschieden werden. Wichtig ist immer: Bei Harndrang die Toilette aufsuchen und den Toilettengang nicht hinauszögern.
Während einer akuten Blasenentzündung liegen die Meinungen der Experten leider sehr weit auseinander. Die einen empfehlen die Blase bei jedem Gefühl des Harndrangs zu leeren - egal wie oft, auch wenn es jedes Mal sehr schmerzhaft ist. Die anderen raten von einer zu häufigen Miktion ab - Urin enthält antientzündliche Hemmstoffe und soll deswegen nicht zu sehr verdünnt werden.
Behandelst du deine Blasenentzündung mit Antibiotikum? Dann soll die Harnblase jedenfalls nicht zu oft geleert werden, da sonst die antibakteriellen Wirksubstanzen zu schnell wieder ausgeschieden werden.
Du hast eine überaktive (schwache) Blase? Dann wäre Blasentraining vielleicht etwas für dich. Hier wird versucht, die Blase nach einem vorgegebenen Blasenentleerungs-Plan zu trainieren.
Manche Ärzte sagen: Jedes Mal zur Toilette gehen, sobald sich Harndrang meldet (selbst wenn das Wasserlassen weh tut). Andere behaupten: Der Urin enthält antibakterielle Hemmstoffe und soll deswegen nicht durch übermäßiges Trinken zu sehr verdünnt und auch nicht durch ständiges Harnlassen ausgeschieden werden.
Meine persönliche Erfahrung: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Nicht übertreiben und alle paar Minuten tröpfchenweise pinkeln, das reizt die entzündeten Schleimhäute durch die Kontraktion noch mehr. Gehe ich aber dann zu selten zur Toilette, dann brennt es durch den konzentrierten Harn.
Vorsicht ebenfalls bei der Einnahme von Medikamenten: Die Wirksubstanzen in Antibiotikum oder anderen Präparaten (z.B. D-Mannose*) sollen in der Blase verweilen, damit sie ihre Wirkung entfalten können, bevor sie wieder ausgeschieden werden.
Während der Miktion entspannt und aufrecht sitzen (nicht hockend über der Toilette schweben!), nicht pressen, Blase restlos entleeren (dazu, wenn erforderlich, nochmal die Sitzposition wechseln oder Blase mit den Fingerkuppen von außen sanft anheben), kein parfumiertes Toilettenpapier. Mehr dazu unter Blasenentleerung
Das kann der Urologe/Urologin mit einer Restharnsonografie feststellen. Bei dieser Ultraschalluntersuchung wird die Blase vermessen und die nach dem Wasserlassen darin verbliebene Harnmenge bestimmt.
Du selbst kannst das auch testen. Nach der Blasenentleerung aufstehen, bzw. die Blase von außen mit den Fingerkuppen leicht anheben. Danach nochmals versuchen die Blase zu leeren. Kommt dann noch Urin, dann weist das auf Restharn in der Blase hin. Häufiges Wasserlassen kann ebenfalls ein Zeichen von Restharn sein, da die Blase durch den Verbleib von Restharn ja wieder schneller voll ist.
Was ist das Problem am Restharn? Durch den in der Blase verbleibenden Urin können sich Bakterien und Keime leichter dort einnisten und vermehren. Das Risiko von Infektionen wie Blasenentzündungen steigt.
Ab einer Menge von etwa 100 ml bei Erwachsenen kann es problematisch werden.
Eine gesunde Harnblase entleert sich bei jedem Toilettengang vollständig. Dafür sorgt der Blasenmuskel, indem er sich zusammenzieht, während die beiden ringförmigen Schließmuskeln sich öffnen. Restharn verbleibt dann in deiner Blase, wenn der Entleerungsvorgang behindert wird.
Damit man vollständig entleeren kann, muss man den Beckenboden entspannen und den Urin frei laufen lassen.
- Nach dem Wasserlassen einen Moment warten, dann noch einmal versuchen zu urinieren. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Blase leer wird.
- Es kann auch helfen, die Harnröhre auszustreichen, damit kein Urin zurückbleibt.
- Aufstehen, wieder hinsetzen, dann noch einmal versuchen.
- Da ich unter einer Blasensenkung (Zystozele) leide, hebe ich nach dem Wasserlassen mit den Fingerkuppen von außen über dem Schambein meine Blase an, dann versuche ich es nochmal.
Am besten findest du durch Ausprobieren die für dich passende Strategie um den Restharn aus deiner Blase zu bekommen. Achtung: Die letzten Tropfen auf keinen Fall "herauspressen".
Bei einer Harnwegsinfektion ist die Schleimhaut der Harnblase, das sogenannte Urothel, gereizt oder entzündet. Dadurch ist die Dehnbarkeit der Blase vermindert und sie signalisiert viel schneller Harndrang.
Nicht immer ist eine bakterielle Entzündung der Grund für den ständigen Drang zum Wasserlassen. Reizzustände der Blase ohne nachweisbare Ursache werden auch als "überaktive Blase" bezeichnet. Dies äußert sich in besonders häufigem Harndrang, oft gepaaart mit einem unkontrollierten Urinverlust. Die Urinmenge ist fast immer gering. Ein Grund für eine Reizblase ist die Irritation des für die Blasensteuerung zuständigen vegetativen Nervensystems.
Die genauen Ursachen für eine Reizblase lassen sich oft nicht eindeutig klären. Es müssen jedoch Erkrankungen wie akute Entzündungen und Obstruktionen (Harnsteine, Tumore) der Harnblasenregion ausgeschlossen werden. Auch Bandscheibenprobleme der Lendenwirbelsäule können zu einer überaktiven Blase führen.
Bei obstruktiven Blasenentleerungsstörungen ist die Beseitigung der ursächlichen Blockade durch einen chirurgischen Eingriff oft möglich. Bei neurogener Blasenentleerungsstörung kann eine medikamentöse Therapie(z.B. Botoxinjektionen) versucht werden.
Um die Beschwerden bei überaktiver Blase oder Reizblase zu verringern, können allgemeine Maßnahmen, wie Stressabbau, der Verzicht auf Rauchen, Kaffee, und Alkohol helfen. Außerdem wird Beckenbodentraining empfohlen, die Anspannungs- und Entspannungsübungen der Beckenbodenmuskulatur wirken sich oft positiv auf die Blase aus. Beim sogenannten Blasentraining übt man, die Blase nicht sofort zu entleeren, wenn sie sich meldet - der Toilettengang wird schrittweise um ein paar Minuten hinausgezögert.
In einem nächsten Schritt können "blasendämpfenden Medikamente" (Anticholinergika) versucht werden.
Ist mit Medikamenten ebenfalls keine Besserung zu erzielen, kann eine Botox Therapie Linderung schaffen. In einem endoskopischen Eingriff wird das Nervengift Botulinum unter die Harnblasenwand gespritzt. Der dämpfende Effekt hält sechs bis neun Monate an, danach muss die Behandlung wiederholt werden.
Sobald man beim Niesen, Husten, Heben/Tragen Urin verliert, spricht der Mediziner von einer Belastungsinkontinenz. Diese tritt unabhängig vom Harndrang bei körperlichen Belastungen (Niesen, Husten, Lachen, Heben von Gewichten oder beim Sport).
Die Gründe dafür sind meist eine Schwäche des Blasenschließmuskels und der Beckenbodenmuskulatur - begünstigt durch Alter, Übergewicht oder Schwangerschaft(en) bzw. Entbindung(en).
Mögliche Therapien: Beckenbodentraining, Gewichtsabnahme bei Übergewicht, medikamentöse Behandlung, seltener ein operativer Eingriff.
Tipp meiner Gynäkologin, der auch sehr gut funktioniert: Während dem Niesen oder Husten den Kopf zur Seite drehen, das sorgt für eine automatische Anspannung des Beckenbodens.
Im Normalfall findet keine direkte Übertragung durch die Toilette statt. Viel häufiger geschieht eine indirekte Übertragung durch mangelnde Händehygiene. Die Keime gelangen von verunreinigte Oberflächen (Türgriffe, Toilettenbrillen, Seifenspender, Wasserhähne) auf die Hände. Über die Hände können die Keime dann in den Intimbereich wandern - Einführen von Tampons, die Finger des Partners, ...
Klodeckel vor dem Spülvorgang schließen! Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Denn bei jedem Spülvorgang werden Bakterien und Viren über ganz kleine Wassertröpfchen (Aerosole) aus dem Toilettenwasser hochgewirbelt. Die Bakterien können sich dadurch auf umliegenden Flächen (z.B. Toilettenpapier, Handtuch) absetzen. Mein Tipp: Auf öffentlichen Toiletten einfach mit einem Papiertaschentuch aus der eigenen Handtasche abtupfen.
Am besten schützt du dich aber mit ausreichender Händehygiene. Das gilt auch für deinen Partner, bevor er mit dir intim wird.
Vorher(!) und nachher Hände waschen, kein parfümiertes Toilettenpapier, kein Toilettenpapier von einer fremden Toilette, von vorne nach hinten reinigen. Feuchttücher nur für die Analregion!
Wärme
Wärme. Auch wenn man manchmal den Trugschluss hört, dass sich Bakterien auf einem warmen Nährboden gut vermehren können und deswegen die Blase bei einer Blasenentzündung nicht mit Warme therapiert werden soll. Wenn der Körper warm gehalten wird, sorgt das auch für eine gute Durchblutung, die wiederum für eine gute Immunabwehr sorgt. Außerdem wirkt Wärme entkrampfend und schmerzlindernd.
Die gute alte Wärmflasche oder ein Körnerkissen kann deswegen auch bei der Blasenentzündung gute Dienste leisten.
Wärme sorgt für eine gute Durchblutung der Blasenschleimhaut. Eine gut durchblutete Schleimhaut wird mit Keimen in der Regel besser fertig. Wärme zur Vorbeugung: Eine schlecht durchblutete Haut ist häufig nicht mehr in der Lage, eine beginnende Blasenentzündung zu verhindern.
Wärme bei einer akuten Blasenentzündung: Die Wärme sorgt für eine bessere Immunabwehr im Kampf gegen die Keime. Sie hilft auch den Unterbauch rund um die Blase zu entspannen und die oftmals krampfartigen Schmerzen zu lindern.
Kälte kann indirekt eine Blasenentzündung auslösen. Ist unser Körper der Kälte ausgesetzt, ziehen sich die Gefäße zusammen und die Durchblutung wird schlechter. Liegt bereits eine erhöhte Keimzahl vor und der Körper wird schlecht durchblutet, kann die Entzündung viel eher in die Blase aufsteigen. Das heißt: Die eigentliche Ursache liegt nicht bei den kalten Füßen, sondern bei Erregern, die dadurch leichter in den Körper gelangen.
Meine Erfahrung: Gerade wenn man mit wiederkehrenden Blasenentzündungen kämpft, führt Kälte oft dazu, dass Bakterien dann ein leichteres Spiel haben. Und voila, die Blase ist wieder entzündet.
Es klingt zugegebenermaßen ja im ersten Moment noch nicht logisch, aber es gibt tatsächlich eine wissenschaftliche Erklärung, dass zwischen kalten Füßen und Blasenentzündungen ein Zusammenhang besteht. Bei Kälte zentriert der Körper seine Temperatur auf den Körperkern, damit die wichtigen Organe warm bleiben. Dadurch wird die Durchblutung im Beckenbereich gedrosselt, was wiederum eine örtliche Abwehrschwäche verursacht. (die Schleimhäute sind für die Immunabwehr zuständig). Eine lokale Abwehrschwäche bedeutet, dass Keime leichter in die Harnwege wandern können.
Kälte alleine verursacht somit keine Blasenentzündung per se, es sind die Keime, die sich durch die schlechter durchblutete Schleimhaut leichter ansiedeln können.
Long story short: Sind Bakterien schon in der Nähe, kann das Stehen oder Sitzen auf kalten Oberflächen die Entstehung einer Blasenentzündung begünstigen. Auch nasskalte Badesachen, kalt verschwitzte Unterwäsche und ausgekühlte Nierengegend sind nicht ideal, wenn du zu HWI neigst. (durch ungeeignete Kleidung) auskühlen zu lassen.
Kälte hemmt die Durchblutung im Beckenbereich, was wiederum zu einer verringerten Abwehr in dieser Körperregion führt. Deswegen sollten speziell Füße und Beckenpartie immer gut eingepackt sein. Und natürlich sollte man es vermeiden, auf kaltem Untergrund zu sitzen.
Zuhause mit Wollsocken oder Schlappen herumlaufen. Vor dem Computer oder Fernseher sitzend gut zudecken.
Die Beckenregion schön warm walten, z.B. mit Nierenwärmer-Tubes*.
Den Popo mit einem Thermo Sitzkissen* gegen kalte Sitzflächen isolieren.
Nasse oder verschwitzte Kleidung sofort wechseln. Auch wenn heiße Sommertage dazu verleiten, in nassen Badesachen Abkühlung zu genießen.
Eine warme Jacke oder Weste immer dabei haben (Kofferraum, Rucksack, einfach über die Hüfte gebunden)
Bei Sport und Wanderungen Funktionskleidung tragen und trockene Ersatzunterwäsche in den Ruckack packen.
Bei sitzenden Tätigkeiten in kalter Umgebung (z.B. im Job) ein beheizbares Sitzkissen. Wenn kein Netzanschluss vorhanden, dann gibt es auch Heizkissen mit USB Anschluss, die über eine herkömmliche Powerbank betrieben werden können, z.B. USB Heizkissen*.
Bei stehenden Tätigkeiten in kalter Umgebung kann man sich mit Thermopads abhelfen. Zehenwärmer Thermopads* sind so klein und handlich, dass sie auch in die Unterwäsche reinpassen und genau über dem Schambein platziert werden können. 8h angenehme Wärme sind dadurch garantiert.
Feuchte Wärme dringt etwas tiefer in den Körper ein. Deshalb sind feucht-warme Auflagen / Wickel ideal. Ein Baumwolltuch in der Größe der Blasenregion, ca. 15x15 cm, in einen starken Tee aus Scharfgarbe (hat eine entkrampfende Wirkung) getaucht und ausgewrungen auf die Blasenregion legen. Mit zusätzlicher Wärmeflasche oben drauf 20 Minuten wirken lassen. Danach ruhen.
Alternativ kannst du mit Sitzbädern arbeiten. Mehr dazu in meinem Artikel über Wärme.
Nicht jedermann oder jedefrau ist Fan von feuchter Wärme, wenn es unten zwickt und zwackt. Ich gehöre da zum Beispiel dazu. Mir sind Wärmeflasche oder Moorkissen* schlichtweg sympathischer.
Feuchtwarme Auflagen mit einem Baumwolltuch in der Größe der Blasenregion (ca. 15x15 cm). Einen starken Tee / Sud aus Scharfgarbe (hat eine entkrampfende Wirkung) kochen, das Tuch damit befeuchten und für 20 min auf die Blasenregion legen. Eine Wärmeflasche über dem Tuch ermöglicht eine gleichmäßige Wärme. Dem Körper danach Ruhe geben.
Ja, das ist durchauch möglich. Dafür kann es verschiedene Gründe geben: vermehrtes Einströmen von Bakterien durch warmes Wasser, Unterkühlung des Unterleibs, Keime außerhalb des Badewassers, etc.
Mehr dazu unter Kann ich mit Blasenentzündung Schwimmen gehen?
Auch wenn im Sommer das Freibad und im Winter die Therme locken, sollten sämtliche Aktivitäten rund ums Schwimmen erstmal verschoben werden. Eine Unterkühlung (nasser Bikini oder Badeanzug) kann Blasenentzündungen begünstigen. Ein ausgekühlter Unterkörper führt zu einer schlechter durchbluteten Blasenschleimhaut und begünstigt so Infektionen.
Außerdem schwächte Nässe und Kälte den Selbstschutz der Haut im Intimbereich. Dadurch können sich die Keime, die sich auf der Haut befinden, besser ausbreiten. Die Infektion wird in Schwimmbädern meist nicht durch fremde Keime im Wasser ausgelöst (das Chlor verhindert in der Regel eine Vermehrung von Bakterien), sondern durch die eigenen Darmbakterien im Intimbereich.
Warmes Badewasser führt zu einer Muskelentspannung, welche das vermehrte Einströmen von Badewasser - und damit möglicherweise auch von Bakterien (meist sind es die eigenen Darmbakterien) - begünstigt.
Auch wenn ich generell davon abrate, während der Periode schwimmen zu gehen: Unbedingt Hygieneartikel wie Tampons nach dem Aufenthalt im Wasser wechseln!
Vorbeugende Maßnahmen beim Schwimmen: Intimbereich (Haut an Blasen- und Scheideneingang) vor dem Schwimmen mit einer Salbe, z.B. Deumavan® Schutzsalbe*, schützen, nach dem Schwimmgang versuchen verbliebenes Wasser in der Scheide durch Husten zu entfernen, nasse Badekleidung rasch ausziehen, nach jedem Schwimmgang Blase leeren, während dem Schwimmbadbesuch generell, viel trinken
Auch am Beckenrand, auf der Liegewiese oder am warmen Betonboden rund um das Becken lauern Keime und Bakterien. Leg deswegen immer ein Handtuch unter, bevor du dich hinsetzt. Zum Abtrocknen verwendest du dann ein separates, sauberes Handtuch.
Eine unkomplizierte Zystitis heilt meistens innerhalb von einer Woche. Währenddessen und auch beim Anhalten von Symptomen solltest du auf Schwimmbadbesuche verzichten.
Durch das warme Wasser der Therme entspannen sich die Muskeln im Urogenitaltrakt. Diese Muskelentspannung führt zu einem vermehrten Einströmen von Badewasser - und damit möglicherweise auch von Bakterien.
Whirlpools oder Heilbäder haben zudem oft noch eine hohe Keimbelastung und erhöhen das Risiko an einem Harnwegsinfekt zu erkranken. Als Beispiel: Aus einer Selbsthilfegruppe weiß ich von einer Betroffenen, die seit einem Aufenthalt in einem ungarischen Schwefelbad jahrelang mit einem hartnäckigen, immer wiederkehrenden Keim kämpft.
Mehr dazu unter Kann ich mit Blasenentzündung Schwimmen gehen?
Schwimmen bzw. Baden ist während einer Blasenentzündung nicht ratsam.
Was beim Baden im Meer hinzukommt: In Küstennähe kann die Keimbelastung durch landwirtschaftliche Einschwemmungen und Abwässer erhöht sein und damit Harnwegsinfektionen begünstigen.
Auch bei Seen und Flüssen ist die Wasserqualität zu beachten. Im Internet findet man meist aktuelle Ergebnisse der Badegewässeruntersuchungen. Prinzipiell sind die Badestellen an Fließgewässern anfälliger auf witterungsbedingte Veränderungen. Besonders nach Gewittern können diffus (z. B. aus der Landwirtschaft) oder punktuell (z. B. Kläranlagenentlastungen) vermehrt Keime eingeschwemmt werden.
Fließgewässer sind bei der Wasserqualität traditionellerweise etwas problematischer, da es über längere Strecken zu sogenannten Sammeleffekten kommen kann. Starkregenfälle könnten stärkere, zeitlich begrenzte, Belastungen mit Bakterien liefern.
Mehr dazu unter Kann ich mit Blasenentzündung Schwimmen gehen?
Wenn du zu Blasenentzündungen neigst ist im Zweifelsfall eine Dusche ratsamer. Durch das warme Wasser im Bad entspannen sich die Muskeln im Urogenitaltrakt. Diese Muskelentspannung führt zu einem vermehrten Einströmen von Badewasser - und damit möglicherweise auch von Bakterien (meist sind es die eigenen Darmbakterien). Solltest du doch ein Vollbad genommen haben, danach die Blase vollständig leeren. Eingeströmte Bakterien können dadurch wieder ausgespült werden.
Das Badetuch bzw. Handtuch regelmäßig wechseln und am besten bei 60° waschen. Ich tupfe den Intimbereich auch gerne mit einem Baumwolltuch (oder Waschlappen) trocken, das ich nach jedem Abtrocknen zur Wäsche gebe.
Entspannung
Es ist sinnvoll und wichtig, deinem Körper Ruhe zu gönnen, damit die Blasenentzündung ausheilen kann. Ruhe unterstützt unsere körpereigenen Abwehrmechanismen und kann so verhindern, dass aus einem unkomplizierten Harnwegsinfekt eine Nierenbeckenentzündung wird.
Im Liegen wird die Blase optimal durchblutet und entspannt. Zusätzliche, gleichmäßige Wärme unterstützt ebenfalls die Heilung.
Im Liegen wird die Blase optimal durchblutet und entspannt. Zusätzliche, gleichmäßige Wärme unterstützt ebenfalls die Heilung. So arbeitet dein Immunsystem am effektivsten, und dein Körper kann die Entzündung so besser besiegen und ausheilen.
Ab ins Bett oder auf's Sofa. Trockene Wärme durch Wärmeflasche/Moorkissen etc. oder feuchte Wärme durch (ansteigende) Sitzbäder oder Wickel.
Bei einer Blasenentzündung (Zystitis) ist es ratsam zu pausieren. Starke Belastungen sind immer ein Stress für unseren Körper und schwächt kurzfristig die Immunabwehr. Daher solltest du bei einer akuten Blasenentzündung deinen Organismus nicht noch zusätzlich mit Sport belasten - er braucht jetzt die ganze Kraft zur Bekämpfung des Infekts.
Als vorbeugende Maßnahme sind moderater Sport oder einfach nur aktive Alltagsbewegung ideal. Trainierte Menschen besitzen in der Regel mehr entzündungshemmende Immunzellen. Bereits 20 Minuten moderate Bewegung (flotter Spaziergang, Walken am Laufband, etc.) kann Entzündungsprozesse ausbremsen.
Daher mein Tipp: Gerade bei wiederkehrenden Blasenentzündungen ist Bewegung hilfreich. Das muss nicht gleich "Sport" sein - besser mehr Bewegung im Alltag einbauen.
D-Mannose
Die Zuckermoleküle des aus Mais oder Birke gewonnenen Einfachzuckers blockieren die fingerartigen Anker der in deine Blase eingedrungenen Bakerien und erschweren damit deren Zellanhaftung am Urothel (= mehrschichtiges Deckgewebe der ableitenden Harnwege). Die Erreger können sich dann nicht mehr an deiner Blasenwand festkrallen, sondern werden beim nächsten Pipigang einfach ausgespült.
Da D-Mannose* kaum verstoffwechselt wird, darfst du auch als Diabetiker D-Mannose zu dir nehmen. D-Mannose* hat keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel - ein großer Teil gelangt unverdaut ins Blut und wird über die Nieren ausgeschieden.
Bei der Herstellung von D-Mannose* (Summenformel C6H12O6) wird aus der im Mais oder in der Birke enthaltenen Glucose über mehrere Produktionsschritte D-Mannose* gebildet. Ob als Quelle dazu Birke oder Mais verwendet wird, ist nicht entscheidend, das Endprodukt hat die gleiche chemische Formel.
Der Rohstoff Mais hat den Vorteil, dass er im Vergleich zu Birkenholz schnell nachwachsend ist. Aber auch oft den Nachteil, dass er aus genmanipuliertem Anbau stammt.
D-Mannose* aus Birke ist meist teurer, aber viele meiner Leidensgenossinnen sagen ihr eine bessere Wirkung nach (auch wenn das chemisch nicht nachweisbar ist).
Diese Frage lässt sich pauschal nicht so einfach beantworten. Aber du kannst ein paar Kriterien im Auge behalten, wenn du dich auf die Suche im Dschungel der vielen verschiedenen Präparate machst:
- Reine D-Mannose* (100%) am besten im Pulverform
- Ohne Zusätze wie Zucker, Cranberry oder Vitamine
- Bei Herkunft aus Mais bitte aus gentechnikfreiem Anbau
- Achte auf die Qualität: Ist ein Analysezertifikat eines externen Labors verfügbar? Made in Germany?
- Teuer ist nicht gleich besser!
Lass dich nicht von teuren Kombinationspräparaten ködern (ich darf hier keine Brands nennen ...). Pulverform ist am billigsten und besten, ich hab sie aber auch in Tablettenform für unterwegs (begleiten mich in meiner Handtasche). Bei mir immer vorrätig: Natural D Mannose Pulver ZeinPharma* oder Vitabay D-Mannose*
Auf fast allen Seiten im Netz ist die Rede: D-Mannose* hilft nur bei E. coli Bakterien. Das ist aber (zum Glück) ein weit verbreiteter Mythos. D-Mannose* bindet auch an Fimbrien von anderen Enterobakterien (Klebsiella spp., Serratia spp.) und verhindert damit, dass die Keime ans Uroepithel andocken.
Im Detail: D-Mannose* bindet an FimH auf Typ I-Pili. Es gibt leider viele uropathogene Bakterien, die keine Typ I-Pili aufweisen (einige Stämme von E. coli, Staphylokokken, Streptokokken, Proteus Mirabilis, etc.). Bei dieser Art von Bakterien wird dir D-Mannose* dann nicht helfen.
Wenn du deinen Keim (= die Bakterien, welche deine Blasenentzündung auslösen) nicht kennst, dann kannst du dir noch mit dem Parameter Nitrit eines Urinteststreifens ein klareres Bild verschaffen. Zeigt der Morgenurin (Urin muss mind. 5h in der Blase gewesen sein) kein Nitrit (das pinke Feld am Teststäbchen) an, dann ist es durchaus möglich, dass D-Mannose* dir nicht helfen wird. Hintergrund: Nitrit-bildende Bakterien des Urins sind E. coli, Klebsiellen, Proteus Mirabilis. Enterokokken, Staphylokokken, Pesudomonas oder Gonokokken bilden kein Nitrit und sind auch nicht sensitiv für D-Mannose*. Eine Ausnahme zu dieser Nitrit-Faustregel bildet Proteus Mirabilis: nitritbildend, aber D-Mannose* ist nicht wirksam.
Ein Urinteststreifen kann aber aus diversen Gründen (siehe FAQ Teststreifen) immer wieder mal falsche Ergebnisse liefern. Du kannst daher D-Mannose* zu Beginn deiner Blasenentzündung ruhig ausprobieren. Wenn dir das hilft, wunderbar! Wenn dir das nicht hilft, dann ist die D-Mannose* bei deinem Keim wahrscheinlich unwirksam.
D-Mannose* ist eine Art Wundermittel, das es sehr effektiv ist und gleichzeitig keine (nachgewiesenen) Nebenwirkungen hat. Der Einfachzucker wird in geringen Mengen vom menschlichen Körper selbst produziert, es handelt sich daher um einen körpereigenen Stoff.
Bei individueller Unverträglichkeit oder extrem hohen Dosen kann D-Mannose* zu Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Blähungen und weichem Stuhl führen. Das testest du am besten an dir selbst. Wenn ich D-Mannose* hoch dosiere, dann kann das schon mal einen Blähbauch machen. Der ist mir aber allemal lieber als die schmerzhafte Blasenentzündung. Wenn du unter Verstopfung leidest, dann wird dir die leicht abführende Wirkung wahrscheinlich sogar willkommen sein.
Man hat außerdem herausgefunden, dass D-Mannose* die Zähne schützt: Laut einer Studie kann D-Mannose* die Vermehrung von Kariesbakterien verhindern. Die karieshemmende Wirkung ist bei D-Mannose* sogar stärker als die des zahnfreundlichen Süssungsmittels Xylit.
Wechselwirkungen: D-Mannose* beeinträchtigt nicht die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln oder anderen Medikamenten. D-Mannose* wird nicht verstoffwechselt wird – und hat deshalb keine Wechselwirkungen mit anderen Substanzen. Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche und homöopathische Arzneimittel sollten jedoch mit mindestens zwei Stunden Abstand eingenommen werden.
D-Mannose* eignet sich für präventive oder unterstützende Anwendung bei unkomplizierten Blasenentzündungen und Harnwegsinfekten in der Schwangerschaft und während der Stillzeit. Doch ist vorher eine Absprache mit dem Frauenarzt / der Frauenärztin ratsam.
Auch in der Schwangerschaft kann D-Mannose* präventiv oder unterstützend bei Blasenentzündungen oder anderen unkomplizierten Infekten der Harnwege eingesetzt werden. Vorher ist eine Absprache mit deinem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin ratsam.
Auch in der Stillzeit kann D-Mannose* präventiv oder unterstützend bei Blasenentzündungen oder anderen unkomplizierten Infekten der Harnwege eingesetzt werden. Vorher ist eine Absprache mit deinem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin ratsam.
D-Mannose* wird kaum verstoffwechselt und hat aus diesem Grund keine Wechselwirkungen mit anderen Substanzen. Du kannst also D-Mannose* auch im Fall einer Antibiotikatherapie bei akuter Blasenentzündung bedenkenlos zusätzlich unterstützend einnehmen.
Notiz am Rande: Wenn dein Keim mannose-sensitive Fimbrien hat (z.B. E. coli, Klebsiellen) wirkt D-Mannose* in den meisten Fällen so gut, dass Antibiotika oft gar nicht notwendig sind. Wichtig ist dabei aber, dass du die D-Mannose* vorbeugend zu dir nimmst und nicht erst bei einer ausgewachsenen Blasenentzündung (die Bakterien können sich auch in der Blasenwand einbetten und verstecken).
D-Mannose* wirkt bei der Behandlung von akuten Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen. Mindestens genauso gut (oder sogar noch besser) eignet sich D-Mannose zur Vorbeugung bei rezidivierenden Infektionen oder zur Prävention von der "Honeymoon-Zystitis" nach dem Geschlechtsverkehr. Voraussetzung: Dein üblicher Keim (bitte durch Urinkultur feststellen lassen) hat Typ I-Pili wie z.B. E. coli, Klebsiella spp., Serratia spp.
Auch wenn für eine erfolgreiche Behandlung oft nur ein paar Tage nötig sind, spricht einer längeren Einnahme nichts dagegen. Für D-Mannose* ist kein Gewöhnungseffekt und auch keinerlei Resistenzbildung bekannt.
Dazu findet man im Netz viele verschiedene Anleitungen - von einfach bis ganz kompliziert. D-Mannose* kann man eigentlich nicht überdosieren. Die schlimmste Nebenwirkung wären Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Durchfall).
Daher meine persönliche Herangehensweise (solange du kein Bauchweh bekommst): Bei akuter Blasenentzündung mit jedem Glas Wasser (ca. alle 2-3h) mind. 2g (oder mehr, das musst du selbst an dir austesten). Einnahme nach dem Abklingen der Symptome für ein paar Tage fortsetzen und die Dosierung langsam herunterfahren.
Zur Vorbeugung bei wiederkehrenden HWI, morgens und abends 2g. Am wichtigsten ist die abendliche Einnahme, damit kann die D-Mannose* in den Nachtstunden in der Blase wirken kann (sie gibt deinen Bakterien keine Chance sich ungebremst über viele Stunden hinweg in deiner Blase zu vermehren und festzukrallen).
Bei Blasenentzündungen nach dem Sex: Vor und nach dem Spaß 1 Glas Wasser mit 2g (oder mehr) D-Mannose*. Wenn die HWI trotzdem nach dem Geschlechtsverkehr immer wiederkommen: Dosis erhöhen bzw. über eine Urinkultur testen lassen, um welchen Keim es sich handelt - womöglich handelt es sich um einen mannose-resistenten Keim.
Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Manche Frauen (und auch Männer) berichten von einer Linderung innerhalb weniger Stunden. Es kann aber auch etwas länger dauern, je nachdem, wie weit sich die Bakterien vermehrt und ausgebreitet haben. Wenn nach 3-5 Tagen keine Besserung eingetreten ist, ist es jedenfalls ratsam eine Arztpraxis aufzusuchen.
In einer Studie mit 308 Frauen, die alle an wiederkehrenden Harnwegsinfektionen litten, erhielten die Frauen ein halbes Jahr lang täglich entweder 2g D-Mannose oder 50mg eines Antibiotikums.
Das Ergebnis: Aus der D-Mannose-Gruppe hatten lediglich 15% der Frauen eine Wiedererkrankung, aus der Antibiotikagruppe waren es 20%. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen war bei der D-Mannose-Gruppe jedoch signifikant niedriger als bei der Antibiotikagruppe.
Fairerweise muss ich hier betonen, dass es sich bei der Studie um einen Vergleich der Wirksamkeit von Antibiotikum versus D-Mannose in der Vorbeugung handelt. Bei einem bereits akuten Infekt würde das Ergebis sehr wahrscheinlich anders ausfallen. Also: Mit D-Mannose* sollte vor allem vorbeugend gearbeitet werden.
Wenn die D-Mannose* bei einer unkomplizierten Zystitis nicht anschlägt, dann kommen mindestens zwei Gründe in Frage. Du dosierst zu gering oder du hast einen von Natur aus mannose-resistenten Keim (einige Stämme von E. coli, Staphylokokken, Streptokokken, Proteus Mirabilis, etc.). Wenn das bei dir der Fall sein sollte, dann auf andere Mittel zurückgreifen, z.B. Angocin® Anti-Infekt N*.
Die Einnahme von D-Mannose* in hohen Dosen kann in manchen Fällen zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Stuhlgang und Durchfall führen. Wenn die Verdauungsprobleme erträglich sind, dann am besten durchhalten. Ansonsten kannst du versuchen die Dosis zu reduzieren oder du kämpst einfach mit anderen Mitteln, z.B. mit Angocin® Anti-Infekt N*.
Ja, D-Mannose* aus Birke ist auch für Allergiker geeignet.
Immer wieder kursiert der Mythos, dass bei Birken-Pollenallergie D-Mannose aus Mais zu bevorzugen ist. Allerdings ist es sicher, dass es sich bei D-Mannose um einen Einfachzucker und nicht um ein Protein handelt, welches Allergien hervorrufen kann.
Hast du trotzdem das Gefühl, dass du allergisch reagierst? Dann überprüfe bitte dein D-Mannose* Produkt. Hat es außer reiner D-Mannose* noch andere Zusatzstoffe beigemengt, wie z.B. Cranberry, Löwenzahnwurzelextrakt, Kürbissamen? Wird das Pulver von einem zertifizierten Arzneimittelhersteller hergestellt?
Da ich erstens kein Arzt bin und zweitens gerade bei Kindern extrem vorsichtig agiere, gibt es von mir dazu keine Empfehlung. Im Netz wirst du ein Ja und ein Nein dazu finden.
Was würde ich persönlich bei meinem Kind tun? Da es sich bei D-Mannose* um keinen körperfremden Stoff handelt - es ist eine spezielle Form von Zucker ohne Zusätze - würde ich D-Mannose* wahrscheinlich versuchen (nach Absprache mit dem Arzt / der Ärztin). Der Keim muss bekannt und mannose-sensitiv sein und die Dosierung natürlich dementsprechend niedriger. Bei der Auswahl des Präparats würde ich außerdem höchstes Augenmerk auf Qualität, Herkunft und externe Laborprüfungen legen.
Ich litt als Kind unter den teuflischen Schmerzen der Blasenentzündung und weiß daher aus eigener Erfahrung, wie sich ein Kind dabei fühlen muss.
Nein, D-Mannose* und Birkenzucker sind nicht dasselbe.
Obwohl D-Mannose* in Preiselbeeren vorkommt, enthalten Preiselbeeren viel weniger Wirksubstanz als reines D-Mannose Pulver. Reines, konzentriertes D-Mannose Pulver ist daher die bessere Alternative und wirkt 10-50 mal stärker als Preiselbeersaft.
Potentieller Synergieeffekt: Preiselbeerpräparate enthalten aber auch sogenannte Proanthocyanidine, die verhindern, dass mannose-resistente Fimbrien (Typ P Fimbrien) an der Harnröhre und der Blase andocken. D-Mannose* und die Proanthocyanidine des Preiselbeerextrakts könnten daher in Kombination vorteilhaft sein.
In wissenschaftlichen Studien bewegt sich die Wirksamkeit von Cranberry Produkten aber auf sehr, sehr dünnem Eis. Eine Cochrane Metaanalye (2012) die 24 Studien mit einer Gesamtanzahl von 4473 Teilnehmern auswertet, kommt zu dem Ergebnis: Cranberrysaft bietet offenbar keinen eindeutigen Nutzen bei der Verhinderung von HWI, auch wenn es bei den Teilnehmern, die Cranberry-Produkte einnahmen, tendenziell zu weniger HWI kam. Eine hohe Dropout Quote lässt ebenfalls vermuten, dass eine andauernde Einnahme von Cranberrysaft nicht gut angenommen wird.
Kurz und knapp: Der Nutzen von Cranberry-Produkten ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Wenn du aber der Überzeugung bist, dass sie dir gut tun und du dir das leisten möchtest, dann lass dich nicht davon abbringen. Ergänzend zu D-Mannose* wird es dir wohl kaum schaden. Wichtig für dich: Preiselbeer-Kapseln sind dem Preiselbeersaft vorzuziehen, da der Saft aus der Preiselbeere auch viel Zucker enthält, der den meisten Bakterien wiederum Futter für Wachstum und Vermehrung liefert.
Forskolin
Coleus forskohlii, auch bekannt als Plectranthus barbatus, indisches Coleus oder dem Sanskrit-Namen Makandi ist eine tropische Pflanze, die eng mit den Coleus Arten verwandt ist. Forskolin* ist der aktive Bestandteil der "indischen Buntnessel" und zudem ein Lebensmittelbestandteil aus der Gruppe der Terpene, die den Hauptbestandteil von ätherischen Ölen darstellen.
In China, Indien, Brasilien und weiten Teilen Afrikas wird der Wirkstoff schon seit Jahrhunderten in der Volksmedizin verwendet. In der westlichen Medizin wird Forskolin* bei der Behandlung von Asthma, Herzkrankheiten und Thrombose eingesetzt. Forskolin-Extrakte sollen außerdem beim Abnehmen helfen.
Forskolin* gilt als Blutdrucksenker (es erweitert die Gefäße) und Blutgerinnungshemmer.
Und jetzt kommt's: Es verhindert die Einbettung der Bakterien in der Blasenschleimhaut, was du dir im Kampf gegen wiederkehrende Blasenentzündungen zunutze machen kannst.
Was Forscher bei Mäusen durch die Instillation von Forskolin* in die Blase herausgefunden haben, könnte auch beim Menschen eine ähnliche Wirkung haben. Forskolin unterbricht das Versteckspiel von in der Blasenwand eingebetteten (E. coli) Bakterien. Wie schafft Forskolin das? Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen und erkläre zuerst, mit welcher Taktik sich Bakterien im Urothel "einnisten" können.
Das Forscherteam um Brian Bishop von der Duke-Universität Durham fand heraus, dass die Bakterien einen Mechanismus ausnutzen um in der Harnblase verbleiben zu können. Als Reaktion auf steigende Urinmengen wird innerhalb der Endothelzellen der Blasenwand vermehrt cAMP(cyclisches Adenosinmonophosphat) gebildet. Dieser Botenstoff sorgt dafür, dass kleine Vesikel aus dem Zellinneren an die Oberfläche wandern, wo sie mit der Zellmembran fusionieren und diese vergrößern während sich die Blase dehnt. Sinken die cAMP-Spiegel nach dem Entleeren der Harnblase, werden die Vesikel wieder eingezogen und zurück ins Innere der Zellen geschleust. Und genau das ist der Zeitpunkt, wo die Erreger in die Vesikel hineinschlüpfen und damit ins sichere Zellinnere gelangen, wo ihnen Antibiotika nichts mehr anhaben können.
Forskolin* wirkt dem Versteckspiel entgegen, indem es die cAMP-Spiegel erhöht. Durch erhöhte cAMP-Spiegel wandern die kleinen Vesikel aus dem Zellinneren wieder an die Oberfläche und eingebettetete/eingenistete Bakterien gelangen wieder in die Blase zurück.
Untersuchungen zeigen, dass die Bakterien ein regelrechtes Gerüst aufbauen - einen sogenannten Biofilm. Dieser Film bietet den Keimen Schutz vor dem Antibiotikaangriff. Das erklärt auch, warum so manche Antibiotikatherapie nur kurz von Erfolg gekrönt ist. Denn manchmal befreien sich die eingebetteten Keime erst nach Monaten aus dem sicheren Reservoir und lösen dann die typische wiederkehrende Blasenentzündung aus.
Jein, auch wenn so mache Erfahrungsberichte das vermuten lassen. Forskolin* ist vielmehr ein Hoffnungsträger, der vielleicht einer eingebetteten Blasenentzündung ein Ende setzen kann. Forskolin alleine ist als Therapie vermutlich nicht geeignet, da es die Bakterien erstmal nur aus den Verstecken herauslockt. In einem 2. Schritt müssen die Keime dann in der Blase unschädlich gemacht werden. Im einfachsten Fall durch Ausspülung (vermehrtes Trinken und Entleeren der Blase), in Kombination mit Phytopräparaten (D-Mannose*, Angocin® Anti-Infekt N*, etc.) oder mit einer Antibiose.
Fazit: Wir wissen nicht genau, was eine wirksame Dosis von Forskolin* beim Menschen ist und wir haben auch keine Beweise dafür, dass Forskolin alleine Blaseninfektionen heilen kann.
Mein Tipp: Forskolin* ist seit Jahrhunderten weit verbreitet, was darauf hindeutet, dass es sicher ist. Einfach ausprobieren, vielleicht ist es für dich der lang ersehnte Durchbruch.
Wenn dein Keim mannose-sensitive Fimbrien hat (z.B. die meisten E. coli Stämme, Klebsiellen), kann er sehr gut mit D-Mannose* bekämpft werden. Die Bakterien docken dann an die D-Mannose an und nicht mehr an die Blasenschleimhaut, wo sie nämlich sonst eine Entzündung verursachen oder sich in Vesikeln verstecken. Und genau wegen diesen Verstecken der Bakterien kommt Forskolin* ins Spiel. Forskolin* bringt die eingenisteten Bakterien zurück in die Blase, wo die D-Mannose* dann dafür sorgt, dass die E. coli Bakterien sich nicht erneut an die Blasenschleimhaut festkrallen können. Beim nächsten Toilettengang werden die neutralisierten Zucker-Bakterien-Komplexe mit deinem Pipi ausgeschieden.
Im Akutfall: Therapiedauer insgesamt 10 Tage. Forskolin* 2x täglich (morgens und abends), 400-500 mg Coleus Forskohlii Extrakt mit 20% Konzentration (entspricht: 80-100 mg reinem Forskolin). Mannose mind. 6x am Tag, 2-4 g, nach ein paar Tagen dann langsam runterdosieren.
Zur Prophylaxe: Alle paar Monate für 1-2 Wochen. Forskolin* 2x täglich (morgens und abends), 400-500 mg Coleus Forskohlii Extrakt mit 20% Konzentration (entspricht: 80-100 mg reinem Forskolin). Mannose 2x täglich (morgens und abends), 2-4 g. Hier der Hinweis aus Erfahrungsberichten: Forskolin* 1h vor der D-Mannose* einnehmen (Eselsbrücke: Erst müssen die Bakterien herausgelockt werden, dann kann Mannose sie erst binden).
Wenn dein Keim nicht mannose-sensitiv ist (Proteus mirabilis, Staphylokokken, Streptokokken, auch einige Stämme von E. coli), dann kann ich dir empfehlen D-Mannose* durch Senföl/Meerrettich Produkte (z.B. Angocin® Anti-Infekt N*) zu ersetzen.
Forskolin* 2x täglich (morgens und abends), 400-500 mg Coleus Forskohlii Extrakt mit 20% Konzentration (entspricht: 80-100 mg reinem Forskolin). Forskolin* 1h vor der D-Mannose* oder anderen (natürlich) antibiotischen Mitteln einnehmen. Eselsbrücke: Erst müssen die Bakterien mit Forskolin herausgelockt werden, dann können Mannose oder andere Mittel sie unschädlich machen.
Ja, das ist sogar eine sehr gute Idee, da es das Antibiotikum unterstützt, an die pathogenen Erreger ranzukommen. Solange sich die eingebetteten Bakterien in den Zellen der Blasenschleimhaut verstecken, kann ein Antibiotikum nämlich leider nichts ausrichten. Erst wenn die Erreger an der Blasenwand selbst sitzen oder im Blaseninneren "schwimmen", kann sie ein (natürliches) Antibiotikum unschädlich machen.
Kapseln mit Coleus Forskohlii Extrakt sind im Normalfall 100% natürlichen Ursprungs, da die Inhaltsstoffe rein pflanzlicher Herkunft sind. In der fernöstlichen Medizin wird der Wirkstoff schon seit Jahrhunderten angewandt, was eine gewisse Sicherheit suggeriert. Oft werden aber weitere Substanzen beigemischt - insbesondere die Kapselhülle besteht meist aus anderen Inhaltsstoffen. Das musst du bei dem jeweiligen Produkt im Beipackzettel nachlesen.
Wichtig ist immer der Hinweis auf eine labortechnische Überprüfung beim auserwählten Produkt (nicht nur bei Forskolin). Du erkennst sichere Produkte anhand der international anerkannten Qualitätsstandards HACCP bzw. GMP oder der Einhaltung einer ISO-Norm.
Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte Forskolin nicht eingenommen werden. Da Forskolin eine blutverdünnende und blutdrucksenkende Wirkung hat, sollte es nicht bei niedrigen Blutdruck, zusammen mit Medikamenten gegen Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen oder bevorstehenden Operationen eingenommen werden.
Nicht nur mein Favorit: Vitabay bietet qualitative, vegane Kapseln mit 80 mg reinem Forskolin pro Kapsel an: Vitabay Forskolin 400mg*.
Es sind über Forskolin* keine nennenswerten oder gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen bekannt. Da Forskolin aber einen erheblichen Einfluss auf den Blutdruck und den Blutkreislauf haben kann, ist bei folgenden Umständen Vorsicht geboten. Forskolin sollte deshalb unter diesen Umständen nicht eingenommen werden:
- Bei niedrigem Blutdruck oder der Einnahme von Medikamenten gegen Bluthochdruck
- Bei Blutgerinnungsstörungen oder bei der Einnahme von Blutverdünnern
- Spätestens 2 Wochen vor einer Operation
- Während Schwangerschaft und Stillzeit
Die Erfahrungen mit Forskolin* sind großteils positiv. Du sollst dir aber nicht schon nach ein paar Tagen Einnahme eine Verbesserung erwarten. Als vorbeugende Kur oder zur Nachbehandlung nach einem akuten Infekt soll man es ruhig einige Wochen nehmen, und das alle paar Monate (sofern man Forskolin verträgt). Die Kombination mit einem natürlichen Antibiotikum (z.B. Angocin® Anti-Infekt N*) oder D-Mannose* ist auf jeden Fall sinnvoll. Auch zusammen mit Antibiotika kann es hilfreich sein. Man liest sogar von Erfolgsgeschichten bei der Behandlung von Kindern, auch wenn für Forskolin bei Kindern keine Empfehlung ausgesprochen werden darf.
Es gibt aber auch einige Berichte über Unverträglichkeiten, oder dass Forskolin noch mehr Brennen in der Blase/Harnröhre ausgelöst hat. Manche Leidgeplagten berichten von einem Flare (einem Wiederaufflammen der Beschwerden) durch Forskolin. Andere wiederum konnten keine Wirkung feststellen.
Mein Tipp: Mach am besten deine eigenen Erfahrungen mit Forskolin*! Halte dich an die Einnahmeempfehlungen und zieh es bei Verträglichkeit lange genug durch. Vitabay bietet qualitative, vegane Kapseln mit 80 mg reinem Forskolin pro Kapsel an: Vitabay Forskolin 400mg*.
Vitabay bietet qualitative, vegane Kapseln mit 80 mg reinem Forskolin pro Kapsel an: Vitabay Forskolin 400mg*.
Solltest du zu einem anderen Produkt greifen, dann die Inhaltsstoffe/Dosierung unbedingt genau nachlesen. Manche Produkte werben mit 1000mg Coleus Forskohlii Extrakt, pro Tablette bleiben aber tatsächlich nur 15mg reines Forskolin über. Bei einer Tagesdosis von 2x80mg müsstest du dann mind. 10 Tabletten / Tag schlucken.
Kritik zu den Produkten gibt es aber fast immer. In den Kapseln befinden sich oft Trennmittel wie Magnesiumcarbonat. Grundsätzlich werden sie vom Gesetzgeber aber als unbedenklich eingestuft, solange eine gewisse Tagesdosis nicht überschritten wird. In höheren Dosen (z.B. wenn du täglich viele Nahrungsergänzungsmittel/Medikamente mit diesem Inhaltsstoff einnimmst) kann Magnesiumcarbonat die Aufnahme anderer wichtiger Nährstoffe herabsetzen, Blähungen oder Durchfall auslösen.
Grundsätzlich wird bei Forskolin* die Wirkung ausgenutzt, dass durch die erhöhten cAMP-Spiegel kleine Vesikel aus dem Zellinneren an die Oberfläche wandern und eingebettetete/eingenistete Bakterien dadurch wieder ins Blaseninnere katapultiert werden. Der Wirkstoff Forskolin verhindert also die Verkapselung der Bakterien in der Blasenschleimhaut.
Bei welchen Keimen wirkt nun Forskolin: Im Netz findet man dazu meist nur bei E. coli. Ich würde aber meinen, dass Forskolin bei allen Keimen wirkt, die sich in der Blasenschleimhaut einisten und verstecken. Meine Meinung daher: Es ist ein Versuch wert, Forskolin* auszutesten, auch wenn dein Keim nicht E. coli ist.
Sehr interessante, neue Erkenntnissse:In einer in-vitro Studie wurde die antibakterielle und antimykotische Aktivität von Pflanzenextrakt aus Coleus forskohlii gegen einige ausgewählte Pathogene (Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Candida albicans) untersucht. Es zeigte sich eine starke antimikrobielle Aktivität gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Der Wasserextrakt von Coleus zeigte eine maximale Hemmzone gegen Klebsiella pneumoniae, gefolgt von Escherichia coli und Staphylococcus aureus. Auch der Pilz Candida albicans reagierte empfindlich auf die starke antimikrobielle Aktivität von dem Forskolin Extrakt.
Chitosan* ist im Einzelhandel als Mittel zur Gewichtsreduktion erhältlich. Ein langkettiges Zuckermolekül, aus Chitin (Ballaststoff aus Schalentieren) gewonnen, dessen chemische Zusammensetzung durch eine kleine Änderung im Molekülaufbau abgeändert wird, verspricht einen ähnlichen Effekt wie Forskolin*. Chitosan* agiert als Blasenwand-Exfoliant: Es löst die oberflächliche Schicht der Blasenzellen aus dem Zellverband und bringt somit in tieferen Schichten versteckte Bakteriennester an die Oberfläche. Sind die herausgelösten Bakterien zurück im Blaseninneren, können sie mit Antibiotika oder natürlichen Mitteln bekämpft und ausgespült werden.
Bislang konnte das Phänomen in Studien mit Mäusen, denen man zuerst Bakterien und dann Chitosan* in die Blase injizierte, beobachtet werden: Gibt man mit UPEC (uropathogene E. coli) infizierten Mäusen an mehreren Tagen hintereinander Chitosan* und Antibiotikum, dann sind die Mäuse geheilt. Für die Wirksamkeit bei Menschen fehlen aber Beweise.
Wechsel- und Nebenwirkungen von Chitosan: Chitosan* bindet nicht nur Cholesterin und die „dickmachenden Fette“. Auch wertvolle fettlösliche Vitamine, wie Vitamin A, D, E und K oder lebensnotwenige Fettsäuren scheidet der Körper mit dem Fettblocker einfach wieder aus. Medikamente wie die Anti-Baby-Pille, Blutverdünner oder Antiepileptika werden durch Chitosan ebenfalls gebunden, im Darm nicht aufgenommen und gelangen nicht in das Blut um zu wirken. Als Gegenmaßnahme empfehlen die Hersteller, fettlösliche Vitamine und Medikamente mindestens vier Stunden vor oder nach Chitosan einzunehmen. Ob dies jedoch ausreicht, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Ob man Chitosan in hohen Dosen bedenkenlos oral einnehmen kann, ist durch die Verbraucherzentrale nicht gesichert. Menschen mit einer Allergie gegen Krusten- und Schalentiere sollen auf Chitosan besser verzichten. Ebenfalls weiß man nicht, ob die orale Einnahme von Chitosan zu einer ähnlichen Konzentrationen von Chitosan in der Harnblase führt.
Was würde ich nun machen? Wenn ich Forskolin* nicht vertragen würde und mit wiederkehrenden HWI kämpfe, würde ich Chitosan auf jeden Fall probieren. Ich kenne dieses Mittel schon seit mehr als 2 Jahrzehnten - ich habe es damals als "Fettblocker" erworben.
Forskolin* wirkt blutdrucksenkend und blutverdünnend, daher bestehen Wechselwirkungen von Forskolin mit folgenden Arzneimitteln: Medikamenten gegen Bluthochdruck, Blutverdünner.
Chitosan* bindet nicht nur Fette, sondern auch andere Wirkstoffe: Anti-Baby-Pille, Blutverdünner, Antiepileptika, fettlösliche Vitamine (Vitamin A, D, E und K). Als Gegenmaßnahme empfehlen die Hersteller, fettlösliche Vitamine und Medikamente mindestens vier Stunden vor oder nach Chitosan einzunehmen. Ob dies jedoch ausreicht, ist bisher noch nicht endgültig geklärt.
Meine Fazit: Es bestehen keine direkten Wechselwirkungen zwischen Forskolin und Chitosan. Aber Forskolin ist eine fettlösliche Substanz und fettlöslich bedeutet, dass sich der Wirkstoff nicht in Wasser löst, sondern Fett als Transportmedium brauchen. Nur mit der gleichzeitigen Zufuhr von Fetten kann der Körper fettlösliche Stoffe ideal nutzen => Bioverfügbakeit. Chitosan wiederum bindet fettlösliche Stoffe und würde daher meiner Meinung nach die Bioverfügbarkeit und damit die Wirksamkeit von Forskolin herabsetzen.
Meine Empfehlung: Zwischen der Einnahme von Forskolin und Chitosan mindestens 4h verstreichen lassen.
Möchtest du dir die Wechselwirkungen von Forskolin und Chitosan im Detail ansehen und vielleicht einen Wechselwirkungscheck durchführen? Dann kannst du das auf dieser Webseite tun: Medscape.
Der Medscape Wechselwirkungs-Check von Forskolin mit Chitosan ergibt keine Wechselwirkungen .
Natürliches Antibiotikum
Auch wenn die meisten konventionellen Antibiotika ebenfalls aus der Natur stammen (die großen Antibiotikaklassen wurden in Bodenorganismen gefunden), so meint man mit dieser Frage meist etwas anderes.
Die folgenden natürlichen, antibiotisch wirksamen Substanzen können bei der Therapie von Problemen im Urogenitaltrakt (unkomplizierte HWI, Scheidenpilz, bakterielle Vagionsen, etc.) hilfreich sein:
- Meerrettich und Kapuzinerkresse (Sulfide, Senfölglycoside)
- Ingwer, Kurkuma (Terpene)
- Olivenblattextrakt und Uva Ursi (Polyphenole)
- Oreganoöl* (Terpene und Phenole)
- Piperin aus schwarzem Pfeffer (Alkaloide)
- Knoblauch* (Sulfide, Allicin)
- Apfelessig, Blütenhonig, Kamille
Es gibt wirklich gute Alternativen zu Antibiotikum, die zwar nicht die exakt gleiche Wirkungsweise haben, aber zum gleichen Ziel führen: Tschüss Blasenentzündung!
Hier eine Liste an Alternativen:
- Phytopharmaka #1: Angocin® Anti-Infekt N* (Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel) wirkt durch die enthaltenen Senfölglykoside antimikrobiell. Zahlreiche Studien untermauern die ausgeprägte keimhemmende Wirkung von Isothiocyanaten (ITC, Senföle). Das Bakterienwachstum multiresistenter Keime und sogar die Ausbildung von resistenten Biofilmen können gehemmt werden.
- Phytopharmaka #2: Canephron®* (Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel, Rosmarinblätter) zeigte in einer größeren Studie eine vergleichbare Wirkung mit dem Antibiotikum Fosfomycin.
- Noch mehr aus der Natur: Das in frischem Knoblauch enthaltene Allicin hat eine antibakterielle und antimykotische Wirkung. Es gibt neben Knoblauch noch zahlreiche andere Nahrungsmittel, die ähnlich wie AB wirken, siehe Wo findet man Antibiotika in der Natur?
- D-Mannose: In einer kontrollierten Studie erwies sich bei Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten mit E. coli die tägliche Einnahme von 2g D-Mannose* als ebenso wirksam wie eine AB-Langzeitprophylaxe (über sechs Monate) mit täglich 50mg Nitrofurantoin.
- Antiseptikum: Englische Wissenschaftler zeigen in einer Studie, dass man durch die Einnahme des Antiseptikums Methenamin ebenso gut vorbeugen wie durch ein Antibiotikum. Da die antiseptische Wirkung auf der Abspaltung des potentiell karzinogenen Formaldehyds im Urin beruht, ist die Substanz in DACH nicht erhältlich. Das Medikament kann aber online erworben werden, z.B. in Dänemark (Handlesname Haiprex®) oder England (Handelsname Hiprex®).
- Vitamin C: Die Hochdosis-Vitamin-C-Therapie parenteral (über eine Infusion in die Vene) stellt eine Alternative zur Antibiotikatherapie dar und ist bei chronischen Infekten oft die einzig wirksame Behandlungsform. Zahlreiche in vitro Studien belegen die Wirksamkeit von Vitamin C (Ascorbinsäure) in der Hemmung von Keimen (auch bei gramnegativen Bakterien wie K. pneumoniae, E. coli, P. aeruginosa, P. mirabilis) Zur Wirksamkeit in vivo (also beim Menschen und nicht im Reagenzglas) gibt es nur wenige Studien. Zahlreiche Frauen haben mir aber berichtet, Staphylokokken und Enterokokken (grampositive Bakterien) mit der oralen Einnahme von hochdosiertem Vitamin C (3-4x täglich 3g Ascorbinsäure) losgeworden zu sein.
Es gibt viele wirksame Substanzen aus der Pflanzenwelt, die ähnlich wie Antibiotika wirken. Welches das beste natürliche AB ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Wenn du weißt, welcher Keim dir zu schaffen macht, dann kannst du viel zielgerichteter vorgehen und am besten an mehreren Fronten natürlich dagegenarbeiten.
Welche Substanzen eine ähnliche Wirkung wie Antibiotika haben, findest du unter Was hat die gleiche Wirkung wie Antibiotika?
Grunsätzlich gilt: D-Mannose* bei E. coli oder Klebsiellen, Angocin® Anti-Infekt N* bei fast allen Keimen, bei grampositiven Bakterien (Staphylokokken, Enterococcus faecalis) Ansäuerung mit Vitamin C.
Im Artikel Erregerkompass findest du noch mehr Infos, welche natürlichen Mittel bei verschiedenen Keimen am besten helfen.
Welche Lebensmittel eine ähnliche Wirkung wie Antibiotika haben, findest du unter Was hat die gleiche Wirkung wie Antibiotika?, und Wo findet man Antibiotika in der Natur?
Wenn du nach einer Aufstellung aller pflanzlichen Stoffe suchst, die in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, wirst du in einem Artikel der "Deutschen ApothekerZeitung" fündig: Pflanzliche Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln
Der 1970 von Dr. Harich entdeckte Grapefruitkernextrakt (oft abgekürzt mit GKE / GSE / GFSE) erfreut sich seit geraumer Zeit großer Popularität als Nahrungsergänzungsmittel. Grapefruitextrakt wird eine antimykotische sowie antibakterielle Wirkung nachgesagt, d.h. es soll eine starke wachstumshemmende Wirkung auf Bakterien, Viren und Pilze besitzen.
Ich weiß auch von einigen Leidensgenossinnen, die darauf schwören, dass eine hochdosierte Einnahme von GKE eine beginnende Blasenentzündung abwehrt. Tatsächlich war es jedoch bisher nicht möglich, wissenschaftliche Belege für die angeblich universelle Wirksamkeit von GKE zu finden.
Die Datenlage ist also dünn. Eine Studie aus dem Jahr 2013 beschreibt außerdem, dass man bisher nicht wisse, ob Grapefruitkernextrakt bei Menschen effektiv wirke und ob er überhaupt ungefährlich sei.
Weitere Studien weisen darauf hin, dass für die "wundersame" Wirkung von GKE eher die in den Extrakten enthaltenen Konservierungsstoffe wie Benzethoniumchlorid, Triclosan und Methylparaben verantwortlich sind. Diese Studien können beweisen, dass jene Konservierungsstoffe in Grapefruitkernextrakt gefunden wurden. Und genau aus diesem Grund warnt das Bundesamt für Risikobewertung vor dem Nahrungsergänzungsmittel Grapefruitkernextrakt.
Benzethoniumchlorid zum Beispiel ist in Nahrungsmitteln nicht zugelassen. Auch Kosmetika dürfen nur 0,1 Prozent davon enthalten. Umso erschreckender ist es, dass in einigen Grapefruitkernextrakt-Produkten ein Benzethoniumchlorid-Gehalt von teilweise mehr als 10 Prozent gefunden wurde.
Benzethoniumchlorid ist ein Stoff mit antimikrobiellen Eigenschaften, von dem angenommen werden kann, daß er in Grapefruitkernen natürlicherweise nicht vorkommt und vermutlich unerlaubt zugesetzt wurde.
Ein weiterer Beleg, dass die Wirksamkeit von GKE auf den im Extrakt enthaltenen Konservierungsstoffen basiert: Bei reinem Grapefruitkernextrakt ohne Zusatzstoffe wurden keine Effekte beobachtet. Der als unwirksam eingestufte Extrakt (CitroBiotic) wird nach Information des Herstellers nicht aus einem aus den USA importierten Stammextrakt hergestellt, sondern basiert auf einem eigenen, von Konservierungsmitteln und Pestizidrückständen freien Stammkonzentrat.
Mit Fokus auf die Blase: Lediglich 0,5 Prozent der resorbierten Dosis (Quercetin und seinen Metaboliten) werden mit dem Urin ausgeschieden. Damit stellt sich die Frage, wie Stoffe unter diesen ungünstigen Voraussetzungen noch wirken können. Einen endgültigen Beweis blieb die Wissenschaft jedenfalls bisher schuldig.
Achtung Nebenwirkungen/Wechselwirkungen: Grapefruitkernextrakte werden zumeist als harmlose Nahrungsergänzungsmittel eingestuft. Ein Fall aus den USA zeigt jedoch, dass die Einnahme des Antihistaminikums Terfenadin mit zwei Glas Grapefruitsaft tödlich enden kann. Wer Arzneimittel wie Nifedipin, Felodipin (Blutdrucksenker) oder Warfarin (Blutverdünner) einnimmt, sollte Grapefruit meiden und sich prinzipiell vom Apotheker beraten lassen.
Laut Gelbe Liste interagiert Grapefruitsaft mit einer ganzen Reihe an Medikamenten und bei Zitrusallergie ist GKE natürlich kontraindiziert.
Wenn man von den Konservierungsmitteln in den Exktrakten mal absieht, enthalten die Grapefruitkerne zahlreiche Bioflavonoide. Flavonoide zeichnen sich durch eine Vielfalt an pharmakologischen Wirkungen aus und haben deshalb ein breites therapeutisches Anwendungsgebiet: antioxidativ, Herz-Kreislauf-belebend, entzündungshemmend, gefäßabdichtend und ödemprotektiv, thrombozytenaggregationshemmend, antiparasitär, kanzeroprotektiv.
Jedenfalls sind diese sekundären Pflanzenstoffe, die der Grapefruitkernextrakt enthält, in der Forschung gerade ein spannendes Thema, weil sie mit ihren zellschützenden Eigenschaften möglicherweise vor zahlreichen Krankheiten schützen. Um an diese Stoffe ranzukommen, brauchst du jedoch kein Nahrungsergänzungsmittel wie Grapefruitkernextrakt: Eine ausgewogene Ernährung mit viel saisonalem Gemüse und Obst versorgt dich ebenso gut mit Antioxidantien und vielen weiteren wichtigen Nährstoffen.
Mein Fazit: Eine Leidensgenossin berichtete von der heilsamen Wirkung von GKE hochdosiert bei HWI, es musste aber paradoxerweise das Original von Dr. Harich sein. Dazu muss man wissen, dass der GKE von Dr. Harich eines der Produkte ist, in dem die oben genannten, gesundheitsschädigenden Konservierungsstoffe festgestellt wurden. Was wiederum erklären könnte, warum genau dieser Extrakt "wirkt". Bevor ich meine Recherchen zu diesem Nahrungsergänzungsmittel begonnen hatte, war ich auch der Meinung, dass es sich hierbei um ein ausschließlich gesundheitsförderndes Produkt handelt. Dem ist aber anscheinend nicht so. Viel schlimmer, es ist womöglich sogar gesundheitsschädigend. Nur Produkte ohne den gefährlichen Konservierungsmitteln (z.B. CitroBiotic) sind nicht schädlich. Daher mein Appell: Bitte Vorsicht mit diesem "Wundermittel".
Bei einer schweren bakteriellen Harnwegsinfektion wird dein Arzt / deine Ärztin bestimmt auf konventionelle Therapie mit Antibiotika zurückgreifen. Bei leichten Infektionen, wie einer unkomplizierten Blasenentzündung (besonders im Anfangsstadium), sind pflanzliche Arzneimittel, sogenannte Phytopharmaka, eine echte Alternative zu den klassischen Antibiotika.
Hier eine Liste an Vorteilen, wenn du mit natürlichen AB bekämpfst:
- Wirkung auch bei Viren und Pilzen (synthetische AB wirken nur gegen Bakterien)
- Keine oder nur sehr wenige Nebenwirkungen (synthetische AB verursachen z.B. Verdauungsbeschwerden, Ausschläge, Scheidenpilz und schwächen meist die Darmflora)
- Keine Resistenzentwicklung gegen die pflanzlichen Inhaltsstoffe (zu häufige und/oder falsche Anwendung von synthetischen AB führt zur Resistenzbildung)
Trotz all dieser Vorteile werden Heilpflanzen die herkömmlichen Antibiotika nicht ersetzen können. Bei natürlichen Mitteln ist außerdem Geduld gefragt: Während die üblichen ABs sehr schnell Wirkung zeigen, wirst du bei natürlichen Mitteln erst nach längerer Anwendung eine Wirkung feststellen.
Diese Frage kann leider nicht pauschal beantwortet werden. Pflanzliche Antibiotika können verschieden gut wirken, abhängig davon, welcher Keim dir zu schaffen macht.
Wenn du es ganz genau wissen willst, welches natürliche Antibiotikum bei deinem Keim am besten hilft, dann musst du ein sogenanntes Aromatogramm anfertigen lassen.
Mehr dazu findest du unter Was ist das beste natürliche Antibiotika?
Ein Aromatogramm ist vergleichbar mit einem Antibiogramm. Ein Plattendiffusionstest (in-vitro Test) weist die Empfindlichkeit des zuvor isolierten Erregers gegenüber verschiedenen ätherischen Ölen nach. Je größer der entstandene Hemmhof, desto wirksamer ist das einzelne ätherische Öle.
Je nach Ergebis des Aromatogramms werden dann in einer aromatherapiekundigen Apotheke ganz individuelle "aromatherapeutische" Arzneimittel aus den wirksamen ätherischen Ölen hergestellt. Du erhältst sozusagen deine eigene keimspezifische Mischung zur aromatherapeutischen Behandlung von z.B. Vaginal- und Harnwegsinfektionen.
Bei einem Aromatogramm werden eine Vielzahl ätherischer Öle austetestet: Lavendel, Eukalyptus, Thymian, Lemongrass, Neroli, Manuka, Teebaum, Rosengeranie, etc.
Angocin® Anti-Infekt N* enthält die Wirkstoffe Kapuzinerkressenkrautpulver und Meerrettichwurzelpulver. Die Inhaltsstoffe beider Pflanzen wirken sowohl gegen Bakterien, Viren, Pilze als auch anregend und unterstützend für das Immunsystem. Angocin® Anti-Infekt N* wird gerne bei Beschwerden durch akute entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen und ableitenden Harnwege eingesetzt.
Angocin® Anti-Infekt N* ist kein klassisches, synthetisches Antibiotikum. Die in Angocin enthaltene Kapuzinerkresse und Meerrettich enthalten aber sogenannte Senfölglycoside mit 3-facher Wirkung: gegen Bakterien, gegen Viren und gegen Entzündungen. Verschiedene Studien belegen die Verträglichkeit und Wirksamkeit der pflanzlichen Senföle. Im Vergleich zu herkömmlichen Antibiotika konnten bisher auch keine Resistenzen beobachtet werden.
Zahlreiche klinische Studien bestätigen die antibakterielle Wirksamkeit von Kapuzinerkresse und Meerrettich bei Sinusitis, Bronchitis oder Blasenentzündung. Bei leichten bis mittelschweren Infekten wirkt die Behandlung mit Senfölen aus Kapuzinerkresse und Meerrettich so gut wie herkömmliche Antibiotika.
Eine Studie am Universitätsklinikum Freiburg hat gezeigt, dass Senfölglykoside aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel gegen 13 Bakterienarten eine ausgeprägte keimhemmende Wirkung entfalten, sogar gegen den "Problemkeim" MRSA.
Wie wirkt Angocin? Nach dem Schlucken der Tabletten werden diese im Magen zersetzt und der Umwandlungsprozess der Senfölglykoside in Gang gesetzt. Bereits im oberen Darmabschnitt werden die Senföle dann schnell und vollständig resorbiert, also ins Blut aufgenommen. Auf diesem Wege gelangen die Senföle schließlich zu ihren Ausscheidungsorganen, der Harnblase und der Lunge, und reichern sich dort an. Sie entfalten also genau dort ihre keimabtötende Wirkung, wo die Infektionen stattfinden – in den Harn- und Atemwegen.
Die empfohlene Dosierung beträgt: 3-5mal täglich je 4-5 Filmtabletten Angocin® Anti-Infekt N*. Bei einem akuten Infekt die Maximaldosis (5mal täglich 5 Tabletten) einnehmen.
Am verträglichsten ist die Einnahme nach dem Essen, da Senföle Magen- und Darmbeschwerden hervorrufen können.
Bei Magen- und Darmbeschwerden kannst du versuchen, Angocin® Anti-Infekt N* konsequent nach den Mahlzeiten einzunehmen (nie auf leeren Magen). Wenn du Angocin trotzdem nicht verträgst, kannst du auf andere natürliche Antibiotika ausweichen: siehe Wo findet man Antibiotika in der Natur?
Angocin® Anti-Infekt N* darfst du nicht einnehmen, wenn folgendes zutrifft:
- Akute Magen- und Darmgeschwüre
- Akute Nierenentzündungen
- Allergie auf Kapuzinerkressenkraut, Meerrettichwurzel
- Bei Kindern unter 6 Jahren
Erst nach Rücksprache mit deinem Arzt / deiner Ärztin einnehmen, wenn folgendes zutrifft:
- Schwangerschaft & Stillzeit
- Bei Einnahme gerinnungshemmender Medikamente
- Bei Kindern von 6 bis 12 Jahren
Mit dem Ausdruck "Wundermittel" bin ich generell immer sehr vorsichtig, aber Kapuzinerkresse und Meerrettich sind tatsächlich sehr wirksame Heilpflanzen.
Bei sehr vielen im Handel erhältlichen pflanzlichen Nahrungsergänzungsmittel fehlt der wissenschaftliche Beweis (der fairerweise bei Phytopharmaka auch nicht unbedingt einfach zu erbringen ist). Aber bei den Senfölen (Glucosinolaten) aus Kapuzinerkresse und Meerrettich sind Wirksamkeit und Verträglichkeit mehrfach wissenschaftlich durch Studien belegt. Eine Studienanalyse von mehr als 30 zwischen 2000 und 2019 publizierten Forschungsarbeiten bestätigt: Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich besitzen ein ausgeprägtes antibakterielles und entzündungshemmendes Wirkspektrum, erschweren das Anheften von Bakterien an die Zellen der Blaseninnenwand auch könnnen sogar sogenannte Biofilme hemmen.
Die Große Kapuzinerkresse wurde von Wissenschaftlern der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gewählt.
Meerrettich wurde aufgrund seiner besonderen Eigenschaften vom deutschen Verein für Heilpflanzen zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt.
Die Autoren der aktuellen S3-Leitlinie zur Therapie von "unkomplizierten Harnwegsinfektionen" empfehlen den Einsatz von Arzneimitteln mit Kapuzinerkresse und Meerrettich als pflanzliche Behandlungsmöglichkeit bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen.
Leidest du einer akuten, unkomplizierten Harnwegsinfektion? Dann sollte sich bei Einnahme der Maximaldosis (5mal täglich 5 Tabletten) nach einigen Tagen eine merkbare Besserung einstellen.
Zur Verhinderung wiederkehrender Infekte kann Angocin® Anti-Infekt N* prophylaktisch in der Standarddosis (3mal täglich 4 Filmtabletten) über einen unbegrenzten Zeitraum eingenommen werden.
Kapuzinerkresse und Meerrettich sind wirklich sehr effektive, natürliche Antibiotika. Aber es gibt Keime, die sich bei den Senfölen weniger empfindlich zeigen - nämlich Enterokokken (Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium).
Wenn dir Angocin® Anti-Infekt N* nicht hilft, dann kannst du auf viele andere natürliche Antibiotika ausweichen: siehe Wo findet man Antibiotika in der Natur?.
Manchmal ist es auch so, dass du ohne synthetische AB deinen Keim (oder die Keime, wenn du einen Mischinfektion hast) einfach nicht los wirst. Dann ist unbedingt eine Urinkultur mit Antibiogramm gefragt, um herauszufinden, welches Antibiotikum bei deinem Keim / deinen Keimen sensibel ist.
Akut: Sobald du merkst, dass sich im Unterstübchen eine Blasenentzündung ankündigt, volle Dosis: 5mal täglich 5 Filmtabletten, am besten immer nach den Mahlzeiten. Das machst du für mindestens 5 Tage.
Nachsorge / Prophylaxe: Nach ca. 5-7 Tagen Maximaldosis kannst du die Dosierung herunterfahren: 3mal täglich 4 Filmtabletten (unbegrenzte Einnahmedauer bei Verträglichkeit)
Die Packungsbeilage beschränkt die Einnahmedauer nicht. D.h. wenn dir Angocin® Anti-Infekt N* hilft, dann kannst du die Einnahme so lange fortsetzen, wie es dir gut tut.
Mein Tipp: Wenn du eine BE mit Angocin überstanden hast, dann kann ich dir eine prophylaktische Einnahme der Standarddosis über einen Zeitraum von 1-2 Monaten empfehlen. 1-2 Monate sind der Zeitraum in dem Blasenentzündungen gerne wiederkehren. Neigst du zu HWI nach dem Sex? Dann empfehle ich dir die Einnahme der Maximaldosis für ein paar Tage danach.
Laut Hersteller bestehen keine bekannten Wechselwirkungen zwischen Angocin® Anti-Infekt N* und Antibiotika. Das heißt, es bestehen keine Bedenken bei einer gleichzeitigen Therapie mit ANGOCIN® Anti-Infekt N und klassische Antibiotika.
Meine Meinung: Da Kapuzinerkresse und Meerrettich das Potential haben Biofilme zu hemmen, ist es meiner Meinung nach sogar eine gute Idee, Angocin und Antibiotika zu kombinieren, da die meisten synthetischen Antibiotika bei unzulänglichen Bakterien im Biofilm nur bedingt wirken.
Das Arzneimittel wird großteils gut vertragen, aber ich höre bei meinen Leidensgenossinnen dennoch öfter von Magen- und Darmbeschwerden. Laut Packungsbeilage gibt es folgende Nebenwirkungen:
- Häufig (max. 1 aus 10): Übelkeit, Oberbauchdruck, Durchfall, Blähungen oder Sodbrennen
- Gelegentlich (max. 1 aus 100): Allergische Reaktionen wie Hautrötungen, Hautausschlag, Juckreiz
Bei Magen- und Darmbeschwerden prüfe bitte nochmals, dass du die Tabletten nach den Mahlzeiten eingenommen hast und nicht auf leeren Magen. Du kannst auch versuchen, ob eine Reduktion der Dosis die Nebenwirkungen aufhebt.
Bei allergischen Reaktionen solltest du die Tabletten absetzen. Du kannst auf Alternativen ausweichen, siehe Wo findet man Antibiotika in der Natur?.
Nicht nur diverse Studien belegen die Wirksamkeit von Kapuzinerkresse und Meerrettich. Auch im Austausch in Foren und Facebook-Gruppen lese ich immer wieder, dass Angocin® Anti-Infekt N* vielen geholfen hat, wiederkehrende Blasenentzündungen in den Griff zu kriegen.
Willst du gerne selber recherchieren? Dann lies dir einfach Kundenmeinungen auf Online Shops durch, die Angocin® Anti-Infekt N* verkaufen, z.B. Amazon oder Shop Apotheke.
Oder du begibst dich auf Suche und direktem Austausch mit Leidgeplagten, z.B. in der facebook Selbsthilfegruppe Blasenentzündung - Hilfe, Unterstützung & Austausch
Der bekannteste Vertreter ist wahrscheinlich Angocin® Anti-Infekt N*, welches hoch dosierte Senföle aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel enthält.
Noch höher dosiert sind die Meerrettich-Kapuzinerkresse-Kapseln von der deutschen Firma GEKO - Fa. Wolfram Medenbach.
Es sind noch andere Produkte am Markt, die ich aber selbst noch nicht getestet habe. In dem Fall kann ich dir empfehlen auf Herkunft, Prüfsiegel und Inhaltsstoffe zu achten.
Alle Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke oder im Onlinehandel erhältlich.
Das Universitätsklinikum Freiburg hat für 13 verschiedene Keime die sogenannte MHK90 bestimmt, welche angibt, bei welchen Mengen der Wirkstoffkombination mindestens 90% der getesteten Stämme einer Spezies vollständig eliminiert wurden (= kein Wachstum auf der Testplatte).
Am Beispiel von Angocin® Anti-Infekt N* (1 Tablette enthält 200mg Kapuzinerkressenkrautpulver und 80mg Meerrettichwurzelpulver) war jeweils folgende Anzahl an Tabletten nötig um 90% der getesteten Bakterienstämme zu eliminieren.
Grampositive Bakterien:
- Staphylococcus aureus (MSSA): 2 Tabletten
- Vergrünende Streptokokken: 5 Tabletten
- Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium: mehr als 6 Tabletten
Gramnegative Bakterien:
- Pseudomonas aeruginosa: 2 Tabletten
- Escherichia coli: 2 Tabletten
- Proteus vulgaris (aus der gleichen Familie wie Proteus mirabilis): 2 Tabletten
- Klebsiella pneumoniae: 5 Tabletten
Vergrünende Streptokokken, Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium zeigten eine eingeschränkte Empfindlichkeit gegenüber Isothiocyanaten. Für die beiden getesteten Enterokokken-Spezies konnte unter den Versuchsbedingungen keine MHK90 bestimmt werden. Die empfohlene Dosis liegt demnach über einer Menge von 6 Tabletten.
Im Klartext: Angocin® Anti-Infekt N* hilft bei den für eine Blasenentzündung typischen Erreger wie E. coli, Klebsiellen, Proteus mirabilis und Staphylokokken. Wenn dein Urogenital-Keim zur Gruppe Enterokokken oder Streptokokken gehört, dann kann es wirklich sein, dass du mit Kapuzinerkresse und Meerrettich nicht weiterkommst. In dem Fall rate ich dir auf Alternativen auszuweichen, siehe Wo findet man Antibiotika in der Natur?.
Schmerzen
Du gehörst wahrscheinlich auch zu den Leidensgenossinnen, die bei einer akuten Blasenentzündung an höllischen Schmerzen leiden. Jeder Gang zur Toilette ist bei einer Blasenentzündung eine Qual!
Zum einen der schlimme Schmerz beim Entleeren der Blase, zum anderen der permanent dahin schwelende Begleitschmerz, der keine Rast und keine Ruh zulässt. Insbesondere die Nächte sind mir immer noch schlimm in Erinnerung.
Auch wenn die Aussage "Heutzutage sollte keiner mehr an Schmerzen leiden müssen" vielleicht nicht ganz den Nagel auf den Kopf trifft - aber Schmerzmittel können deine Qualen bei Blasenentzündung auf jeden Fall mildern. Sogar die aktuelle S3 Leitlinie spricht sich jenseits einer Antibiose und Phytopharmaka (pflanzliche Arzneimittel) für das Schmerzmittel Ibuprofen aus.
Der Effekt einer primär symptomatischen Behandlung mit Ibuprofen wurde in einer Studie mit der sofortigen antibiotischen Behandlung verglichen. Unter Ibuprofen sind nach einer Woche 70% der eingeschlossenen Patientinnen beschwerdefrei (80% bei antibiotischer Behandlung).
Das Schmerzmittel Diclofenac wurde ebenfalls unter die Lupe genommen: Unter 150 mg Diclofenac im Vergleich zu 400 mg Norfloxacin waren nach drei Tagen 54% in der Diclofenacgruppe versus 80% in der Norfloxacingruppe beschwerdefrei (83% vs. 96% nach 7 Tagen).
Achtung! Schmerzmittel können einen kritischen Verlauf verdecken: Bei einer rein symptomatischen Behandlung mit Ibuprofen (oder Diclofenac etc.) bleibt ein 5%iges Restrisiko einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). Das heißt für dich im Klartext: Schmerzmittel ja, aber bitte nicht übertreiben. Eine Nierenbeckenentzündung kündigt sich mit Fieber, Flankenschmerzen, Unwohlsein, Schüttelfrost an. Dann bitte keinesfalls die Dosis an Ibu erhöhen, sondern ab in die Praxis für eine antibiotische Behandlung!
Die größte Gruppe rezeptfreier Schmerzmittel sind die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie z.B. Ibuprofen und Diclofenac. Ein anderes rezeptfreies und sehr verbreitetes Schmerzmittel ist Paracetamol. Es wirkt ebenfalls schmerzlindernd und fiebersenkend, hat aber im Gegensatz zu NSAR keine entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung. Ohne ärztliches Rezept bekommst du in der Apotheke:
- Ibuprofen: bis zu 400 mg pro Tablette (z.B. IBU-ratiopharm®, NUROFEN®)
- Diclofenac: bis zu 25 mg pro Tablette (z.B. Voltaren®, Diclo-ratiopharm®)
- Paracetamol: bis zu 500 mg pro Tablette (z.B. Paracetamol-ratiopharm®)
Ebenfalls gut wirksam (aber rezeptpflichtig) ist der Wirkstoff
- Metamizol: bis zu 500 mg pro Tablette/Tropfen (z.B. Novaminsulfon®, Novalgin®)
Metamizol ist ein Analgetikum mit schwacher antiinflammatorischer Wirkung. Im Vergleich zu den NSAR (wie etwa Ibuprofen) hat Metamizol ein insgesamt mindestens vergleichbares, möglicherweise sogar besseres Nutzen-Risiko-Profil. Insbesondere interessant für Leidensgenossinnen mit Nierenproblemen: Im Gegensatz zu den NSAR beeinflusst Metamizol die Nierenfunktion kaum.
Eine kurzfristige Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel führt nur sehr selten zu ernsten Nebenwirkungen. Aber du solltest bitte vorsichtig sein, wenn für dich folgendes zutrifft: du bist älter als 65, du hast Magen- oder Darmerkrankungen, du nimmst Gerinnungshemmer, du hattest schon man einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall, du hast erhöhten Blutdruck, du hast eine Nierenschwäche. Bitte vor Einnahme die Packungsbeilage lesen!
Krämpfe
Wenn dir Krämpfe zu schaffen machen (manchmal auch im Nachgang einer akuten Blasenentzündung), können neben Schmerzmedikamenten sogenannte Spasmolytika helfen. Spasmolytika wie Buscopan®* (Butylscopolamin), Spasuret®* (Flavoxat) und Co. entspannen die Blasenmuskulatur. Buscopan® PLUS enthält zusätzlich Paracetamol als Schmerzstiller.
Frei von unerwünschten Nebenwirkungen sind Spasmolytika, insbesondere anticholinerge Wirkstoffe wie Butylscopolamin, nicht (z.B. Mundtrockenheit, Verstopfung und Herzrasen). Bitte lies dir die Packungsbeilage bevor du etwas einnimmst. Im Unterschied zu anderen Wirkstoffen, welche für dieses Anwendungsgebiete eingesetzt werden, ist Flavoxat (Handelsname Spasuret®*) nicht anticholinerg.
Blasenentzündung versus überaktive Blase: Bei einer überaktiven Blase (manchmal auch Drang- oder Reizblase genannt) werden zur Dämpfung der Symptomatik oft rezeptpflichtige Anticholinergika (=Parasympatholytika) eingesetzt. Anticholinergika hemmen die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Acetylcholin, der im Nervensystem Nervenimpulse weiterleitet. Präparatnamen sind z.B. Spasmex®, Spasmolyt® (rezeptpflichtig). Eine überaktive Blase muss von einem Urologen nach Ausschluss von anderen Diagnosen (z.B. akute/chronische Blasenentzündung, Östrogenmangel, ausgewertetes Blasentagebuch, Entleerungsstörungen, Blasenkrebs) diagnostiziert werden.
Wichtig ist es immer, die richtige Dosis zu wählen und die Schmerzmittel nicht länger als nötig einzunehmen. Wenn du nicht auf Chemie stehst, dann lies doch auch noch hier nach: Welche natürlichen Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Wenn du ohne chemische Schmerzmittel auskommen möchtest oder vielleicht sogar musst, dann kann ich dir das empfehlen:
- Wärme & Entspannung: Mein Tipp: Mit einer Wärmeflasche oder einem Wärmekissen hinlegen! Wärme hat einen entspannende Wirkung und hilft bei angespannten oder verkrampften Unterleibsschmerzen.
- Natron* gegen Brennen: Ich habe es selber noch nicht gestestet, aber 1/4 Teelöffel Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) in Wasser aufgelöst und getrunken soll gegen das Brennen helfen. Diese Lösung neutralisiert die Säure in der Blase und lindert die brennenden Schmerzen bei einem akuten HWI.
- Akupressurmatte*: Einfach ausprobieren! Lässt den Schmerz in der Blase verblassen und stärkt gleichzeitig den Blasenmeridian. Auf der pieksigen Matte stehen und langsam auf der Stelle treten (wenn du es aushältst).
Welches Schmerzmittel die individuell stärkste Wirkung hat, lässt sich nicht allgemein beantworten. Es hängt unter anderem von der Dosierung, Darreichungsform und der individuellen Empfänglichkeit ab. Es hängt auch von der Art der Schmerzen ab. Bei krampfartigen Schmerzen wird gerne Buscopan®* (Butylscopolamin) empfohlen, bei allgemeinen Schmerzen im Unterbauch werden oft leichtere Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol gegeben. UrologInnen verschreiben auch gerne das rezeptpflichtige Novalgin® (Metamizol).
Nicht jeder spricht gleich gut auf ein und dasselbe Schmerzmittel an.
Deswegen hier meine ganz persönlichen Tipps:
- Ibuprofen: Im Gegensatz zu Paracetamol ist Ibuprofen auch entzündungshemmend (antiphlogistisch). Das Mittel erster Wahl, wenn die Anwendung möglich ist (Achtung: Wechselwirkungen mit Antibiotika der Gruppe Fluorochinolone => immer Packungsbeilage beachten!)
- Metamizol: Verschreibungspflichtig (z.B. Novalgin®), aber dafür ein paar Pluspunkte: AnwenderInnen berichten von einer besseren schmerzstillenden Wirkung, weniger belastend für die Nieren, keine Wechselwirkungen mit den gängigen Antibiotika bei Harnwegsinfektionen, krampflösend. Also das Mittel zweiter Wahl, wenn die Einnahme möglich ist (immer Packungsbeilage beachten!)
- Krampflöser: Helfen die ersten beiden Schmerzstiller nicht, kannst du noch Buscopan PLUS® (enthält zusätzlich noch Paracetamol) oder Spasuret®* (weniger Nebenwirkungen auf das zentrale Nervensystem als Buscopan®*) versuchen.
Mehr Infos zu einigen anderen Schmerzmitteln findest du unter Welche Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Wärme, Ruhe & Entspannung, entzündungshemmende (antiphlogistische) Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Metamizol (Novalgin®) , krampflösende Schmerzmittel wie Buscopan® PLUS oder Spasuret®*. Mehr dazu unter Welche Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung? und Welche natürlichen Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Wärme und Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Metamizol (Novalgin®) , krampflösende Schmerzmittel wie Buscopan® PLUS oder Spasuret®*. Mehr dazu unter Welche Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung? und Welche natürlichen Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Was mache ich? Die quälenden Schmerzen bei einer akuten Blasenentzündung sind meist kaum auszuhalten! 1 Tablette Ibuprofen mit 400 mg hilt bei meinen Blasenschmerzen nicht merklich. Ich nehme vor dem Schlafengehen (oder wenn ich mit Blasenentzündung nachts aufwache) die maximale Einzeldosis von 2 Tabletten je 400mg. Zusammen mit natürlichen Antibiotika wie z.B. Angocin® Anti-Infekt N* oder D-Mannose* lässt mich das weiterschlafen und die pflanzlichen Arzneimittel können in der Harnblase schön wirken.
Die Kombination von Antibiotika und Schmerzmittel kann zu unerwünschten Wechselwirkungen führen, wie z.B. eine Beeinträchtigung von Nieren- und Leberfunktionen oder Krampfanfälle. Im Zweifelsfall liest du dir die Packungsbeilage des Antibiotikums genau durch, dort müssen alle möglichen Wechselwirkungen aufgeführt werden. Oder zu ziehst einen Arzt/Ärztin oder ApothekerIn zur Beratung hinzu.
Für Einnahme von Ibuprofen und folgenden Antibiotika werden keine Wechselwirkungen angezeigt:
- Amoxicillin
- Fosfomycin
- Nitrofurantoin
- Nitroxolin
- Cotrimoxazol
- Cephalosporine und Cefixim (Infectocef®, Suprax®, Cefastad®, Cefaclor®)
- Pivmecillinam (Selexid®, Pivmelam®, X-Systo®)
- Trimethoprim (Infectotrimet®)
Achtung: Die Antibiotika aus der Gruppe Fluorochinolone wie Levofloxacin (z.B. Tavanic), Moxifloxacin (z.B. Avalox), Norfloxacin, Ciprofloxacin können zusammen mit den Entzündungshemmern Diclofenac oder Ibuprofen Krampfanfälle auslösen. Bei Fluorochinolonen daher besser auf Metamizol (Novalgin®) ausweichen, denn für diese Kombination werden keine Wechselwirkungen angezeigt.
Meine Erfahrung: Bei der Einnahme des richtigen Antibiotikums (sensibel laut Antibiogramm oder kalkulierte Therapie ist glücklicherweise passend) verschwinden die quälenden Schmerzen meist sehr schnell von selbst. Ich nehme Ibuprofen immer dann, wenn sich die Blasenentzündung ankündigt und ich mit anderen Mitteln als AB ankämpfen möchte. Muss ich dennoch auf AB zurückgreifen und die Schmerzen sind erträglich, verzichte ich lieber freiwillig auf Schmerzmittel, um zu sehen, ob das AB seine Wirkung tut (und ich eben nicht ein unwirksames AB mit IBU kaschiere).
Opioide Analgetika sind Substanzen mit einer morphinähnlichen Wirkung. Neben der erwünschten schmerzlindernden (analgetischen) Wirkung, haben an Opioidrezeptoren bindende Schmerzmittel auch zahlreiche andere unerwünschte Nebenwirkungen. Dazu gesellen sich dann noch zwei weitere Problematiken: Toleranzentwicklung (man braucht immer mehr Dosis um dieselbe Wirkung zu erreichen) und Entzugssymptomatik (Opioide machen quasi süchtig).
Bekannte Verteter aus der Liste der Opioidanalgetika sind: Tramadol, Tilidin, Morphin, Oxycodon (Reihung gemäß analgetischer Potenz)
Achtung: Die Einnahme von Opioidanalgetika muss durch einen Arzt / Ärztin gerechtfertigt sein. Auch wenn du solche Mittel bei dir zu Hause im Schrank hast, oder du sonst irgendwie Zugang dazu hast: Bei einem Harnwegsinfekt keinesfalls leichtfertig einnehmen! Die gesundheitliche Kosten-Nutzen Rechnung geht hier mit Sicherheit nicht auf. Darüber hinaus könnten starke Schmerzmittel eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) kaschieren.
Hast du eine Blasenentzündung und leidest an Schmerzen, dann greif lieber zu diesen Mitteln: Welche Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Tramadol, Tilidin, Morphin, Oxycodon und Co. sind starke Schmerzmittel aus der Kategorie der opioiden Analgetika. Mehr dazu unter Welche starken Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?.
Hast du eine Blasenentzündung und leidest an Schmerzen, dann greif lieber zu diesen Mitteln: Welche Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Spasmolytika haben krampflösende Eigenschaften auf die glatte Muskulatur des Urogenitaltrakts. Neurotrope Spasmolytika (= Parasympatholytika) heben mit ihren anticholinergen Eigenschaften die Effekte eines Anteils des vegetativen Nervensystems auf. Genauer gesagt hemmen Anticholinergika die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Acetylcholin, der im Nervensystem Nervenimpulse weiterleitet. Das macht z.B. der Wirkstoff Trospium chlorid, Präparatnamen sind z.B. Spasmex®, Spasmolyt® (rezeptpflichtig), oder das rezeptfrei erhältliche Buscopan®* (Butylscopolamin).
Spasmolytika werden oft bei einer überaktiven Blase ("Reizblase", "Drangblase") als "blasendämpfendes" Medikament eingesetzt. Dabei gilt wieder: Eine OAB (overactive bladder = überaktive Blase) muss vom Urologen / Urologin diagnostiziert werden. Bei einem unkomplizierten HWI ist bei der Einnahme von Spasmolytika ebenfalls Vorsicht geboten, da sie auch eine dämpfende Wirkung auf das Entleerungsverhalten auf die Blase haben. Entleerungsstörungen sind bei einer Blasenentzündung aber leider nicht förderlich.
Zum Thema "Überaktive Blase" alleine könnte man ganze Bücher füllen. Da sich das Hauptanliegen meiner Webseite dem Thema Blasenentzündung widmet, möchte ich hier nicht ganz so genau darauf eingehen.
Meine Erfahrungen dazu:
- Selbstdiagnose Reizblase: Ich lese sehr häufig, dass Leidensgenossinnen relativ schnell von einer überaktiven Blase sprechen. Eine gereizte Blase ist keine OAB (overactive bladder) und bedarf auch nicht der Behandlung einer OAB. Eine OAB muss von einem Urologen / Urologin diagnostiziert und dementsprechend therapiert werden.
- Diagnose Reizblase: Überaktive Blase oder doch ein verkannter chronischer Harnwegsinfekt? Aus Erfahrungsberichten dringt manachmal der Verdacht durch, dass Reizblase auch dann diagnostiziert wird, wenn Therapeuten mit ihrem Latein am Ende sind. Oft bringen dann die therapeutischen Maßnahmen bei Reizblase nichts, weil es sich in Wirklichkeit um eine eingebettete Blasenentzündung handelt (welche noch schwerer zu diagnostizieren und zu behandeln ist).
- Therapie:
Unter den therapeutichen Möglichkeiten finden sich nicht nur Blasenmedikamente. Vielmehr wird hier mit einer Art Stufentherapie gearbeitet:
- Verhaltensänderungen, Blasentraining
- Beckenbodentraining
- Blasenregulierende Medikamente, z.B. Spasuret®*, Spasmex®
- Elektrische Neuromodulation
- Botoxinjektionen in den Blasenmuskel
- Elektrischer Blasenschrittmacher
- Operative Vergrößerung der Blase
Spasuret®* und Spasmex® gehören zur Gruppe der Anticholinergika. Das sind Substanzen, die die Blase hemmen und eine Muskelanspannung verhindern. Das beruhigt die Blase und befreit die Leidgeplagten von dem überaktivem Drang die Blase entleeren zu müssen.
Was du bei der Einnahme von Anticholinergika wissen solltest:
- Geduld! Der Effekt tritt erst nach 2-4 Wochen ein.
- Dämpft nicht nur die Blase! Auch andere Organe, die vom Parasympathikus reguliert werden, werden gedämpft. Das kann z.B. zu Mundtrockenheit, Darmträgheit, Herzrasen, Sehstörungen führen.
- Hohe Abbruchrate - 40-80% brechen die Einnahme innerhalb der ersten 30 Tage ab
- Anticholinergika haben eine zentrale Wirkung auf die Denkfunktion.
Wie kann man unerwünschte Nebenwirkungen umgehen?
- Keine orale Einnahme, sondern als transdermales Pflaster auf der Haut anbringen: z.B. Oxybutynin Pflaster Kentera®
- Nicht Parasympathikus bremsen, sondern den Gegenspieler Sympathikus stärken: z.B. Mirabegron (Betmiga®)
- Medikament direkt in die Blase mithilfe eines sehr kleinen Katheters (intravesikale Anwendung): z.B. Intravesikale Oxybutyninlösung (Vesoxx®)
- Pflanzliche Alternativen: z.B. Urox® ein Präparat aus China (Tolderodine)
Antibiotika vernichten Bakterien im Urin sehr effektiv und lange Zeit waren diese hochwirksamen Medikamente das Mittel erster Wahl bei der Behandlung von Blasenentzündungen. Leider aber aber es gibt immer mehr Bakterienstämme, die gegen eine Reihe von Antibiotika resistent sind. Und noch immer gehört die unkomplizierte HWI zu jenen Infektionen, bei denen ÄrztInnen oft vorschnell ein Antibiotikum verschreiben, das womöglich unnötig war.
Je häufiger unkomplizierte Harnwegsinfekte mit Antibiotika behandelt werden, umso höher ist die Resistenzbildung der Bakterien auf diese Antibiotika.
Das heißt im Klartext: Je öfter du Antibiotika bei einer Blasenentzündung einnimmst, umso mehr Stämme werden sich von den AB irgendwann unbeeindruckt zeigen.
Antibiotikaresistenzen sind eine globale Herausforderung - nicht zuletzt deswegen beschäftige sich eine deutsche Studie 2015 mit dem Vergleich von Ibuprofen und Antibiotika bei
der Behandlung unkomplizierter Blasenentzündungen.
Das Ergebnis: Etwa zwei Drittel der 494 Patientinnen wurden auch ohne AB wieder gesund - eine rein symptomatische Behandlung mit dem entzündungshemmenden
Schmerzmittel Ibuprofen war ausreichend. Bei jeder 3. Patientin war letztendlich doch eine klassische Therapie mit Antibiotikum vonnöten.
Das heißt für dich: Als sonst gesunde Frau mit leichten bis mittelschweren Symptomen reicht häufig die symptomatische Behandlung mit antientzündlichen Schmerzmitteln aus (bei einem nur geringen Risiko einer Nierenbeckenentzündung).
Achtung: Im dritten Trimester, also während der letzten drei Monate einer Schwangerschaft, darf Ibuprofen (oder Diclofenac) nicht eingenommen werden.
Mehr dazu unter Welche Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung? und Welche natürlichen Schmerzmittel helfen bei Blasenentzündung?
Paracetamol ist ein rezeptfreies und weit verbreitetes, beliebtes Schmerzmittel. Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, hat aber im Gegensatz zu NSAR (wie Ibuprofen und Diclofenac) keine entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung. Da bei einer akuten Zystitis die Blasenwand entzündet ist, haben antientzündliche Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac einen Doppeleffekt. Sie lindern die Schmerzen und hemmen gleichzeitig die Entzündung.
Bei leichten Schmerzen ist Paracetamol Mittel der Wahl. Bei stärkeren Schmerzen würde ich NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac vorziehen, vorausgesetzt die Anwendung ist für dich laut Packungsbeilage möglich. Darfst du keine NSAR einnehmen, dann wäre das rezeptpflichtige Schmerzmittel Metamizol (z.B. Novalgin®) effektiver als Paracetamol.
Gut zu wissen: Bei leichten Schmerzen kann Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft eingenommen werden.
Achtung: In hoher Dosierung kann Paracetamol schädigend auf die Leber wirken. Aus diesem Grund solltest du Alkoholkonsum während der Einnahme vermeiden.
Phenazopyridin ist ein Schmerzmittel zur Linderung der Symptome bei Reizungen der Harnwege. Im Verkauf ist es unter folgenden Handelsnamen erhältlich: Azo Standard, Pyridium, Prodium, Pyridiate, Baridium, Uricalm, Urodine, UTI Relief.
Wie wirkt Pyridium?
Phenazopyridin wird als unterstützendes Arzneimittel zur Behandlung von Beschwerden im Zusammenhang mit Harnwegsinfektionen verwendet. Auch Harnanalgetikum genannt lindert es das Brennen, die Dringlichkeit, die Häufigkeit und auch die Schmerzen. Phenazopyridin ist aber kein Antibiotikum wirkt nicht bakterizid oder bakteriostatisch.
Paracetamol ist ein rezeptfreies, beliebtes Schmerzmittel. Es wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, hat aber im Gegensatz zu NSAR (nicht steroidalen Antirheumatika) keine entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung. Ibuprofen und Diclofenac gehören zur Gruppe der NSAR und wirken zusätzlich noch entzündungshemmend.
Paracetamol ist zwar gut verträglich, aber wenig effektiv => Wenn für dich die Einnahme von Ibuprofen oder Diclofenac möglich ist, würde ich diesen Schmerzmitteln gegenüber Paracetamol den Vorzug geben.
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Bei beiden Schmerzmitteln handelt es sich um nichtopioide Schmerzmittel. Mit dem Unterschied, dass Ibuprofen zu den NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) mit entzündungshemmenden Eigenschaften gehört, während Metamizol (z.B. Novalgin®) sowie Paracetamol zu den Schmerzmittel ohne nennenswerte entzündungshemmende Wirkung zählen.
Da es sich bei einer Blasenentzündung um eine, so wie es der Name bereits sagt, Entzündung handelt, hat ein Schmerzmittel mit antiphlogistischer Wirkung wie Ibuprofen nebst der schmerzlinderenen Eigenschaften hier noch einen positiven Nebeneffekt.
Das rezeptpflichtige Metamizol ist nur kaum bis schwach entzündungshemmend, aber zumeist verträglicher für Magen und Nieren. Darüber hinaus ist die schmerzstillende Wirkung von Metamizol oft stärker (auch wenn die Wirkung eines Schmerzmittels natürlich immer von der Dosierung, Darreichungsform und der individuellen Empfänglichkeit abhängt).
Im Swiss Medical Forum ist 2017 ein wirklich sehr guter Artikel zu dem Thema verschiedener Schmerzmittel erschienen: Metamizol: Nutzen und Risiken im Vergleich zu Paracetamol und NSAR
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Metamizol ist ein effektives Analgetikum (=schmerzstillendes oder schmerzlinderndes Arzneimittel) mit schwacher antiinflammatorischer Wirkung. Metamizol wird gern verordnet, da es im Vergleich zu anderen Analgetika weniger gastrointestinale Nebenwirkungen verursacht. Aufgrund der schweren Nebenwirkung einer Agranulozytose steht es unter Rezeptpflicht. Schätzungen zur Inzidenz einer Agranulozytose belaufen sich auf 1:1500 bis zu weniger als einem Fall pro einer Million Anwendungen.
Interessantes zusammengefasst:
- Klare Vorteile gegenüber den NSAR (Ibuprofen und Diclofenac) wenn du an Niereninsuffizienz oder der Gefahr von gastrointestinalen Blutungen leidest.
- Für Metamizol benötigst du ein Rezept vom Arzt / Ärztin.
- Metamizol hat eine seltene, aber schwere Nebenwirkung: Agranulozytose.
- Erfahrungsberichten zufolge wirkt die Darreichungsform Tropfen besser.
- Metamizol ist auch krampflösend (spasmolytisch), was bei einer Blasenentzündung hilfreich sein kann.
- Während der gesamten Schwangerschaft sollte auf die Einnahme von Metamizol verzichtet werden. Im dritten Trimester, also während der letzten drei Monate einer Schwangerschaft, darf Metamizol nicht eingenommen werden.
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Buscopan® gehört zur Arzeimittelgruppe der Spasmolytika und wird unter anderem bei krampfartigen Schmerzen der ableitenden Harnwege angewendet. Buscpan PLUS® ist eine Schmerztablette mit Zweifach-Wirkung. Es enthält nicht nur das krampflösende Schmerzmittel Butylscopolamin, sondern auch noch die schmerzlindernde Substanz Paracetamol. Mit dem gleichen Ziel: Krämpfe und Schmerzen im Bauch mildern.
Der Wirkstoff Butylscopolamin gehört zu den Anticholinergika, d.h. er nimmt Einfluss auf das Nervensystem, indem er die Übertragung bestimmter Reize unterbindet. Paracetamol blockiert die Bildung von Prostaglandinen, das sind bestimmte Botenstoffe im Körper, die an der Entstehung von Schmerzen, Fieber und Entzündungen wesentlich beteiligt.
Buscpan PLUS® lindert Schmerzen und löst den Krampf im Bauch bei einer akuten, unkomplizierten Blasenentzündung. Liest man sich Erfahrungsberichte von Leidensgenossinnen, so ist die Meinung sehr durchwachsen. Für manche ist es das Mittel der Wahl, andere wiederum berichten von einer kaum spürbaren Milderung der schmerzhaften Symptome.
Die Verträglichkeit und schmerzstillende Wirksamkeit ist eine individuelle Sache und hängt von zahlreichen Faktoren ab.
Mein Rat: Wenn du das Arzneimittel anwenden darfst, probier es einfach aus.
Wenn Buscopan PLUS® deine Schmerzen nicht zu lindern vermag, dann hast du einige Alternativen: Ibuprofen/Diclofenac, Novalgin® (Metamizol => rezeptpflichtig),
Spasuret®* (Flavoxat),
Spasmex® (Trospium chlorid).
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Ibuprofen gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Ibuprofen hemmt Stoffe, die für Entzündungen und Schmerzen verantwortlich sind. Mehr zum Entzündungshemmer Ibuprofen kannst du unter Hilft Ibuprofen bei Blasenentzündung? nachlesen.
Die maximale Einzeldosis für Erwachsene sollte höchstens 800 mg Ibuprofen sein. Das entspricht bei den rezeptfreien Produkten, wie z.B. 400 mg IBU-ratiopharm®, 2 Filmtabletten. Rezeptpflichtige Präparate gibt es bis zu 800mg pro Tablette, d.h. dann entsprechend max. 1 Tablette pro Einzeldosis.
Über 24 Stunden verteilt sollte die Gesamtdosis nicht mehr als 1600 - 2400 mg Ibuprofen umfassen. Die Spanne der maximalen Dosis richtet hauptsächlich nach dem Körpergewicht. Bist du ein Leichtgewicht, dann orientierst du dich mehr bei den maximal 1600 mg.
Meine Erfahrung dazu: Die quälenden Schmerzen bei einer akuten Blasenentzündung sind meist kaum auszuhalten! 1 Tablette mit 400 mg hilt bei meinen Blasenschmerzen nicht merklich. Ich nehme daher meist gleich zu Beginn 2 Tabletten je 400mg. Untertags lassen sich die Schmerzen besser aushalten, da versuche ich die Dosis zurückzufahren bzw. ohne Schmerzmittel auszukommen. Da ich nachts am meisten darunter leide, nehme ich tendentiell vor dem Schlafengehen die maximale Einzeldosis von 2 Tabletten je 400mg. Zusammen mit natürlichen Antibiotika wie z.B. Angocin® Anti-Infekt N* oder D-Mannose* lässt mich das in der Nacht mehrere Stunden am Stück schlafen und die pflanzlichen Arzneimittel können in der Harnblase schön wirken.
Damit es nicht auf den Magen schlägt: Ibuprofen sollte nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden. Wenn du einen empfindlichen Magen haben, nimm Ibuprofen am besten gleich mit einer Mahlzeit ein.
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Ibuprofen gehört zur größten Gruppe rezeptfreier Schmerzmittel, die sogenannten nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). Ibuprofen hemmt Stoffe, die für Entzündungen, Fieber und Schmerzen verantwortlich sind.
Eine antibakterielle Wirkung von Ibuprofen konnte bislang nur in in vitro Studien nachgewiesen werden. In einer dieser Studien konnte eine eindeutige antibakterielle Wirkung von Ibuprofen bei den oft für Blasenentzündungen verantwortlichen Bakterienstämmen nachgewiesen werden: Staphylococcus aureus, E. coli. Es ist jedoch noch unklar, ob dieselbe Wirkung in vitro, also beim Menschen, beobachtet werden kann.
Fazit: Auch wenn Ibuprofen beim Menschen womöglich keine antibakterielle Wirkung zeigt, gibt es doch auch ein paar andere Gründe, warum die Anwendung (sofern möglich) kein schlechter Ansatz ist:
Ibuprofen wirkt
- schmerzlindernd
- entzündungshemmend
- bei leichten bis mittleren Beschwerden fast genauso gut wie eine Antibiose (laut Studie)
Die Studie "Sofortige versus bedarfsangepasste Antibiotikatherapie beim unkomplizierten Harnwegsinfekt (ICUTI)" der Institute für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschulen Göttingen und Hannover verglich eine Behandlung mit Ibuprofen mit der antibiotischen Behandlung mit Fosfomycin. Unter Ibuprofen waren nach einer Woche 70% der eingeschlossenen Patientinnen beschwerdefrei (80% bei antibiotischer Behandlung).
Vorsicht: Schmerzmittel behandeln hauptsächlich die Symptomatik und nicht die Ursache (zumeist sind es Bakterien im Urin). Kommt kein Antibiotika zum Einsatz, kann es passieren, dass die Bakterien nach oben wandern und eine Nierenentzündung verursachen. In der oben genannten Studie kam es bei 5 aus 248 Frauen zur Komplikation einer Nierenbeckenentzündung.
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Eine Studie verglich eine Behandlung mit Ibuprofen mit der antibiotischen Behandlung mit Fosfomycin. Ergebnis: Mehr als die Hälfte wurde ohne Antibiotika beschwerdefrei. Aber: In der Studie hatten Frauen, die Ibuprofen einnahmen, mehr Beschwerden und ein höheres Risiko für eine Pyelonephritis.
Mein Fazit: Ob du zu den Frauen gehörst, die erfolgreich bzw. komplikationsfrei ohne Antibiotika behandelt werden können, ist im Vorfeld immer unklar. Für mich heißt das, dass ich Ibuprofen als Schmerzmittel und Entzündungshemmer einsetze. Wenn sich in Kombination mit pflanzlichen Arzneimitteln nach etwa 3 Tagen keine Besserung einstellt, gehe ich in die Arztpraxis und veranlasse eine Urinkultur. Im Idealfall schaffe ich es ohne Antibiose bis zum Ergebnis der Urinkultur (kann ein paar Tage dauern). Wenn sich bis dahin meine Beschwerden noch immer nicht gebessert haben, kann ich zumindest das passende Antibiotikum einnehmen, welches laut Urinkultur sensibel ist (und nicht irgendein AB auf gut Glück).
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Das Motto: So wenig Medikamente als möglich!
Schwangerschaft und Stillzeit sind Phasen, in denen du dir die Einnahme von Schmerzmitteln (und Medikamente allgemein) wirklich gut überlegen solltest und du im Zweifelsfall immer einen Arzt / Ärztin zu Rate ziehst.
Die offizielle Info, die du in Packungsbeilagen finden wirst:
- Paracetamol ist während der gesamten Schwangerschaft ok
- Ibuprofen nur im ersten und zweiten Trimenon (bis zur 27. Schwangerschaftswoche)
- Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®) nur in den ersten 12 Schwangerschaftswochen
- Metamizol (z.B. Novalgin®) nur im ersten und zweiten Trimenon (bis zur 27. Schwangerschaftswoche)
Nach heutigen Erkenntnissen ist bei der Schmerztherapie von Schwangeren in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln bevorzugt Ibuprofen anzuwenden. In der Stillzeit sind Ibuprofen und Paracetamol gleichermaßen gut geeignet.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sind außer Paracetamol die meisten Schmerzmittel kontraindiziert. Unter Ibuprofen, Metamizol und allen anderen nichsteroidalen Antirheumatika (NSAR) kann es im dritten Trimenon zu fetalen Nierenschäden sowie zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus beim Fetus kommen.
Bei Schmerzen und hohem Fieber im dritten Schwangerschaftsdrittel ist Paracetamol das Mittel der Wahl. Im Gegensatz zu Ibuprofen wirkt dieses jedoch nicht entzündungshemmend.
Was du dazu wissen musst: Da an Schwangeren keine randomisierten Studien durchgeführt werden dürfen, beruhen die vorhandenen Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln in der Schwangerschaft und Stillzeit vorrangig auf Erfahrungswerten.
Bei meinen Recherchen bin ich auf einen interessanten Artikel der Schmerzklinik Kiel gestoßen:
Paracetamol in der Schwangerschaft – Zeit, umzudenken.
Der weitverbreitetete Glaubenssatz: Paracetamol – Du darfst! Nimm! Nimm, schadet ja nichts! Du darfst es während der gesamten Schwangerschaft einsetzen. Und man
meint, dass durch das Arzneimittel bei korrekter Dosierung keine Schäden für Mutter und Kind entstehen. Paracetamol ist überhaupt sehr beliebt und
Spitzenreiter der am meist verkauften Arzneimittel.
Die Wahrheit: Es gibt zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang von Paracetamol in der SS und erhöhte Risiken für das Kind für eine ganze Reihe
an Komplikationen herausfand (z.B. schwergradige Entwicklungsstörungen, ADHS, HAS, Hodenhochstand, Asthma).
Schlechtes Nutzen-Risiko-Verhältnis: Man weiß man mittlerweile, dass die therapeutische Wirksamkeit von Paracetamol in der Schmerztherapie vernachlässigbar ist. Bei geringer Wirksamkeit sollte man meinen, dass es bei der Verträglichkeit vielleicht besser ausschaut. Aber auch da zeichnen sich zahlreiche Risiken ab: kardiovaskuläre Nebenwirkungen, Magen-Darm-Geschwüre, Magen-Darm-Blutungen, Nierenfunktionsstörungen, erhöhte Leberwerte, doppelte so hohe Anmeldung zur Lebertransplantation, schwerwiegende Hautreaktionen.
Mein Fazit: Wenn du schwanger bist, solltest du dir bewusst machen, dass Paracetamol gerade bei alltagsrelevanten Schmerzen (Kopfschmerzen, Rückenschmerzen) weitgehend unwirksam ist. Den Risiken setzt du dich bei einer Einnahme aber trotzdem aus!
Warum Paracetamol einnehmen, wenn es deine Schmerzen kaum bis gar nicht lindert, aber dich und dein Kind in Gefahr bringen kann?
In der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) findest du noch eine tabellarische Übersicht über mögliche Schmerzmittel in Schwangerschaft und Stillzeit .
Hier findest du eine Übersicht über mögliche Schmerzmittel bei akuter Blasenentzündung bzw. Reizblase.
Handelsnamen | Schmerz- lindernd | Krampf- lösend | Entz.- hemmend | SS | Stillzeit | Rezept- pfl. | Nebenwirkungen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ibuprofen | IBU-ratiopharm®Nurofen® | bis 27. SSW | Magen-Darm-BeschwerdenAsthmaNierenschäden | |||||
Diclofenac | Voltaren® | bis 27. SSW | Magen-Darm-BeschwerdenAsthmaNierenschäden | |||||
Metamizol | Novalgin® | schwach | bis 27. SSW | AgranulozytoseBlutdruck-AbfallExanthem | ||||
Paracetamol | Mexalen® | kaum | LeberschädenNierenschädenAllergien | |||||
Butylscopolamin | Buscopan® | anticholinerg Mundtrockenheit | ||||||
Flavoxat | Spasuret® | nicht anticholinergVerdauungsbeschwerdenSchläfrigkeitMundtrockenheit | ||||||
Trospiumchlorid | Spasmex®Spasmolyt® | anticholinergLeberschäden |
Allgemeiner Hinweis: Diese Übersicht ist nicht vollständig und ersetzt auch nicht die Herstellerinformationen. Immer die Packungsbeilage beachten sowie Rücksprache mit Arzt und/ oder Apotheker halten.
Hinweis SS (Schwangerschaft) und Stillzeit:
unproblematisch
Anwendung akzeptabel
kurzfristige Anwendung/Einzelgaben akzeptabel
Anwendung nicht empfohlen oder sogar kontraindiziert
Quellen:
Teststreifen
Die meisten Erkrankungen der Niere und der ableitenden Harnwege zeigen eine pathologische Veränderung des Urins. Ein Urinteststreifen ist eine ganz einfache, nicht-invasive Möglichkeit zur chemischen Analyse des Urins, die man außerhalb eines Labors (z.B. zu Hause) selbst durchführen kann. Mit dem Urinteststreifen (Synonyme: Urinstix, Urostix) können eine ganze Reihe an Parametern bestimmt werden. Die Bestimmung und Auswertung der Parameter erfolgt schnell und einfach mittels Ablesen und Vergleich der Testfelder mit den beigepackten Kontrollfeldern.
Die wichtigsten pathologischen Veränderungen, die man damit entdecken möchte, sind:
- Bakteriurie: hohe Ausscheidung von Nitrit im Urin => deutlicher Hinweis auf eine Harnwegsinfektion mit nitritbildenden Bakterien (z.B. E. coli, Klebsiellen, Proteus Mirabilis)
- Leukozyturie: hohe Ausscheidung von Leukozyten (mehr als 10 Leukozyten/µL) im Urin => Hinweis auf eine entzündliche Erkrankung der Nieren bzw. der ableitenden Harnwege
- Hämaturie: hohe Ausscheidung von Erythrozyten (Blut) im Urin, muss im Urin nicht sichtbar sein (Mikrohämaturie) => gilt als ein Warnsignal, das immer diagnostisch abgeklärt werden sollte.
- Proteinurie: hohe Ausscheidung von Protein (Eiweiß) im Urin => Hinweis auf eine Erkrankung der Nieren
- Glucosurie: hohe Ausscheidung von Glukose (Zucker) im Urin => Hinweis auf eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus)
Welche Felder deuten auf eine Blasenentzündung hin?
- Erhöhte Leukozyten (meist Schattierungen in violett, je dunkler umso höher)
- Erhöhtes Nitrit (meist Schattierungen in rosa, je pinker umso höher)
- Erhöhte Erythrozyten (meist Punkte in grün oder vollflächig grün)
- Erhöhtes Protein (meist Schattierungen in grün): ACHTUNG Hinweis auf Nierenbeteiligung!!
Die folgende Tabelle beschreibt die Wahrscheinlichkeit einer Harnwegsinfektion:
Teststreifenbefund | Harnwegsinfektion |
---|---|
Nitrit positiv + Leukozyten positiv | sehr wahrscheinlich |
Nitrit positiv + Leukozyten negativ | sehr wahrscheinlich |
Leukozyten positiv + Blut positiv | sehr wahrscheinlich |
Nitrit negativ + Leukozyten positiv | wahrscheinlich |
Nitrit negativ + Leukozyten negativ | weniger wahrscheinlich |
Weitere Testfelder (Parameter)
- Dichte (spezifisches Gewicht): Damit erhält man eine grobe Schätzung der Urinkonzentration. Bei massivem Wasserverlust durch z.B. Fieber/Durchfall/Erbrechen ist die Dichte hoch. Eine erhöhte Dichte kann aber auch eine Folge von Nebenniereninsuffizienz, Lebererkrankungen oder Herzinsuffizienz sein.
- pH-Wert: Mass für die H+-Ionen-Konzentration im Urin. Hohe Werte können durch Ammoniak produzierende Bakterien bei einem Harnwegsinfekt entstehen.
Generell wird der pH des Urins durch Ernährung und Medikamente beeinflusst.
- Normbereich: 4.8-7.4
- Saurer Urin: kleiner 7.0
- Alkalischer Urin: größer 7.0
- Ketonkörper: Hinweis, dass im Körper vermehrt Fett abgebaut wird (z.b. bei einer Diät). Ketonurie kann aber auch bei unbehandelter Diabetes auftreten.
- Urobilinogen: Bei Erhöhung Hinweis über eine mögliche Lebererkrankung, Darmerkrankung, Anämie, Herzinsuffizienz.
- Bilirubin: Bilirubinurie (erhöhter Wert) ist ein Hinweis auf Gelbsucht, Verschluss der Gallenwege, Leberzellschädigung
Weitere Verfahren in der Urindiagnostik
Physikalische Untersuchung (Volumen, Dichte, Farbe, Geruch, Trübung, Schaum), mikroskopische Untersuchung des Urinsediments, Urinbakteriologie (Bestimmung der Keimart(en) und Keimzahl, Bestimmung der Empfindlichkeit von Antibiotika - Antibiogramm).
Bei den handelsüblichen Urinteststreifen (aus Apotheke oder Drogerie), z.B. ELANEE® Urin-Kontrolltest, Combur 5 Test® Hc Teststreifen* oder Combur® 9 Test Teststreifen, liegt immer eine Packungsbeilage bei. Dort steht ganz genau beschrieben, was der Reihe nach zu tun ist.
Die Schritte in Kürze:
- Mittelstrahlurin auffangen
- Teststäbchen kurz eintauchen
- 1-2 min warten
- Testfelder mit Farbskala auswerten
Die Schritte im Detail:
- Hände waschen und sauberen Becher holen.
- Intimbereich (insb. den Bereich rund um die Harnröhrenöffnung) reinigen.
- Mittelstrahlurin (am besten vom aussagekräftigen Morgenurin) im Becher bei gespreizten Schamlippen auffangen.
- Ein Teststäbchen kurz in den Urin tauchen (höchstens für 1 Sekunde) und während dem Entnehmen überschüssigen Urin am Rand des Bechers abstreifen.
- Nach 1 bis 2 Minuten (kommt auf das Produkt an, bitte immer in der Packungsbeilage nachlesen) kommt es zu einer Farbreaktion auf den Testfeldern.
- Teststäbchen umgehend mittels Farbvergleich mit den Kontrollfeldern/Farbskala auswerten. Am besten auch noch ein Foto davon schießen, dann ist es nachvollziehbar dokumentiert.
- Die ausgewerteten Parameter laut Packungsbeilage interpretieren. Hier kannst du nachlesen, was die Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Einige wichtige Hinweise um falsche Resultate zu vermeiden:
- Die Urinprobe sollte vor dem Testen nicht mehr als 2 Stunden gestanden haben, gut durchmischt sein und nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen sein.
- Nicht sauberer Intimbereich kann die Probe verunreinigen.
- Ausfluss aus der Vagina kann die Probe verunreinigen.
- Der Test muss spätestens nach diesen 1 oder 2 Minuten (die Ablesezeit kann je nach Produkt variieren) abgelesen werden. Danach sind die Farbveränderungen ungültig und nicht mehr aussagekräftig.
- Der Urin sollte einige Stunden in der Blase verweilt haben (sonst ist er zu verdünnt und "verwäscht" das Resultat, insbesondere das Nitrit).
- Der Becher war nicht sauber oder hatte Rückstände von Desinfektionsmitteln.
- Der Test ist während einer Antibiose oder bis zu 3 Tage nach einer abgeschlossenen Therapie mit Antibiotika NICHT aussagekräftig.
- Der Test ist während der Periode nicht ganz aussagekräftig (kann zu Blutbeimischungen im Urin oder erhöhten Leukozyten führen).
- Korrekte Lagerung der Teststäbchen: trocken, bei Zimmertemperatur, Dose fest verschlossen
Für einen Urintest zur Schnelldiagnostik wird Mittelstrahlurin hergenommen. Was ist damit genau gemeint?
Mit Mittelstrahl meint man die zeitliche Mitte des Urinstrahls beim Entleeren der Blase. Man fängt also nicht von Anfang an den Urin in einem Becher auf, sondern erst nachdem man schon ein bisschen Urin in die Toilette laufen hat lassen. Ebenso fängt man im Becher nicht bis zum Ende des Blasenentleerungsvorgangs auf, sondern zieht den Becher schon vorher wieder zurück.
Wichtiges Detail am Rande: Der Harnstrahl soll dabei nicht unterbrochen werden! D.h. nach der ersten Portion den Auffangbecher einfach in den Harnstrahl halten, nicht vorher 'abzwicken'!
Warum will man nur den Mittelstrahlurin? Weil der erste und letzte Urin oft mit Bakterien aus dem Mündungsbereich der Harnröhre oder des Scheidenbereichs verunreinigt wird. Das kann bakteriologische Ergebnisse verfälschenund der Urintest hat dadurch nur eine eingeschränkte Aussagekraft.
Im Normalfall ist Mittelstrahlurin im Alltagsgebrauch ausreichend. Um aber ganz sicher zu sein, dass die Probe keine Verunreinigungen enthält, wird insbesondere beim Urologen/Urologin gerne auch Katheterurin (Urin, der mittels Katheter in die Harnröhre gewonnen wird) entnommen.
Stichwort sauber: Gerade bei uns Frauen ist die anatomische Nähe von Harnröhrenmündung, Vagina und After ungünstig, wenn man eine saubere Probe gewinnen will. Daher hier noch folgende Empfehlungen bevor du in den Becher pullerst:
- Saubere Hände: Bevor man mit Becher und Co. hantiert, heißt es erstmal Hände reinigen
- Sauberer Becher: Entweder du nimmst ein ordentlich gereinigtes Gefäß oder ein sauberer Einwegbecher
- Saubere Harnröhrenöffnung: Schamlippen mit einer Hand spreizen und mit der anderen Hand mit einem sauberen, feuchten Tuch die Harnröhrenöffnung von der Klitoris beginnend in Richtung Scheidenausgang abwischen.
- Saubere Probe: Wenn dir regelmäßig Ausfluss aus deiner Scheide (Schleimabsonderung) die Probe verunreinigt, führ schlichtweg einen Tampon ein, bevor du loslegst.
Unter Morgenurin versteht man den ersten am Morgen gelassenen Urin. Dieser Urin wird während der Nacht produziert und eben als erster Urin am Morgen als Mittelstrahlurin gewonnen. Im Gegensatz dazu kann der sogenannte Spontanurin zu jeder Tages- und Nachtzeit gewonnen werden.
Warum will man Morgenurin für eine aussagekräftige Urinprobe? Dieser Urin ist höher konzentriert und daher für bakterielle Untersuchungen, Sediment-Untersuchungen, chemische Analysen besser geeignet. Wegen der langen Verweilzeit in der Blase ist er zum Beispiel gut zum Nachweis von Nitrit (Hinweis auf eine bakterielle Harnwegsinfektion) und Protein (Hinweis auf Nierenerkrankungen) geeignet.
Wo liegt das Problem dabei im Alltag?
- Die Blasenentzündung kommt nicht immer genau vor dem ersten Klogang am Morgen.
- Kann man morgens nicht gleich eine Arztpraxis aufsuchen, ist es auch nicht ratsam den Morgenurin stundenlang zu Hause im Becher zu lagern bis dass man zu einem Arzt/Ärztin/Labor kommt.
- Bei starken Beschwerden trinkt man häufig ein wenig mehr und geht meist ständig aufs Klo, auch nachts. Somit ist der Urin weniger konzentriert und folglich weniger aussagekräftig.
Meine Tipps:
- Meist ist eine akute, heftige Infektion so stark, dass Spontanurin ausreicht um zu einer Diagnose zu kommen.
- Damit der gewonnene Urin so lange wie möglich in der Blase verweilt hat, solltest du trotzdem immer versuchen, so lange wie möglich durchzuhalten, bevor du Urin zur Probe abgibst.
- Wenn du eher unklare Beschwerden (auch über einen längeren Zeitraum) hast, die mal stärker und mal schwächer sind, oder ein Urinschnelltest kaum anschlägt und auch die Urinkulturen nicht aussagekräftig sind, dann würde ich dir absolut zu einer Probe mit Morgenurin raten. So kommst du den Biestern viel eher auf die Schliche.
Bitte lies dir dazu die Antwort auf Wie wende ich den Urinteststreifen an?
Urinteststreifen sind eine wirklich einfache und sehr schnelle Methode in der Urindiagnostik. Aber man muss dazu sagen, dass der Test bei bis zu einem Drittel der Fälle falsch negativ ausfallen kann.
Im Klartext: Bei bis zu einem Drittel aller Frauen/Männer mit Harnwegsinfekt fällt der Test negativ aus und der Harnwegsinfekt wird daher wahrscheinlich nicht behandelt.
Diese Ungenauigkeit hat mehrere Gründe und zudem kaum beeinflussbare Umstände. Zum Beispiel ist der Urin manchmal zu verdünnt um aussagekräftig zu sein. Beispiel: Wenn man bei einer Blasenentzündung viel trinkt und gefühlt alle 10 Minuten die Blase leert (und das aus eigener Erfahrung auch nachts!), wird oft kein Nitrit zu finden sein und die Leukozyten schlagen kaum an.
Noch komplizierter wird die Diagnose, wenn die Bakterien eingebettet sind und sich hinter einem Biofilm verstecken. Dann zeigt der Teststreifen nichts Aussagekräftiges an und auch eine Urinkultur wird kaum Bakterien finden können.
Meine Erfahrung: Wenn es "down under" auf einmal wieder zwickt und zwackt, dann hat mich mein Gefühl nur selten getäuscht. Ein Urinteststreifen war dann meist nur die Bestätigung dessen, was ich sowieso schon gefühlt hatte: Eine beginnende Blasenentzündung.
Wo ich es dennoch hilfreich finde:
- Anti-Hypochonder: Wenn dir dein Oberstübchen schon anfängt dir irgendwas vorzugaukeln (was bei einem Wahnsinn wie einer wiederke Blasenentzündung nur verständlich ist), dann kann dich ein negativer Test wieder beruhigen.
- Die Keim-Frage: Schägt Nitrit an, dann handelt es sich wahrscheinlich um mannose-sensitive Bakterien und du kannst mit viel D-Mannose* gleich gegensteuern.
- Muss ich zum Arzt? Verlaufskontrolle: Wenn du mit Mitteln abseits synthetischer Antibiotika kämpfst, kannst du Tag für Tag sehen, ob du am Weg der Besserung bist oder du vielleicht doch eine Praxis aufsuchen solltest => mit einer Nierenbeckenentzündung ist nicht zu spaßen!
- Asymptomatische BE: Symptome bei einem Harnwegsinfekt sind bei dir kaum bis gar nicht vorhanden? Dann teste regelmäßig mit den Teststreifen um dir Klarheit zu verschaffen.
Urinteststreifen gibt es von verschiedenen Marken in verschiedenster Ausführung - rezeptfrei erhältlich in Apotheken, Drogerien und im Onlinehandel. Je mehr Parameter (bis zu zwölf Substanzen pro Teststreifen) ein Urintest analysiert, umso teurer ist das Produkt.
Für die Schnelldiagnostik zu Hause reichen in der Regel die Produkte mit 5 Parametern, das sind dann meist
- Leukozyten
- Nitrit
- Protein
- Glucose
- Erythrozyten
Bekannte Vertreter sind
- Combur 5 Test® Hc Teststreifen*
- Combur® 9 Test Teststreifen
- ELANEE® Urin-Kontrolltest
- Siemens Multistix®
Bei den handelsüblichen Urinteststreifen (aus Apotheke oder Drogerie), z.B. ELANEE® Urin-Kontrolltest, Combur 5 Test® Hc Teststreifen* oder Combur® 9 Test Teststreifen, liegt immer eine Packungsbeilage bei. Dort steht ganz genau beschrieben, was der Reihe nach zu tun ist und wie das Ergebnis zu werten ist.
Zur besseren Unterscheidung ist jedem Testfeld eine charakteristische Farbe zugeordnet. Nach dem Benetzen mit dem Urin inkl. 60-120 Sekunden Wartezeit kann sich die Farbe verändert haben.
Diese veränderte Farbe wird dann mit den Kontrollfeldern verglichen. Der farbliche Verlauf entspricht dabei meist der Menge der vorgefundenen chemischen Substanz.
In der Praxis haben sich folgende Farben etabliert:
- Erhöhte Leukozyten (meist Schattierungen in violett, je dunkler umso höher)
- Erhöhtes Nitrit (meist Schattierungen in rosa, je pinker umso höher)
- Erhöhte Erythrozyten (meist Punkte in grün oder vollflächig grün)
- Erhöhtes Protein (meist Schattierungen in grün): ACHTUNG Hinweis auf Nierenbeteiligung!!
Urinteststreifen messen bis zu 12 Parameter auf einmal. Nicht alle Werte sind in Bezug auf Krankheiten der ableitenden Harnwege relevant.
Die Parameter, die du dir genauer ansehen sollst, wenn du eine Blasenentzündung vermutest:
- Erhöhte Leukozyten (meist Schattierungen in violett, je dunkler umso höher) => Hinweis auf eine entzündliche Erkrankung der Nieren bzw. der ableitenden Harnwege
- Erhöhtes Nitrit (meist Schattierungen in rosa, je pinker umso höher) => deutlicher Hinweis auf eine Harnwegsinfektion mit nitritbildenden Bakterien (z.B. E. coli, Klebsiellen, Proteus Mirabilis)
- Erhöhte Erythrozyten (meist Punkte in grün oder vollflächig grün) => Blut im Urin ist ein Warnsignal, das immer diagnostisch abgeklärt werden sollte.
- Erhöhtes Protein (meist Schattierungen in grün) => Hinweis auf eine Erkrankung der Nieren (z.B. aufgestiegene Blasenentzündung)
Hier kannst du nachlesen, was alle Parameter im Detail bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Erhöhtes Nitrit (=Bakteriurie) und/oder erhöhte Leukozyten (=Leukozyturie) deuten auf einen akuten Harnwegsinfekt hin.
- Erhöhte Leukozyten (meist Schattierungen in violett, je dunkler umso höher) => Hinweis auf eine entzündliche Erkrankung der Nieren bzw. der ableitenden Harnwege
- Erhöhtes Nitrit (meist Schattierungen in rosa, je pinker umso höher) => deutlicher Hinweis auf eine Harnwegsinfektion mit nitritbildenden Bakterien (z.B. E. coli, Klebsiellen, Proteus Mirabilis)
Nitrit positiv + Leukozyten positiv => Harnwegsinfektion sehr wahrscheinlich
Nitrit positiv + Leukozyten negativ => Harnwegsinfektion sehr wahrscheinlich
Nitrit negativ + Leukozyten positiv => Harnwegsinfektion wahrscheinlich (z.B. mit Enterokokken)
Nitrit negativ + Leukozyten negativ => Harnwegsinfektion weniger wahrscheinlich
Bei positivem Nitrit besteht der Verdacht auf eine Harnwegsinfektion mit nitritbildenden (=ureasebildenden) Bakterien. Meist ist auch der Urin-pH > 7,0.
Zwingend (= Obligat) ureasebildende Bakterien:
- Proteus spp.
- Teil der E. coli
- Teil der Pseudomonas aeruginosa
- Morganella morganii
- Corynebacterium urealyticum
- Ureaplasma urealyticum
- Providencia rettgeri
Möglich, aber nicht zwingend (= Fakultativ) ureasebildende Bakterien:
- Klebsiella spp.
- Staphylococcus spp.
- Serratia marcescens
- Enterobacter gergoviae
- Providencia stuartii
Enterokokken (z.B. Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium) und Staphylokokken bilden zum Beispiel kein Nitrit. D.h. bei einem Harnwegsinfekt mit Enterokokken oder Staphylokokken kann das Nitrit Feld durchaus negativ ausfallen.
Hier kannst du nachlesen, was alle Parameter im Detail bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Urin eines gesunden Menschen enthält normalerweise
- keine bis max. 10 Leukozyten/µL
- kein Nitrit
- keine Blutbestandteile
- nur minimale Spuren an Proteinen (unter 0,15 g/l)
- nur minimale Spuren an Glukose (unter 15 mg/dl)
Der pH-Wert schankt meist zwischen 5-7 (stark abhängig von der Ernährung).
Hier kannst du nachlesen, was alle Parameter im Detail bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, welche Werte das sind: Welche positiven Teststreifen Befunde sprechen für eine Blasenentzündung?
Frischer, normaler Urin ist durchsichtig und seine Farbe schwankt zwischen hell- und dunkelgelb (eine Mischung von gelben, rötlichen und braunen Pigmenten, sogenannte "Urochrome"). Die Farbe ist auch von der Urinkonzentration abhängig.
Urin bei einem Harnwegsinfekt
Eine veränderte Farbe kann durch Krankheiten (=endogen) oder exogenen Ursachen (z.B. Medikamente, Nahrungsmittel) hervorgerufen werden. Bei Nieren- und Harnwegsinfekten kann die Farbe durch Blutbeimischung rötlich sein.
Infektionen der Harnwege können eine Trübung verursachen, falls große Mengen von Bakterien und Leukozyten vorliegen (Pyurie).
Geruch: Bei Harnwegsinfekten kann der Urin nach Ammoniak (durch Urease bildende Bakterien) riechen, oder auch ein fauliger Geruch kann vorkommen (durch coliforme Bakterien).
Schaum: Bei einer bleibenden Schaumschicht kann dies auf eine vermehrte Ausscheidung von Proteinen hindeuten. Dies wiederum kann ein Hinweis auf Nierenbeteiligung bei einer Blasenentzündung sein.
Allgemeine Hinweise um falsche Resultate zu vermeiden:
- Korrekte gelagerte Teststäbchen verwenden.
- Sauberer Becher ohne Rückstände von Desinfektionsmitteln, saubere Hände, sauberer Intimbereich.
- Mittelstrahlurin vom Morgenurin (oder mind. 4h davor keine Blasenentleerung, sonst ist er zu verdünnt).
- Frischen Urin für den Schnelltest verwenden (jedenfalls nicht länger als 2 Stunden alt).
- Ablesezeitpunkt laut Packungsbeilage genau einhalten (meist nach 1-2 min).
- Nicht während einer Antibiose oder Chemotherapie testen (und nicht innerhalb von 3 Tagen nach Behandlung mit Antibiotika oder Chemotherapie).
- Nicht während einer Antibiose testen (und nicht innerhalb von 3 Tagen nach Behandlung mit Antibiotika).
- Erythrozyten sind während der Monatsblutung meist falsch positiv.
- Relativ große Vitamin C Mengen (Ascorbinsäure) können zu falsch negativen Testergebnissen führen.
Leukozyten
- Falsch positive Werte können durch Formaldehyd (Desinfektionsmittelrest oder nach Methenamin-Einnahme, z.B. Hiprex®) entstehen.
- Falsch positive Werte können durch Kontamination mit Vaginalflüssigkeit entstehen.
- Falsch positive Werte können durch Antibiotika (Impinem, Meropenem, Clavulansäure) entstehen.
- Falsch negative Werte können durch Antibiotikum (z.B. große Tagesdosen an Cephalexin und Gentamicin (Aminoglykoside), Nitrofurantoin, Tetracycline (z.B. Doxycyclin)) entstehen.
- Falsch negative Werte können durch hohe Proteinausscheidungen (> 5 g/L) entstehen (Reaktionsfarbe wird abgeschwächt).
- Falsch negative Werte können durch hohe Glukoseausscheidungen (> 20 g/L) entstehen (Reaktionsfarbe wird abgeschwächt).
- Falsch negative Werte können durch hohe Bilirubinausscheidungen entstehen (Reaktionsfarbe wird überdeckt).
- Falsch negative Werte können durch Borsäure entstehen.
Erythrozyten
- Falsch positive Ergebnisse entstehen sehr häufig durch die Menstruationsblutung (3 Tage vor bis 3 Tage nach der Periode).
- Falsch positive Ergebnisse können nach intensivem Sport entstehen.
- Falsch positive Ergebnisse können auch durch Reinigungsmittel entstehen.
- Auch wenn bei den meisten Teststäbchen der Einfluss von Ascorbinsäure auf Glukose und Blut weitgehend beseitigt wurde: Falsch negative Ergebnisse können durch hohe Mengen an Ascorbinsäure (=Vitamin C) entstehen.
- Falsch negative Ergebnisse können durch Harnsäure entstehen.
Nitrit
- Oft unspezifisch falsch positiv
- Falsch positiver Nachweis kann bei langem Stehenlassen des Urins entstehen.
- Falsch positiver Nachweis kann bei Farbstoff im Urin (z.B. rote Beete) entstehen.
- Falsch negativer Nachweis kann während der Einnahme von Medikamenten mit Phenazopyridine (Schmerzmittel zur Linderung der Symptome bei Reizungen der Harnwege, Handelsnamen: Azo Standard, Pyridium, Prodium, Pyridiate, Baridium, Uricalm, Urodine, UTI Relief) entstehen.
- Falsch negativer Nachweis kann während einer Antibiotikatherapie entstehen (und bis zu 3 Tage nach der letzten Einnahme).
- Falsch negativer Nachweis, wenn der Urin zu verdünnt ist, weil er nicht lange genug in der Blase war (mind. 4-8 Stunden Verweildauer des Urins in der Blase).
- Falsch negativer Nachweis kann bei nitritarmer Kost entstehen.
- Falsch negativer Nachweis kann bei sehr saurem Urin entstehen.
- Falsch negativer Nachweis bei nicht nitritbildenden Bakterien (z.B. Enterokokken und Staphylokokken) entstehen.
- Falsch negative Ergebnisse können durch hohe Mengen an Ascorbinsäure (=Vitamin C) entstehen.
- Falsch negative Werte können durch hohe Urobilinogenausscheidung entstehen.
Eiweiß
- Falsch positive Ergebnisse können nach intensivem Sport entstehen.
- Falsch positive Ergebnisse können während einer allgemeinen Infektion (z.B. grippaler Infekt) entstehen.
- Falsch positive Ergebnisse können bei einem Urin-pH > 9 entstehen.
- Falsch negative Ergebnisse können bei einem Urin-pH < 4 entstehen.
pH-Wert
- Alkalischer Urin (pH-Wert >= 7) kann nicht nur durch ureasebildende Bakterien ausgelöst werden, sondern auch durch vegetarische Ernährung, Überdosierung von Natron* (Backpulver), Desinfektionsmittelreste oder bestimmte Medikamente (z.B. Azetazolamid).
- Saurer Urin (pH-Wert <= 5) kommt auch bei Gicht, Übersäuerung (Azidose ) und Fieber vor.
Falsche Ergebnisse bei Bakterien in der Urinkultur
- Verunreinigte Urinprobe durch kontaminierte Hände, kontaminierten Becher, Hautkeime rund um dieHarnröhrenmündung, vaginaler Ausfluss.
- Urinprobe war nicht frisch genug und Bakterien haben sich bis zum Test bereits anreichern.
- Falsch negativer Nachweis, wenn der Urin zu verdünnt ist, weil er nicht lange genug (unter 4 Stunden) in der Blase war.
- Falsch negativer Nachweis kann bei nitritarmer Kost entstehen.
- Falsch negativer Nachweis bei nicht nitritbildenden Bakterien (z.B. Enterokokken und Staphylokokken) entstehen.
Leukozyten | Nitrit | |
---|---|---|
Falsch positiv | Verunreingigung mit Vaginalflüssigkeit Antibiotikum: Impinem Antibiotikum: Meropenem Antibiotikum: Clavulansäure Formaldehyd nach Methenamin-Einnahme, => z.B. Hiprex® | Urin lange stehen gelassen Farbstoff (z.B. rote Beete) |
Falsch negativ | Antibiotikum: Cephalosporine Antibiotikum: Gentamicin Antibiotikum: Nitrofurantoin Antibiotikum: Tetracycline Vitamin C Hohe Proteinausscheidung > 5 g/L Hohe Glukoseausscheidung > 20 g/L Hohe Bilirubinausscheidung Borsäure | Blasenverweilzeit < 4h Stark verdünnter Urin Keine nitritbildenden Bakterien, => Enterokokken => Staphylokokken Sehr saurer Urin Vitamin C Hohe Urobilinogenausscheidung Nitritarme Kost |
Zu dieser Frage gibt es gleich zwei ähnliche Fragen, die genaue Antworten darauf liefern:
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Die Farbe kann orange bis rötlich sein, wenn sich Blutbeimischungen darin befinden. (Achtung: Wenn du rote Beete gegessen hast, kann das ebenfalls zu rötlichem Urin führen.
Meist ist der Urin auch trüb oder flockig.
Bei einer Nierenbeteiligung kann der Urin auch schäumen.
Der Geruch kann an Ammoniak erinnern oder faulig sein.
Wie der Urin bei gesunden Menschen aussehen soll, findest du hier: Wie sieht ein gesunder Urin aus?
Bei einem Urinteststreifen deutet der Nachweis von Nitrit im Urin auf das Vorliegen von Bakterien im Harnsystem und somit auf einen bakteriellen Harnwegsinfekt hin.
Ein negativer Nitritnachweis schließt aber keineswegs einen Harnwegsinfekt aus. Das hat vielseitige Gründe:
- Bakterienart: Nicht alle Bakterien sind in der Lage Nitrit zu bilden (z.B. Enterokokken und Staphylokokken)
- Urin zu verdünnt: Bei hohen Trinkmengen kann der Nitrit-Test negativ ausfallen (daher sollte immer Morgenurin getestet werden)
- Nitratarme Kost: Wenn man kaum Salat und Gemüse ist, kann der Urin zu wenig Nitrat enthalten. Den Bakterien fehlt dann der Ausgangsstoff um Nitrit zu bilden.
- Eine Antibiotikaeinnahme kann die Nitritsynthese stören.
Wenn ein positiver Nitrit-Test vorliegt und gleichzeitig Leukozyten erhöht sind oder Blut im Urin ist, dann ist das Vorliegen einer bakteriellen Harnwegsinfektion sehr wahrscheinlich. Welche Bakterienart(en) Verursacher sind, kann der Schnelltest leider nicht feststellen. Um die Bakterien (=Keime, = Erreger, =Pathogene) festzustellen, muss ein Keimnachweis erbracht werden.
Keimnachweis
Vor allem zur gezielten Auswahl wirksamer Antibiotika soll man bei einem Harnwegsinfekt besser genau wissen, welche Keime die Erkrankung ausgelöst haben. Ein resistentes Antibiotika ist nämlich nicht nur unnütz und unwirksam, sondern kann sogar schädlich sein.
Urinmikroskopie: Im Vergleich zu Urinschnelltests ist die mikroskopische Untersuchung des Urins oder Urinsediments (feste Bestandteile des Urins) eine deutlich genauere Nachweismethode. Mit dem Mikroskop kann man sehr zuverlässig das Vorhandensein von Bakterien (manchmal sogar welche Bakterienstämme) erkennen. Zur mikroskopischen Harnanalyse des Urinsediments zentrifugiert der Labormediziner zuerst die Urinprobe. Das führt zur Trennung von flüssigen und festen Bestandteilen des Harns, dem sogenannten Urinsediment. Neben Bakterien kann man auch andere Mikroorganismen unter dem Mikroskop erkennen: Pilze, Trichomonaden, Parasiten und Parasiteneier. Das Zentrifugieren des Urins zum Nachweis von Bakterien führt nicht zu einer größeren Genauigkeit der Diagnose.
Urinkultur: Bei einer Kultur werden die Krankheitserreger aus der Urinprobe auf einem künstlichen Nährboden (Nährmedium) anwachsen und sich vermehren. Diese Keime kann dann ein Arzt/Ärztin mit Hilfe weiterer Untersuchungstechniken genau bestimmen und auch ihre Empfindlichkeit gegen Antibiotika (=Antibiogramm) testen. Die meisten Kulturen werden für die Dauer von etwa 48 Stunden in einem Wärmeschrank "bebrütet". Sind die Keime angewachsen, können sie anhand verschiedener Merkmale genau bestimmt werden. Manche Keime sind leider nicht kultivierbar.
PCR (Nachweis der Erbinformation von Erregern): In dieser molekularbiologischen Untersuchung werden die Bakterien festgestellt, indem bekannte Abschnitte ihrer Erbinformation (DNA, RNA) nachgewiesen werden. Findet die sogenannte Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) Erbinformation eines Keimes, deutet das auf die Infektion mit diesem Keim hin. Der PCR Test dauert zwar nicht so lange wie eine Urinkultur, aber er kann leider keine genau Aussage über die Empfindlichkeit auf Antibiotika treffen.
Eine saubere Harngewinnung ist nicht einfach! Da die Harnröhre und der Bereich rund um die Harnröhrenöffnung durch Bakterien besiedelt ist, sind Verunreinigungen der Proben durch Keime häufig. Zusatzkriterien entscheiden, ob es sich um eine Verunreinigung oder tatsächlich um eine Infektion handelt:
- Bakterienzahl: Wenn mehr als 100.000 Keime pro ml gefunden werden, gilt dies als sicherer Hinweis auf eine Harnwegsinfektion.
- Symptome: Klagt der Patient über Beschwerden ist das ein Hinweis auf eine Infektion, auch bei weniger als 100.000 Keime/ml.
- Bakterienart: Findet die Urinkultur im Urin mehr als zwei verschiedene Bakterienarten oder typische Hautkeime, dann spricht das eher für eine Verunreinigung der Probe als für eine Infektion.
Das beschwerdefreie Ausscheiden von Bakterien im Urin nennt man asymptomatische Bakteriurie. Wenn immer wieder verschiedene Keime im Urin oder ein Harnwegsinfekt ohne Symptome festgestellt werden, dann kann Katheterurin entnommen werden. Damit kann ausgeschlossen werden, dass die Probe durch Bakterien, die erst beim Wasserlassen hineingelangt sind, verunreinigt wurde.
Falsch negativer Schnelltest
Wenn man bedenkt, dass bis zu 1 Drittel aller Schnelltests falsche Ergebnisse liefern, ist es nicht verwunderlich, dass laut Teststreifen im Urin oft nichts nachweisbar ist (also ein falsch negatives Ergebnis). Bei anhaltenden Beschwerden kannst du den Test einfach nochmal durchführen um eine höhere Treffsicherheit im Resultat zu erzielen.
Das Problem mit dem falsch negativen Urintest in der Arztpraxis: Dein Urin wird dann im Normalfall nicht für eine Urinkultur eingesendet. Und damit sinken deine Chancen, den Keimen auf die Schliche zu kommen.
Negative Urinkultur
Immer wieder gibt es Leidensgenossinnen, die an wiederkehrenden Blasenentzündungen/Blasenproblemen leiden, aber es wird kein Keim oder keine aussagekräftige Keimzahl in der Kultur gefunden. Der Grund kann natürlich sein, dass die Probleme mit der Blase tatsächlich nicht bakteriell bedingt sind. Oder dass sich die Erreger mit einer Kultur nicht anzüchten lassen (z.B. Gonokokken und Chlamydien). Viel häufiger steckt aber eine andere Ursache dahinter: Eingebettete Bakterien, die sich in den Zellen der Blasenwand verstecken.
Bei negativer Urinkultur kann man alternativ noch einen PCR Test (molekularbiologische Untersuchung) vom Urin zum Nachweis der Keime versuchen, z.B. den CystitisCheck bei MVZ Institut für Mikroökologie.
Eine weiterentwickelte Version des PCR Tests ist der MicroGenDX Test, der den PCR Test mit Next-Generation DNA Sequencing (NGS) verbindet und damit bis zu 50.000 Pathogene erkennen kann.
Eingebettete Bakterien
Die in den Zellen eingenisteten Bakterien "schlafen" entweder nur oder sie vermehren sich wie in einem Nest in der Zelle selbst. Durch die Erneuerung der Blasenschleimhaut (Urothel), oder das Auflösen von oberflächlichen Zellen im Zuge der Immunabwehr oder einfach nur durch die mechanische Reizung beim Sex werden die Nester dann regelmäßig feigelegt. Die Bakterien gelangen folglich ins Blaseninnere und verursachen dann immer wieder eine Blasenentzündung.
Die Blasenentzündung kommt also immer wieder, weil die Bakterien schubweise in die Blase abgegeben werden.
Selbst Antibiotika können den versteckten Bakterien (entweder im Urothel oder als Biofilm) nichts anhaben. Als leitliniengetreuer Therapieansatz gilt die Langzeitantibiose über mind. 3 Monate bis zu einem Jahr oder länger.
Letztes Resort: London
Ich kenne viele Fälle mit wiederkehrenden Blasenentzündungen, die bei uns in DACH als "austherapiert" gelten, weil kein Behandlungsversuch das Blasenproblem beheben konnte. Dann heißt es zum Schluss oft: Interstitielle Zystitis (IC) oder es wird auf psychische Probleme zurückgeführt. Tatsächlich lassen sich verzweifelte Betroffene letztendlich sogar die Blase entfernen, weil die ständigen Schmerzen nicht erträglich sind und keine andere Option mehr vom Gesundheitssystem geboten wird.
Eine Privatklinik in der Harley Street 10 in London beschäftigt sich mit dem Thema schon jahrelang und durchaus mit viel Erfolg. Die Kurzfassung des Behandlungsprotokolls: Langzeitantibiose zusammen mit Methenamin (z.B. Hiprex®). Im Therapieverlauf wird der Fortschritt mittels Urinmikroskopie vom frischen Urin (=Nativprobe, kein Urinsediment) festgestellt. Gemessen wird dies an der gefundenen Anzahl an Leukozyten und Epithelzellen. Mehr dazu findest du in der Facebook Selbsthilfegruppe Eingebettete Blasenentzündung Hilfe und Austausch
Interstitielle Zystitis (IC)
Ständiger Druck in der Blase, immerzu Harndrang und einen brennenden Schmerz im Blasenbereich - und das Tag und Nacht. Bei diesen Symptomen kann die Diagnose "Interstitielle Zystitis" (das "Rheuma der Blase") lauten - eine chronische, nichtinfektiöse Blasenentzündung.
Genauer erklärt: Bei der IC ist die natürliche Schutzschicht der Blaseninnenwand beschädigt. Reizende Substanzen aus dem Urin gelangen so in tiefere Gewebeschichten der Blasenwand und rufen dort Entzündungen hervor.
Die Diagnose ist aber eine Ausschlussdiagnose und erst dann stellbar, wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen werden können: bakterielle Entzündung, Blasensteine, Blasenkrebs, Endometriose, überaktive Blase. Auch wenn die Beschwerden nachts nicht auftreten, kann eine IC mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Meine Meinung: Es besteht der Verdacht, dass eine eingebettete Blasenentzündung oft als IC diagnostiziert wird. Nur weil die Bakterien in einer Urinkultur nicht gefunden werden, heißt das nicht, dass die chronische Entzündung nicht von ihnen hervorgerufen wird. Würde bei mir die Diagnose IC im Raum stehen, würde ich erst noch nach London in Behandlung gehen, bevor ich mich den teils qualvollen Diagnose- und Behandlungsversuchen bei Verdacht auf IC unterziehe.
Während einer Behandlung mit Antibiotika und bis zu drei Tage danach, ist der Urinschnelltest nicht aussagekräftig. Insbesondere die Felder für Leukozyten und Nitrit können falsche Ergebnisse anzeigen.
Leukozyten:
- Falsch positiv: Antibiotika mit den Wirkstoffen Impinem, Meropenem und Clavulansäure.
- Falsch negativ: hohe Tagesdosen von Antibiotika der Gruppe Cephalosporine (z.B. Cephalexin), Gentamicin (Aminoglykoside), Tetracycline (z.B. Doxycyclin), Nitrofurantoin
Nitrit:
- Falsch negativ: Nach Einnahme von Antibiotika kann die Bildung von Nitrit gestört sein.
Aufgrund der fehlenden Erfassung von Lymphozyten während einer Antibiotikaeinnahme wird die Bestimmung der Leukozyten aus dem Urinsediment empfohlen.
Eiweiß: Eiweiß im Urin kann bei der Einnahme von Antibiotika als Nebenwirkung auftreten. Auch bei der Einnahme von Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen) kann der Eiweißwert im Urin erhöht sein.
Als Filterorgane sind die Nieren für die Produktion von Harn verantwortlich. Wenn vermehrt Eiweiß im Urin enthalten ist (=Proteinurie), deutet das meistens auf Nierenerkrankungen oder Nierenschädigungen hin. Begleitende Anzeichen einer Erkrankung können schäumender Urin, verstärkte Gelbfärbung des Urins oder Wassereinlagerungen im Gewebe sein.
Blasenentzündung: Daneben gibt es einige andere Ursachen für Protein im Harn, unter anderem Blasenentzündung und Harnwegsinfekte. Dann kann insbesondere das Albumin (kleinste Eiweißteilchen) im Urin vorübergehend erhöht sein. Bei einer Blasenentzündung sind vermehrt Bakterien und Entzündungszellen in den Urin. Da sowohl die Bakterien als auch die Entzündungszellen zum Großteil aus Proteinen aufgebaut sind, erhöht sich damit oft die Eiweißausscheidung.
Weitere Erkrankungen, die zu einer Proteinurie führen können: Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen, Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, Infektionen, Nebenwirkungen von Medikamenten (Antibiotikum und Schmerzmittel der Gruppe NSAR).
Die Eiweißausscheidung kann auch durch zum Teil harmlose Ursachen erhöht sein: zu niedrige Trinkmenge (Dehydration), Stress, körperliche Anstrengung, Fieber oder Unterkühlung, Schwangerschaft, Menstruationsblutung.
Als gesund gilt, wenn nur wenig oder gar kein Eiweiß in der Urinprobe enthalten ist. Wenn (wiederholt) Eiweiß im Urin gemessen wird, sollte das unbedingt durch einen Arzt/Ärtztin abgeklärt werden. Zur genaueren Ermittlung der Eiweißausscheidung wird dann meist Sammelurin (Urin, der über 24 Stunden gesammelt wird) untersucht.
Als negativ werden 0-10 Leukozyten /µL gewertet. D.h. wenn du mehr als 10 weiße Blutkörperchen pro Mikroliter (µl) im Harn ausscheidet, spricht man von einem positiven Testergebnis (Leukozyturie).
Hier kannst du nachlesen, was die Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Bei einem positiven Teststreifenbefund für Nitrit ist eine Harnwegsinfektion sehr wahrscheinlich. Nitrit entsteht als Abbauprodukt von Bakterien im Urin.
Hier kannst du nachlesen, was die Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Bei deutlich erhöhter Leukozytenzahl im Urin (Leukozyturie => mehr als 10 weiße Blutkörperchen pro Mikroliter) ohne dem Nachweis von Bakterien kann das viele Gründe haben:
- Falsch positiver Schnelltest: Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind => Was verfälscht den Urintest?
- Urethritis (Harnröhrenentzündung): Entzündung der Schleimhaut der Harnröhre durch (sehr oft sexuell übertragene) Bakterien wie Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen, Ureaplasmen, Trichomonaden (Einzeller). Auch Darmbakterien können eine Urethritis hervorzurufen. Hinweis auf eine Urethritis liefert eine höhere Leukozytenzahl bei den ersten 10 bis 15 ml des Urins (=> Zweigläserprobe)
- Infektion mit Pilzen: zumeist Candida spezies, aber auch Aspergillus => Nachweis durch mikroskopische Harnuntersuchung.
- Infektion mit Parasiten: Urogenitale Schistosomiasis (Bilharziose) => Mikroskopischer Nachweis von Schistosomen
- Infektion mit seltenen Erregern: nicht-tuberkulöse Mykobakterien, Anaerobiern (Peptococcus und Peptostreptococcus), Gardnerella vaginalis
- Infektion mit Viren: Das Herpes-simplex-Virus kann die Harnröhre infizieren, Schmerzen beim Wasserlassen verursachen und bei der Entleerung der Blase Probleme bereiten. . Ein BK-(Polyoma)-Virus-Infekt kann bei immunsupprimierten Patienten zu einer Blasenentzündung mit starker, sichtbarer Blutbeimengung zum Urin führen.
- Biofilm: Bakterienkolonien, die durch eine selbst erzeugte extrazelluläre polymere Matrix, den Biofilm, geschützt werden.
- Eingebettete Bakterien: Intrazelluläre bakterielle Gemeinschaften => Uropathogene Bakterien können auch in die Urothelzelle eindringen und dort eine biofilm-ähnliche Gemeinschaft bilden. Diese schützt die Bakterien vor dem Immunsystem, ist der Auslöser von rezidivierenden Harnwegsinfektionen und kann Beschwerden auslösen, obwohl die Standarddiagnostik eine Harnwegsinfektion nicht nachweisen kann. Noch mehr zum Thema unter Ist eine Blasenentzündung immer im Urin nachweisbar?
Gewisse Keime erfordern ein Spezialnährmedium (Anzucht der Bakterien auf besonderen Kulturmedien) oder eine spezielle Nachweismethode
(z.B. mikroskopischer Erregernachweis, Polymerase-Kettenreaktion [PCR], Nachweis bakterieller Antigene, indirekter Nachweis über spezifische Antikörper im Blut), um nachgewiesen werden zu können.
Dazu zählen:
- Anaerobier
- Gardnerella vaginalis
- Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken)
- Chlamydia tranchomatis (Chlamydien)
- Mycoplasma huminis (Mykoplasmen)
- Ureaplasma urealyticum (Ureaplasmen)
- Herpes simplex (Virus)
- Candida (Pilze)
- Trichomonas vaginalis (Trichomonaden)
- Schistosoma haematobium (Urogenitalbilharziose)
Spezielle Nachweise sollen immer dann angefordert werden, wenn ein HWI sehr wahrscheinlich ist, aber die Urinkultur keinen Aufschluss über den Erreger gegeben hat.
Nitrit negativ, aber Leukozyten positiv deutet darauf hin, dass ein Harnwegsinfekt wahrscheinlich ist. Nitrit ist sehr störanfällig und gewisse Bakterien bilden kein Nitrit (Enterokokken, Staphylokokken). Leukozyten deuten immer auf eine Entzündung hin.
Hier kannst du nachlesen, was die Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Ein positives Ergebnis ist immer ein Hinweis auf eine bakterielle Harnwegsinfektion. Ein negatives Ergebnis heißt aber noch lange nicht, dass keine Bakterien im Urin sind.
Warum das Feld für Nitrit störanfällig ist:
- Bakterienzahl: Es sind zu wenige Bakterien im Harn und das Feld schlägt nicht an. Oder es sind extrem viel Bakterien im Harn und das Nitrit wird von den Bakterien selbst verstoffwechselt.
- Bakterienart: Nicht alle Bakterien können Nitrite bilden, z.B. Staphylokokken, Enterokokken, Pseudomonas, Gonokokken oder Mykobakterien.
- Große Harnmengen: Wenn durch große Trinkmengen der Harn sehr verdünnt ist. Deshalb sollte am besten immer konzentrierter Morgenurin getestet werden.
- Verweildauer in der Blase: Nitritbildung braucht Zeit. Hat der Harn nicht mindestens 4h in der Harnblase verweilt, ist das Resultat nicht zuverlässig.
- Antibiose: Während der Einnahme von Antibiotika kann die Nitritbildung gestört sein.
- Zu wenig Nitrat: Wenn im Harn zu wenig Nitrat ist (einseitige Ernährung ohne Gemüse, Unterernährung), fehlt den Bakterien der Ausgangsstoff um Nitrit zu bilden.
Hier kannst du nachlesen, was die Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Hier kannst du nachlesen, warum Nitrit oft nicht anschlägt: Warum bleibt das Nitrit trotz Harnwegsinfekt oft negativ?
Von der als Hämaturie bezeichneten, gesteigerten Ausscheidung an roten Blutkörperchen (=Erythrozyten) spricht man ab einer Konzentraton von > 5 Erythrozyten/µL. Lysierte Erythrozyten (=Hämoglobin) färben das Testfeld vollflächig (gleichmäßig) grün an. Intakte Erythrozyten ergeben grüne, punktförmige Farbereaktionen.
Sofern das positive Ergbenis nicht auf Grund der Menstruationsblutung anschlägt, oder auch zum Beispiel nach intensivem Sport, ist Blut im Urin immer ein Warnsignal und hat in den meisten Fällen eine pathologische Ursache im Urogenitaltrakt.
Mögliche Ursachen für Blut im Urin:
- Entzündungen: z.B. Glomerulonephritis (Entzündung der Nierenkörperchen), Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), Blasenentzündung.
- Steine: Nierensteine, Harnleitersteine, Blasensteine.
- Tumore & Zysten: Nierentumor, Harnleitertumor, Blasentumor, Prostatatumor beim Mann, Zystenniere, Nierenzysten.
- Verletzungen: Verletzungen der Nieren und der Harnwege (auch durch Katheter und Blasenspiegelung).
- Antibiose: Während der Einnahme von Antibiotika kann die Nitritbildung gestört sein.
- Prostataadenom: Gutartige Vergrößerung der Prostata bei Männern.
Gut zu wissen:Durch die mechanische Reizung beim Sex findet sich bei bis zu einem Viertel der Frauen am Morgen danach Blut im Urin (nicht sichtbar als Mikrohämaturie, aber am Testsreifen positiv).
Hier kannst du nachlesen, was Eiweiß im Urin bedeuten kann: Hat man bei einer Blasenentzündung Eiweiß im Urin?
Hier kannst du nachlesen, was alle Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Von einer erhöhten Glukose-Ausscheidung im Urin (Glukosurie) spricht man bei einer Menge über 15 mg/dl Glukose. Diabetes mellitus ist die wichtigste und häufigste Ursache einer Glucosurie. Ab einem Blutzuckerspiegel von etwa 160 mg/dl ist Zucker im Urin bereits nachweisbar. Erkrankungen der Niere können ebenfalls Ursache von erhöhtem Harnzuckers sein.
Schwangerschaft: Auch bei relativ niedrigen Blutzuckerwerten wird schon Glucose im Harn ausgeschieden (Nierenschwelle für Glukose sinkt in der SS). Aber auch hier muss ein positiver Befund weiter abgeklärt werden, um bei einer mögliche Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig einlenken zu können.
Hier kannst du nachlesen, was alle Parameter bedeuten: Was sagt der Urinteststreifen aus?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Die folgenden Produkte sind von bekannten Herstellern: Combur 5 Test® Hc Teststreifen*, Combur® 9 Test Teststreifen, ELANEE® Urin-Kontrolltest, Siemens Multistix®.
Es gibt mittlerweile aber auch von vielen anderen Herstellern günstigere Urinteststreifen, z.B. One+Step Urin Teststreifen*.
Mehr dazu unter: Welche Teststreifen bei Blasenentzündung?
Als Faustregel gilt: Nitritbildende Bakterien sind mannose-sensitiv (Ausnahme: Proteus Mirabilis). Das heißt somit: Ist das Feld für Nitrit bei dir negativ (keine Verfärbung), dann wird D-Mannose* wahrscheinlich nichts bewirken.
Aber: Nitrit ist aus diversen Gründen ein sehr störanfälliger Parameter. Er ist oft falsch negativ. Ich würde D-Mannose* trotzdem versuchen bis dass eine Urinkultur dein Keim / die Keime genau bestimmt hat. D-Mannose* hat so gut wie keine Nebenwirkungen und ist in der simplen, reinen Pulverform auch nicht allzu teuer.
Mehr zu D-Mannose* unter: Bei welchen Keimen hilft D-Mannose? / Bei welchen Bakterien hilft D-Mannose?
Hier kannst du nachlesen, wie zuverlässig die Parameter sind: Was verfälscht den Urintest?
Generell gilt: Je frischer, desto besser.
Urin zur Teststreifen-Untersuchung sollte also am besten frisch, aber jedenfalls innerhalb von 2 Stunden verwendet werden. Bis zur Abgabe im Labor oder in der Praxis sollte der Urin jedenfalls kühl gelagert werden (d.h. bei 2-8°C im Kühlschrank).
Bei längerem Stehen werden viele der Werte verfälscht und machen dadurch die Probe unbrauchbar. Auch für eine Urinkultur sollte der Urin so frisch wie möglich sein, da sich die Bakterien im Urin bei Raumtemperatur rasch vermehren können und dann zu falsch-positiven Ergebnissen führen.
Nein!
Daher mein Rat: Teststreifen zur Ablesezeit (meist nach 60-120 Sekunden, siehe Packungsbeilage) mit dem Handy abfotografieren, damit du danach in Ruhe analysieren kannst, indem du das Foto mit der Vergleichsskala auf der Packung vergleichst.
In meinem Urin schwimmen weiße Flocken / Fäden, aber der Urinteststreifen ist sauber. Was heißt das?
Wenn der Urinteststreifen unauffällig ist und auch sonst keine Begleitsymptome oder Beschwerden auftreten, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine verunreinigte Probe, die zumeist durch eine inkorrekte Probennahme zustande gekommen ist. Das heißt, wenn es es Fäden im Urin gibt ohne jegliche Beschwerden ist die Sorge ist meist unberechtigt.
- Reinigung: Hast du den Bereich um die Harnröhrenmündung vor der Probenentnahme gereinigt?
- Schamlippen: Hast du die Schamlippen während der Probenentnahme auseinandergespreizt?
- Mittelstrahlurin: Hast du wirklich nur Mittelstrahlurin aufgefangen?
Wurde die Probe korrekt genommen, können weiße Flocken / Fäden auch folgende Ursachen haben:
- Pilzbefall: Bei Pilzbefall (Vaginalmykose) finden sich häufig auch weiße Flocken im Urin.
- Vaginose: Eine Scheidenentzündung kann zu massivem Auftreten von Plattenepithel-Zellen im Urin führen.
- Proteinurie: Flocken im Urin können Eiweißbeimengungen sein. In diesem Fall ist aber dann das Testfeld für Protein nicht im Normbereich.
- Akute Zystitis: Hier können massenhaft Leukozyten und Übergangsepithelien im Urin auftreten (Shedding). In diesem Fall müsste dann aber ein für einen HWI typisches Testfeld anschlagen (z.B. Leukozyten, Erythrozyten, Nitrit).
- Blasentumor: Eines der Symptome im Frühstadium von Blasenkrebs ist eine Beimengung von Blut im Harn. Da das Blut bereits geronnen sein kann, bemerken Betroffene oft dunkle Flocken oder dunklen Schleim im Urin. Abklärung schaffen Ultraschalluntersuchung und/oder Blasenspiegelung (Zystoskopie).
- Medikamente: Antibiotika können zu weißen Flocken im Urin führen.
Wichtig zu wissen: Ein Urinteststreifen kann keine Epithelien nachweisen (z.B. Plattenepithelien, Übergangsepithelien), ebenso keinen Pilzbefall. Epithelien und auch teilweise Pilze sind in einer Urinmikroskopie nachweisbar. Pilze können auch mittels Anzüchtung in einer Urinkultur nachgewiesen werden.
Tipp: Wenn eine Urinprobe wiederholt scheinbar "verunreinigt" ist, kannst du im Zweifelsfall auch Katheterurin analysieren lassen.
Der pH-Wert des Harns gibt den Säuregehalt, genauer gesagt den Gehalt an Wasserstoffionen (H+) an. Beim Gesunden schwankt er etwa zwischen 4,8 und 7,6.
Der pH des Harns bietet eine grobe Orientierung über den Säure-Basen-Haushalt des Körpers und kann auch auf Harnwegsinfektionen hinweisen.
- < 6,5 => saurer (azidotischer) Harn
- > 6,5 => basischer (alkalischer) Harn
Was kann man aus einem hohen pH-Wert herauslesen?
- Möglich Harnwegsinfektion: Manche Bakterien können Ammoniak produzieren (nitritbildende (=ureasebildende) Bakterien). Ammoniak alkalisiert den Harn.
- Alkalose des Körpers: z.B. durch Hyperventilation, Erbrechen, Kaliummangel, überdosierte Magensäure-Neutralisierer
- Bei vegetarischer Ernährung kann der pH-Wert erhöht sein
Was kann man aus einem niedrigen pH-Wert herauslesen?
- Azidose (Übersäuerung) des Körpers: z.B. bei verminderter Abatmung von Kohlendioxid durch Lungenerkrankung, Durchfälle, Vergiftungen, Hungerzustände, Zuckerkrankheit, Nierenschäden
- Bei eiweißreicher (fleischreicher) Ernährung kann der pH-Wert niedriger sein
Gründe für eine Ansäuerung: Wann möchte man einen niedrigen pH-Wert?
- Zur Vorbeugung nach einer ausgeheilten Blasenentzündung (da Studien dazu widersprüchliche Ergebnisse liefern, wird das in der aktuellen medizinischen S3 Leitlinie aber nicht empfohlen)
- Bei akutem HWI mit Staphylococcus, Enterococcus, Streptococcus
- Bei Antibiose mit Fosfomycin, Nitrofurantoin, Penicillin, Sulfonamid (z.B. Cotrim)
Gründe für eine Alkalisierung: Wann möchte man einen hoher pH-Wert?
- Bei akutem HWI mit E. coli, Proteus mirabilis, Klebsiellen, Pseudomonas aeruginosa
- Zur Schmerzlinderung bei einem akuten HWI (vermindert das Brennnen beim Wasserlassen)
Da der Säuregrad (pH-Wert) stark von der Ernährung abhängt, muss man eigentlich zuerst den persönlichen "Normalzustand" kennen. Dies schafft man mit pH Teststreifen (z.B. günstige Lackmus-Papierstreifen), mit denen man mehrmals täglich über einige Tage den pH-Wert misst (in gesundem Zustand, nicht während einem HWI oder Antibiose).
Es ist ganz normal, dass der pH-Wert im Tagesverlauf schwankt (ein "Auf und Ab") . Beim ersten Morgenurin liegt er meist im leicht sauren Bereich (etwa 6,3 bis 6,5), nach einer Mahlzeit ist er meist kurzfristig erhöht (1 bis 2 Stunden nach den Mahlzeiten mindestens 6,8).
Der pH des Urins liegt meist zwischen 4,8 und 7,6.
- < 6,5 => saurer (azidotischer) Harn
- > 6,5 => basischer (alkalischer) Harn
Zur Messung des Säuregrads wird Mittelstrahlurin aufgefangen und anschließend ein Teststreifen hineingehalten. Alternativ kann man den Teststreifen direkt in den Urinstrahl halten.
Teststreifen zur ph-Wert Bestimmung gibt es in 2 Formen:
- Indikatorstäbchen mit Reaktionsfeldern, z.B. pH-FIX Indikatorstäbchen
- Preiswert: Lackmus-Indikatorpapier ohne Reaktionsfeld (das Papier verfärbt sich), z.B. Indikatorpapier Uralyt®-U
Mein Tipp: Aus den Papierstreifen beim Indikatorpapier kann man locker die Stückzahl in der Packung verdoppeln, indem man den Papierstreifen in der Mitte nochmal teilt. Die Hälfte des Streifens reicht vollauf für den Test.
Für eine Aussage über das Säure-Basen-Gleichgewicht muss für eine Woche lang täglich ein Messprotokoll erstellt werden.
In einem sogenannten "Tagesprofil des Urin-pH-Wertes" werden mehrere Messungen am Tag durchgeführt, beginnend mit dem ersten Morgenurin, weitere Messungen all 2-3 Stunden bis spätabends zum Schlafengehen. Nach den Mahlzeiten sollte mind. 2 Stunden bis zur nächsten Messung gewartet werden. Nach einer Woche kann das Protokoll ausgewertet werden.
Von einer Übersäuerung des Organismus ist auszugehen, wenn der
- pH-Wert des ersten Morgenurins immer unter 6,0 liegt
- der mittlere pH-Wert des Tagesprofils unter 6,3 liegt (Durchschnitt aus allen Messungen eines Tagesprofils)
Der pH-Wert des Urins unterliegt im Tagesverlauf einem ständigen "Auf und Ab".
Ein hoher pH-Wert kennzeichnet einen basischen Urin (pH-Wert > 6,5). Gründe dafür können sein:
- Möglich Harnwegsinfektion: Manche Bakterien produzieren Ammoniak (nitritbildende (=ureasebildende) Bakterien). Ammoniak alkalisiert den Harn.
- Alkalose des Körpers: z.B. durch Hyperventilation, Erbrechen, Kaliummangel, überdosierte Magensäure-Neutralisierer
- 1-2 Stunden nach einer Mahlzeit
- Vegetarische Ernährung
Urin mit dem pH-Wert 7 ist eindeutig im basischen (=alkalischen) Bereich. Wann der Urin basisch ist, kannst du hier nachlesen: Was ist, wenn der pH-Wert im Urin erhöht ist?
In ärztlichen Ausbildungen wird seit Langem gelehrt, dass das Ansäuern des Urins wiederkehrende Blasenentzündungen unterdrücken kann. Ein bekanntes Präparat zur Ansäuerung ist die essenzielle Aminosäure L-Methionin (z.B. Acimethin®, Acimol®).
L-Methionin soll einerseits das Wachstum uropathogener Bakterien hemmen. Andererseits soll es aber auch in der Lage sein, die Fähigkeit der Bakterien zur Adhäsion an Epithelzellen des Harntrakts zu vermindern und damit deren Eindringen in die Zelle zu erschweren. Die beste Wirkung sei im Harn-pH-Bereich zwischen 5,8 bis 6,2 zu erwarten.
Da diese These aber nicht ausreichend durch Studien belegt ist, wird die Ansäuerung des Urins in der medizinischen S3 Leitlinie auch nicht als Maßnahme empfohlen. Was aber gesichert sein soll, ist die Verbesserung der Antibiotikawirkung, da viele Antibiotika ihr Wirkungsoptimum erst im sauren Harnmilieu entfalten.
Schenkt man anderen Quellen Glauben, so kommt es ganz auf den Keim an, ob entweder Ansäuerung oder Alkalisierung besser ist.
Eine amerikanische Seite (The Pantry Pharmacy)
beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema Harnwegsinfekte (zu Englisch: UTI - Urinary Tract Infection) und geht dabei auch ganz gezielt auf die typischen uropathogenen Keime ein.
Das Fazit: Bei grampositiven Keimen wird angesäuert (pH 4-5), bei gramnegativen Keimen wird alkalisiert (pH 7-8).
Bei folgenden grampositiven Keimen soll der pH-Wert des Urins im sauren Bereich (pH 4-5) gehalten werden:
- Staphylococcus saprophyticus
- Enterococcus
- Staphylococcus aureus
- Streptococcus agalactiae (Group B)
Wie schafft man es also den Urin sauer zu bekommen? Eine günstige Alternative zu den bereits genannten Produkten mit L-Methionin ist
hochdosiertes Vitamin C (= Ascorbinsäure).
Dosierung: 3-4x täglich 2-3 g Vitamin C. Wichtig ist, dass es sich um Ascorbinsäure handelt und nicht zum Beispiel um Vitamin C aus der Acerola Kirsche, da
dieses nicht ansäuert.
Um sicher zu sein, dass die Ansäuerung auch klappt, kannst du mit Teststreifen ganz leicht den ph-Wert deines Urins mehrmals täglich kontrollieren, mehr dazu unter Wie kann ich den pH-Wert des Urins messen?
Im Artikel Erregerkompass findest du noch mehr Infos, welche natürlichen Mittel bei verschiedenen Keimen am besten helfen.
Es gibt zahlreiche Leidensgenossinnen, die den Urin alkalisieren (z.B. mit Natron*, Basentabletten*), damit das Brennen in der Blase bei einem akutem Harnwegsinfekt gemildert wird. Das funktioniert in aller Regel auch, ist aber kontraproduktiv, wenn der Infekt durch grampositive Keime (Staphylococcus, Enterococcus,Streptococcus) ausgelöst wird. Denn grampositive Keime fühlen sich in einem basischen Harn sehr wohl und vermehren sich noch schneller.
Ganz anders verhält es sich mit gramnegativen Keimen, wenn man der amerikanischen Seite The Pantry Pharmacy
Glauben schenkt.
Bei grampositiven Keimen wird angesäuert (pH 4-5), bei gramnegativen Keimen wird alkalisiert (pH 7-8).
Bei folgenden gramnegativen Keimen soll der pH-Wert des Urins im alkalischen Bereich (pH 7-8) gehalten werden:
- E. coli
- Proteus mirabilis
- Klebsiella pneumoniae / oxytoca
- Pseudomonas aeruginosa
Der Hintergrund dazu: E. coli und andere gramnegative Arten gedeihen in einer sauren Umgebung und vermehren sich dort exponentiell (Verdopplung alle 20-30 min). Das Abfallprodukt der Bakterien (Ammoniak) alkalisiert den Harn und die Nahrungsaufnahme und das Wachstum verlangsamen sich (der Lebenszyklus verlangsamt sich). In alkalischem Urin kann es doppelt so lange dauern, bis eine Zellteilung (Verdoppelung) stattfindet. Wertvolle Zeit, in der du mit natürlichen Mitteln den Bakterien den Kampf ansagen kannst.
Wie schafft man es also den Urin basich zu bekommen? Backpulver/Natron* oder Zitronen-/Limettensaft mit Wasser trinken.
Dosierung: Mit jedem Glas Wasser (250ml) 2 Esslöffel Zitronensaft
und eine Messerspitze Backpulver (Natriumbikarbonat).
Um sicher zu sein, dass die Alkalisierung auch klappt, kannst du mit Teststreifen ganz leicht den ph-Wert deines Urins mehrmals täglich kontrollieren, mehr dazu unter Wie kann ich den pH-Wert des Urins messen?
Im Artikel Erregerkompass findest du noch mehr Infos, welche natürlichen Mittel bei verschiedenen Keimen am besten helfen.
Alle Infos dazu unter Wann soll ich den Urin basisch machen / alkalisieren?.
Einige allgemeine Infos dazu unter Wann soll ich den Urin basisch machen / alkalisieren?.
Nur weil etwas sauer schmeckt, beudeutet das nicht, dass es im Körper sauer wirkt. Dasselbe gilt auch für basische Nahrungsmittel. Der Säuregehalt eines Lebensmittels bestimmt nicht, ob es sauer oder alkalisch wird => sein pH-Wert im Körper ist immer ein Produkt des Stoffwechselprozesses.
Die meisten Zitrusfrüchte sind sauer, wirken aber im Körper basisch. Schokoladenkuchen selbst ist basisch, aber im Körper stark säurebildend.
Die folgenden Lebensmittel wirken im Körper basisch:
- Die meisten Früchte (allen voran Zitronen)
- Grünes Gemüse
- Linsen
- Kräuter und Gewürze
- Samen
- Backpulver/Natron*
- Mineralwasser
Auf dieser Webseite findest du ausführliche Tabellen über alle basisch und sauer wirkenden Lebensmittel.
Einige allgemeine Infos dazu unter Wann soll ich den Urin basisch machen / alkalisieren?.
Nur weil etwas sauer schmeckt, beudeutet das nicht, dass es im Körper sauer wirkt. Dasselbe gilt auch für basische Nahrungsmittel. Der Säuregehalt eines Lebensmittels bestimmt nicht, ob es sauer oder alkalisch wird => sein pH-Wert im Körper ist immer ein Produkt des Stoffwechselprozesses.
Die meisten Zitrusfrüchte sind sauer, wirken aber im Körper basisch. Schokoladenkuchen selbst ist basisch, aber im Körper stark säurebildend.
Die folgenden Lebensmittel wirken im Körper säurebildend:
- Fleisch
- Fisch
- Geflügel
- Eier
- Getreide
- Hülsenfrüchte
- Alkohol
- Kaffee
- Künstliche Süßstoffe
Auf dieser Webseite findest du ausführliche Tabellen über alle basisch und sauer wirkenden Lebensmittel.
Alle Infos dazu unter Wann soll ich den Urin basisch machen / alkalisieren?.
Teststreifen zur ph-Wert Bestimmung gibt es in 2 Formen:
- Indikatorstäbchen mit Reaktionsfeldern, z.B. pH-FIX Indikatorstäbchen
- Preiswert: Lackmus-Indikatorpapier ohne Reaktionsfeld (das Papier verfärbt sich), z.B. Indikatorpapier Uralyt®-U
Mein Tipp: Günstiges Lackmus-Indikatorpapier erfüllt seinen Zweck und ist vergleichsweise sehr billig (etwa 1 Cent pro Stück).
Mehr dazu unter Wie kann ich den pH-Wert des Urins messen?
In einer gesunden Scheidenflora sorgt das von Lactobazillen (Milchsäurebakterien) erzeugte, saure Milieu (pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4) dafür, dass krankheitserregende Fieslinge dort nicht überleben können. Diese saure Umgebung ist nicht nur eine schützende Barriere gegen Scheideninfektionen sondern schützt auch vor Blasenentzündungen. Wird nämlich der saure pH-Wert der Vaginalflora aus dem Gleichgewicht gebracht, können Erreger leichter in die Harnröhre eindringen und eine Blasenentzündung auslösen.
Fazit: Plagst du dich mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten und/oder Scheideninfektionen? Dann lohnt es sich, den ph-Wert deiner Vagina im Auge zu behalten. Und das schaffst du mit vaginalen pH-Teststreifen (in Vaginalapplikatoren integrierte pH-Teststreifen), z.B. ELANEE® pH-Test. Ist der pH-Wert 4,5 und höher, dann solltest du dringend aktiv werden. Hier findest du Tipps, wie du deine Scheidenflora wieder auf "Vorderfrau" bringen kannst: Scheidenflora, Intimhygiene, GynäkologIn.
Wenn alle Tipps & Tricks nichts nützen um dein Scheidenmilieu ins Gleichgewicht zu bringen, konsultiere bitte einen Arzt/Ärztin. Dort kann eine Antibiotikatherapie mit z.B. Clindamycin oder Metronidazol eingetaktet werden (als Creme, Vaginalzäpfchen oder -tabletten sowie als Tabletten zum Einnehmen).
Vaginale pH-Werte im Bereich 3,8 bis 4,4 liegen im normalen/gesunden Bereich.
Kurzfristige Erhöhungen können jedoch während der Periode und nach dem Sex auftreten (Menstruationsblut und Sperma ist mit einem pH-Wert von mehr als 7 basisch). Normalerweise gleicht dein Körper diese Schwankungen von selbst aus.
Wenn dein vaginaler pH-Wert aber über einen längeren Zeitraum außerhalb des Normalbereichs liegt und du noch zusätzliche Beschwerden hast (Juckreiz, flüssiger weißlich-grauer Ausfluss mit fischartigem Geruch, wiederkehrende Blasenentzündungen), ist es höchste Zeit deine Scheidenflora aufzubauen oder deiner GynäkologIn einen Besuch abzustatten (Behandlung mit Antibiotika).
Hier kannst du nachlesen: Scheidenflora, Intimhygiene, GynäkologIn.
Eine gesunde Scheide ist sauer und dicht mit Milchsäurebakterien (=Laktobazillen) besiedelt. Der pH-Wert einer gesunden Vagina liegt zwischen 3,8 und 4,4. Diese saure Umgebung bietet fremden Keimen schlechte Lebensbedingungen und ist auch eine schützende Barriere gegen Scheideninfektionen und Blasenentzündungen. Die natürliche Scheidenflora hat somit eine wichtige Funktion in der Abwehr von krankmachenden Bakterien und Pilzen.
Wird der saure pH-Wert der Vaginalflora aus dem Gleichgewicht gebracht (wie zum Beispiel durch übertriebene Intimhygiene, Stress, Östrogenmangel, Antibiose), werden die nützlichen Laktobazillen in ihrer Entwicklung gehemmt und pathogene Keime können sich dann viel leichter vermehren. Diese Erreger können dann wiederum leichter in die Harnröhre eindringen und eine Blasenentzündung auslösen.
Ein Mangel an schützenden Laktobazillen stört das Gleichgewicht der Vaginalflora und führt zu einer pH-Wert Verschiebung in der Scheide vom gesunden, sauren Bereich (zwischen 3,8 und 4,4) in den basischen Bereich auf 5,0 oder mehr.
Im eher basischen Bereich finden dann zahlreiche (auch physiologisch in der Scheide lebende) Keime nun ideale Bedingungen vor, um sich zu vermehren, oder von außen (Nähe zum Analbereich, Sexualverkehr) einzuwandern. Eine sogenannte bakterielle Vaginose (Störung des Gleichgewichts der natürlichen Scheidenflora) kann auch durch eine Mischung verschiedener Keime hervorgerufen werden. Meistens ist das Bakterium Gardnerella vaginalis mitbeteiligt.
Eine Dysbalance in der Vaginalflora bringt in Folge auch immer das Risiko einer Harnwegsinfektion mit sich. Deswegen ist für alle Leidensgenossinnen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen eine gesundes Scheidenmilieu so wichtig.
Hier findest du Tipps, wie du deine Scheidenflora wieder auf "Vorderfrau" bringen kannst: Scheidenflora, Intimhygiene, GynäkologIn.
Plagst du dich mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten und/oder Scheideninfektionen? Dann lohnt es sich, den ph-Wert deiner Vagina im Auge zu behalten. Und das schaffst du mit vaginalen pH-Teststreifen (in Vaginalapplikatoren integrierte pH-Teststreifen), z.B. ELANEE® pH-Test.
Der Applikator wird wie ein Tampon in die Scheide eingeführt und dort für ca. 10 Sekunden gegen die hintere Vaginalwand (Richtung Seite des Darms und nicht nach vorne zur Blase) gedrückt, damit der Messbereich zur Bestimmung des pH-Wertes gut befeuchtet wird. Das Ergebnis wird unmittelbar nach dem Entfernen des Applikators aus der Vagina abgelesen, indem die Farbe des pH-Messbereichs mit der Farbskala auf der Verpackung/Beipackzettel verglichen wird. Der angegebene ph-Wert der Farbe, die deinem Messbereich am nächsten kommt, ist das Ergebnis.
Ist der pH-Wert unter 4,5 und du hast trotzdem Anzeichen einer Infektion (Juckreiz, Brennen, ungewöhnlicher weißlich-bröckeliger Ausfluss), dann kann es sich um eine Pilzinfektion handeln.
Ist der pH-Wert 4,5 und höher, dann kann das auf Grund einer bakteriellen Vaginose oder Dysbalance sein, und du solltest dringend etwas dagegen tun. Hier findest du Tipps, wie du deine Scheidenflora wieder auf "Vorderfrau" bringen kannst: Scheidenflora, Intimhygiene, GynäkologIn.
Vaginalen pH-Teststreifen sind in Drogerie, Apotheke und Onlinehandel erhältlich. Ein bekannter Vertreter ist ELANEE® pH-Test.
Ich verwende im Moment ellen® pH-Control® und bin damit zufrieden.
Mein Tipp: Die pH-Teststreifen für vaginale Anwendung sind nicht wirklich kostengünstig (je nach Packungsgröße bis zu mehr als 4€ pro Test) Günstiges Lackmus-Indikatorpapier erfüllt ebenso seinen Zweck, wenn man mit einem normalen Einweg-Handschuh (oder sauberen Fingern) Flüssigkeit aus der Scheide entnimmt und sie auf dem Teststreifen aufträgt.
Antibiotikum
Passende Antibiotika helfen gut, sind jedoch nicht immer notwendig.
Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung liegt die Spontanheilungsrate laut Studien nach einer Woche bei 30 bis 50% . D.h. dass mindestens 1 Drittel aller akuten, unkomplizierten HWI von alleine, ohne antibiotische Behandlung, ausheilen.
Aus diesem Grund geht es bei der Therapie einer sogenannten unkomplizierten Blasenentzündung bei Nicht-Risikogruppen im Wesentlichen darum, die klinischen Symptome rascher zum Abklingen zu bringen (z.B. mit pflanzlichen Arzneimitteln und Schmerzmittel wie Ibuprofen).
Wann spricht man von einer unkomplizierten Blasenentzündung? Die größte Anzahl unkomplizierter Harnwegsinfektionen lässt sich bei nicht-schwangeren Frauen vor dem Beginn der Wechseljahre finden. Folgendes muss zutreffen:
- Keine Anomalien (weder anatomisch noch funktionell) im Harntrakt (z.B. Blasenentleerungsstörungen, Harnblasendivertikel, Harnsteine, Nierensteine, Nierenfunktionsstörungen, operative Veränderungen, etc.)
- Keine Störungen der Immunität (z.B. immunsuppressive Therapie, Chemotherapie, Entgleister/schlecht eingestellter Diabetes mellitus, Leberinsuffizienz, HIV, etc.)
- Untere Harnwegsinfektion: Symptome beschränken sich auf Harnröhre, Harnblase (Schmerzen beim Wasserlassen, Harndrang, häufiges Wasserlassen in kleinen Portionen, Schmerzen oberhalb des Schambeins) aber betreffen nicht die Nieren (also keine Symptome wie: Flankenschmerz, klopfschmerzhaftes Nierenlager, Fieber >38°C, Schüttelfrost, Übelkeit oder Erbrechen)
Eine ausschließlich symptomatische Behandlung mit pflanzlichen Arzneimitteln und/oder Schmerzmitteln kommt ebenfalls nur für Nicht-Risikogruppen in Frage.
Wer zählt zu den Risikogruppen?
Gehörst du zu einer dieser Patientengruppen, dann solltest du keine Behandlung in Eigenregie machen (=Selbstmedikation):
- Kinder
- Männer
- Schwangere
Fazit: Nur in unkomplizierten Fällen ist die Blasenentzündung ein Fall für die Selbstmedikation.
Meine Erfahrung: Im Netz findet man oft, dass es mehrere Wochen dauern kann, bis eine Blasenentzündung von alleine ausheilt.
Wenn sich bei mir die Symptome und der Urinteststreifen bei Selbstmedikation ohne AB nicht nach 3-5 Tagen merklich verändert haben, ist mir das
Antibiotikum letztendlich dann doch nicht erspart geblieben.
Mein Tipp bei ersten Anzeichen einer HWI: Geh in die Praxis, lass deinen Urin untersuchen und für eine Kultur+Antibiogramm einsenden.
Wenn du nach ein paar Tagen dennoch mit natürlichen Mitteln die Kurve kratzt, wunderbar!
Falls nicht, dann hast du zumindest ein Antibiogramm mit einer Liste der sensibeln Antibiotika für deinen Keim (deine Keime) zur Hand.
Noch vor wenigen Jahren war Antibiotikum die Standardtherapie bei Blasenentzündungen, auch bei unkomplizierten. Das kann ich aus eigener Erfahrung auch bestätigen.
Mittlerweile weiß man, dass der unkritische Einsatz von Antibiotika ein folgenschwerer Fehler ist - auch wenn die schnelle Beseitigung der Symptomlast bei der Antibiotikaeinnahme sehr verlockend ist.
Achtung Resistenzentwicklung: Wenn Antibiotika beliebig eingenommen und außerdem noch massenhaft in der Viehzucht eingesetzt werden, kommt es zunehmend zum Auftreten von Resistenzen. Infektionen mit (multi)resistenten Bakterien sind oft schwerwiegend und manchmal sogar unheilbar. In der EU sterben jährlich mehr als 30.000 Menschen an solch einer Infektion.
Achtung Mikrobiom: Ein weiterer Grund, weswegen der wiederholte Einsatz von Antibiotika hinterfragt werden soll, ist das Mikrobiom des Darms. Bakterien sind per se ja nicht schädlich, sondern sogar ein notwendiger Bestandteil eines gesunden Organismus. Der Dauereinsatz von Antibiotika kann der Darmflora ordentlich zusetzen und so an anderen Stellen zu gesundheitlichen Problemen führen.
Achtung Nebenwirkungen: Antibiotika haben meist mehr Nebenwirkungen als Phytopharmaka. Das reicht von den typischen Magen-Darm-Komplikationen bis hin zu dauerhaften Nebenwirkungen wie z.B. Nervenschäden bei Fluorchinolonen (Ciprofloxacin, Norfloxacin, etc.).
Die unterschätzte Gefahr - Eingebettete Blasenentzündung:
Aus meiner mitwirkenden Tätigkeit in diversen Beratungsgruppen weiß ich von vielen Frauen, bei denen die Blasenentzündung trotz aller möglichen Therapieversuche immer wiederkehrt
oder die Blase sogar dauerhaft entzündet ist, auch wenn eine Urinkultur keine Bakterien nachweisen kann.
Die Blasenentzündung hat sich sozusagen chronifiziert.
Die wahrscheinliche Ursache: Die Bakterien verstecken sich in den tieferen Schichten der Blasenschleimhaut und in Biofilmen, wo sie
von Antibiotika nicht angreifbar sind.
Und wie kommt es dazu? Je länger sich die Keime unbehandelt oder erfolglos behandelt in der Blase befinden,
umso besser können sie sich manifestieren und letztendlich einbetten.
Der daraus resultierende Teufelskreis: Mit der Erneuerung der Blasenschleimhaut kommen die "schlafenden" Bakterien immer wieder in die Blase,
dort lösen sie wieder eine Entzündung aus und vermehren sich
ohne Behandlung ungebremst. Ein Teil der neuen Bakterienlast bettet sich wieder in der Schleimhaut ein. Das Spiel geht von vorne los.
Warum erzähle ich dir das? Weil eine gezielte Therapie mit dem passenden Antibiotikum
(nämlich genau das, was bei deinem Keim sensibel ist => laut Urinkultur & Antibiogramm)
bevor sie sich einnisten und dich dann über Monate oder sogar Jahre mit schmerzhaften Entzündungen verfolgen.
keine schlechte Idee ist und dafür sorgt, dass die uropathogenen Keime noch "im Keim erstickt" werden,
Solche Fälle gelten bei uns in DACH sehr schnell als "austherapiert" und so manche verzweifelte Frauen stimmen sogar einer Entfernung der Blase zu.
Ein urologische Privatklinik in London (Professor Malone-Lee †)
hat glücklicherweise für solche Fälle einen Therapieplan.
Mehr zum Thema Eingebettete Blasenentzündung und dem Londoner Behandlungsprotokoll
unter Ist eine Blasenentzündung immer im Urin nachweisbar?
Hier findest du noch eine Übersicht über die Pros und Kontras:
Pflanzliche Therapie (+ Schmerzmittel) | Antibiotikum |
---|---|
langsame Symptombeseitigung | schnellere Symptombeseitigung |
leicht erhöhtes Risiko für Nierenbeckenentzündung | selten Nierenbeckenentzündung |
Chronifizierung (Einbettung) möglich | Chronifizierung (Einbettung) selten |
keine Schädigung des Mikrobioms | mögliche Schädigung des Mikrobioms |
wenige Nebenwirkungen | teilweise schwere Nebenwirkungen |
keine Resistenzbildung | mögliche Resistenzbildung |
Als kleine Einstimmung zum Thema Antibiotikum empfehle ich dir, das hier vorab noch zu lesen:
Was sind die Vorteile und Nachteile einer Behandlung mit Antibiotika?
Angesichts der Tatsachen, dass bis zu zwei Drittel der unkomplizierten Blasenentzündungen auch ohne Antibiotika spontan ausheilen und die weltweite Resistenzbildung von Bakterien zum fundamentalen Problem werden kann, sollten bei einer unkomplizierten Blasenentzündung erstmal alle nichtantibiotischen Versuche ernt genommen werden.
ABER - Es gibt eine Art Checkliste, die dir die Entscheidung "Antibiotikum - Ja oder Nein?" erleichtern wird. Je mehr der folgenden Fragen du mit JA beantworten kannst, umso wichtiger könnte es sein, dass Antibiotika bei dir zum Einsatz kommen:
- Gehörst du zu einer Risikogruppe (Kind, Mann, Schwangere)?
- Bist du in den Wechseljahren?
- Leidest du an wiederkehrenden Harnwegsinfekten (mehr als 3 HWI im Jahr oder mehr als 2 HWI im Halbjahr)?
- Leidest du an Begleiterkrankungen wie: Funktionelle oder anatomische Störungen im Harntrakt, Diabetes mellitus, Nierenfunktionsstörungen, Immunschwäche?
- Hast du Symptome, die auf eine Nierenbeteiligung hindeuten? Wie z.B. Flankenschmerz, klopfschmerzhaftes Nierenlager, Fieber >38°C, Schüttelfrost, Übelkeit oder Erbrechen.
- Haben sich die Beschwerden nach 3-5 Tagen noch immer nicht gebessert?
- Zeigen die Testfelder auf einem Urinteststreifen erhöhte Urinwerte für Leukozyten und/oder Nitrit und/oder Blut?
- Ist eine Untersuchung der Blase oder der ableitenden Harnwege geplant (diese wird nämlich im Regelfall bei einer akuten Infektion nicht durchgeführt)?
Partizipative Entscheidungsfundung: Welche Behandlung am besten geeignet ist, solltest du immer gemeinsam mit deinem Arzt/Ärztin besprechen und entscheiden.
Mein Tipp - oder besser gesagt - mein Befehl 🙂 an dich:
Im Netz findet man oft, dass es mehrere Wochen dauern kann, bis eine Blasenentzündung von alleine ausheilt. Wenn sich bei mir die Symptome und der Urinteststreifen bei Selbstmedikation ohne AB nach 3-5 Tagen nicht merklich verändert haben, ist mir das Antibiotikum letztendlich nicht erspart geblieben - auch wenn ich mehrere Wochen lang "herumgedoktert" habe.
Der Befehl lautet deswegen - und ja, auch ich muss mich da am Riemen reißen: 🙄
Vermutest du einen Harnwegsinfekt, geh in die Praxis, lass deinen Urin (im Idealfall Morgenurin) untersuchen und bestehe darauf, dass die Urinprobe unbedingt für eine Urinkultur mit Antibiogramm
in ein Labor eingesendet wird.
Sind deine Beschwerden heftig und du weißt nicht, ob du es bis zum Ergbnis der Kultur durchhältst?
Dann lass dir vom Arzt/Ärztin gleich noch ein Notfall-AB mitgeben (fällt unter "kalkulierte Therapie" - es ist ein AB, welches z.B. schon einmal bei einem HWI bei dir gewirkt hat, oder generell
ein breites Wirkspektrum hat und bei HWI laut Leitlinie empfohlen wird). Das Notfall-AB nimmt du wirklich nur dann, wenn du bis zum Vorliegen der sensiblen Antibiotika laut Antibiogramm
nicht durchhältst. (Info: Das Antibiogramm dauert meist 2 - 4 Tage, weil die Bakterien auf einem Nährboden erst kultiviert werden und dann eine Resistenzprüfung für eine Vielzahl von AB pro
gewachsenem Keim erfolgen muss).
Im Idealfall nimmst du nämlich auch bei einer unkomplizierten Blasenentzündung bei Bedarf ein Antibiotikum, das laut Antibiogramm sensibel auf deinen Keim ist. Wenn es mehrere zur Auswahl gibt, dann den Wirkstoff, der für dich am besten verträglich ist (keine Kontraindikationen wie z.B. Allergien, Begleiterkrankungen, etc.) und die wenigsten Nebenwirkungen & Kollateralschäden hat (Ein Beispiel dazu: je mehr Breitband, desto mehr Bakterienarten werden vernichtet, auch dort, wo man die Bakterien braucht, wie z.B. im Darm).
Eine Übersichtstabelle der empfohlenen ABs bei unkomplizierter Zystitis (inkl. Beurteilung von Nebenwirkungen, Kollateralschäden, etc.) findest du hier: S3-Leitlinie: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Du fragst dich bestimmt - Warum soll ich so einen Aufwand treiben?
Wenn du nach ein paar Tagen mit natürlichen Mitteln die Kurve kratzt, wunderbar!
Du musst keines der ABs nehmen.
Aber falls sich die Infektion nicht bessert oder sogar verschlimmert, dann hast du zumindest ein für deinen Keim (deine Keime) sensibles Antibiotika zur Hand
- auch am Wochenende oder Feiertag.
Im Fall der Fälle erspart dir dieses Prozedere viel Leid und schützt dich auch vor einer eingebetteten Blasenentzündung.
Es gibt eine Reihe an Antibiotika, die bei Harnwegsinfekten eingesetzt werden. Die medizinische S3-Leitlinie spricht dazu auch ganz klare Empfehlungen aus.
Blasenentzündungen (und in Folge auch Nierenbeckenentzündungen) werden von verschiedenen Erregern ausgelöst. Daher eines vorweg: Nicht jedes Antibiotikum wirkt bei jedem Keim. Das ist auch der Grund, warum du deinen behandelnden Arzt/Ärtztin immer zu einer Urinkultur + Antibiogramm zur Bestimmung des Keims und der sensiblen Antibiotika drängen sollst, wenn du mit Symptomen einer Blasenentzündung in die Praxis kommst.
Du fragst dich bestimmt: Wenn die Kenntnis des Keims so essentiell für die Behandlung ist, warum um Himmels Willen möchte dich das medizinische Personal nicht von Anfang an dazu motivieren? => Weil es die Leitlinie nicht vorsieht und weil es kostspielig ist. Stattdessen wird eine sogenannte "kalkulierte Therapie" mit einem "Best Guess Antibiotikum" eingeleitet.
Das "Best Guess Antibiotikum" wird in der Regel nach diesen Kriterien ausgesucht:
- Risiko: Zu welcher Patientengruppe gehörst du? Bist du schwanger? Hast du bereits Symptome einer Nierenbeteiligung?
- Sensibilität: Welche Antibiotika sind in deiner Region schon oft resistent?
- Erregerspektrum: Gegen welche (vermuteten) Keime soll das Antibiotikum wirken?
- Effektivität: Wieviel % der Erreger werden bei einer Standarddosis der Substanz vernichtet?
- Nebenwirkungen: Welche unerwünschten Nebenwirkungen kann es auf Grund deiner medizinischen Vorgeschichte geben (bekannte Allergie, Nierenfunktionsstörungen, Lebererkrankungen, etc.)
- Resistenzlage: Besteht das Risiko von Kollateralschäden (Resistenzen bei dir oder der Allgemeinheit)?
- Antibiotic Stewardship: Rationaler und verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika => für einen unkomplizierten Infekt soll kein Reserve-Antibiotikum eingesetzt werden
Unter Einhaltung der obigen Kriterien sollten folgende Antibiotikagruppen für eine rein "kalkulierte Therapie" nicht zum Einsatz kommen:
- Fluorchinolonen (alle in -floxacin endenden AB): Schwere Nebenwirkungen möglich, Kollateralschäden durch Bildung multiresistenter Erreger
- Cephalosporinen (alle mit Cef-/Ceph- beginnenden AB): Kollateralschäden durch Bildung multiresistenter Erreger
- Fosfomycin (z.B. Monuril®): Intravenös angewendet gilt es als Reserveantibiotikum , deshalb ist auch eine orale Einnahme nicht die erste Wahl (auch wenn es ein gut wirksames AB ist und die Leitlinie es als bevorzugt einstuft)
- Trimethoprim (z.B. InfectoTrimet®), Trimethoprim + Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol): Wenn die regionale Resistenzsituation von Escherichia coli > 20 Prozent liegt
Was bleibt somit übrig, wenn man den Keim nicht kennt und nach einem Antibiotikum zur Behandlung einer unkomplizierten Zystitis sucht, das bestmöglich wirkt - effektiv, wenig Nebenwirkungen, wenig Kollateralschäden?
- Nitrofurantoin: Furadantin®, Nifuretten®, Nifurantin®, Uro-Tablinen® => sehr breites Wirkspektrum mit Ausnahmen: Proteus mirabilis und Pseudomonas aeruginosa sind natürlich resistent gegen Nitro (!)
- Nitroxolin: Nitroxolin forte, Nilox®
- Pivmecillinam: X-Systo® (Deutschland), Selexid® (Österreich) => darf auch in der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden
- Trimethoprim / Cotrimoxazol: InfectoTrimet® / Cotrim, Bactrim®, Eusaprim®, Kepinol® => In bestimmten Regionen sind aber leider relativ viele Erreger gegen dieses Antibiotikum bereits resistent
Meine Erfahrungen: Obwohl es all diese Empfehlungen zur Antibiotika-Gabe gibt, gehen noch immer viel zu viele Leidensgenossinnen nach dem Praxisbesuch so nach Hause:
- Ohne veranlasste Urinkultur (keine Keimbestimmung und keine Sensitivitätsanalyse von Antibiotika)
- Fluorchinolon-Antibiotikum oder Einmaldosis Fosfomycin
Mein wirklich ernst gemeinter Tipp:
- Sei lästig! Lass dich nicht abspeisen, verlange eine Urinkultur mit Antibiogramm!
- Keine -floxacin Antibiotika! Akzeptiere ein Fluorchinolon-Antibiotikum nur dann, wenn keine andere Wahl bleibt (laut Antibiogramm).
- Einmaldosis mit Notfallsdosis: Lass dir eine zweite Einmaldosis mitgeben, falls die Symptome 3 Tage nach Einnahme der Einmaldosis noch nicht merklich weniger sind
Hier findest du noch eine Übersichtstabelle zur empfohlenen empirischen Antibiotika-Kurzzeittherapie der unkomplizierten Zystitis bei Frauen in der Prämenopause: S3-Leitlinie: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Hier noch ein guter Artikel zum Thema (KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT): Rationale Antibiotikatherapie bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen
Das beste Antibiotikum ist immer das, was genau bei deinem Keim sensibel ist.
Um zu erfahren, welches AB bei deinen Bakterien sensibel ist, braucht es folgendes:
Urinkultur + Antibiogramm
Wie kommt man also zu einem Antibiogramm?
Eine möglichst frische Urinprobe wird dazu in einem Labor ausgewertet. Erst wird versucht auf einem Nährboden etwaige Bakterien anzuzüchten. Sind Bakterien gewachsen, werden die verschiedenen Bakterienstämme isoliert und dann auf alle bei HWI gängigen Antibiotika getestet.
- Antibiotika, welche die Bakterien erfolgreich abtöten (oder die Vermehrung unterbinden), werden mit S für Sensibel gekennzeichnet.
- Antibiotika, welche bei den Bakterien nicht wirken, werden mit R für Resistent gekennzeichnet.
- Antibiotika, welche die Bakterien bei erhöhter Dosierung oder konzentrierter Anreicherung am Infektionsort abtöten, werden mit I für Intermediär Sensibel gekennzeichnet.
Wie kommt die Probe ins Labor?
Entweder über deinen Hausarzt/Hausärztin, deinen Facharzt/Fachärztin (GynäkologIn, UrologIn), den Notdienst.
Oder du gibt die Probe als Privatzahler direkt in einem Labor zur Analyse ab.
Was ist daran so schwierig?
Dass man sehr oft abgewimmelt wird, weil eine Urinkultur mit Antibiogramm eine kostspielige Sache ist und diese laut medizinischer Leitlinie bei unkomplizierten Infekten nicht vorgesehen ist.
Stattdessen bekommt man ein Antibiotikum zur sogenannten "kalkulierten" Therapie. Mit einer Wirksubstanz, welche die lokale Resistenzlage (sofern diese bekannt ist) berücksichtigt und mit hoher (aber
immer geschätzter) Wahrscheinlichkeit sensibel auf den noch unbekannten Keim ist.
Ich kenne zahlreiche Frauen, bei denen selbst nach mehreren aufeinanderfolgenden Blasenentzündungen nie eine Urinkultur veranlasst wurde.
Es werden einfach immer wieder Antibiotika (dasselbe oder der Reihe nach durchprobiert) verordnet.
Wenn sich die Entzündung aber einmal chronifiziert hat und die Keime durch zu kurze oder
erfolglose Antibiosen resistent sind, dann wird die Aussicht auf Heilung immer schlechter.
Was solltest du deshalb immer tun?
- Nimm kein Antibiotikum, das du zu Hause herumliegen hast. Eine Urinkultur kann außerdem frühestens 3-5 Tage nach der letzten Antibiotikaeinnahme angelegt werden.
- Geh in die Praxis zur Abgabe einer Urinprobe.
- Sag deinem behandelden Arzt/Ärztin, dass du unbedingt eine Urinkultur mit Antibiogramm möchtest.
- Will dich die Sprechstundenhilfe schon abwimmeln, dann sag klar und deutlich, dass du unbedingt eine Urinkultur mit Antibiogramm möchtest.
- Lass dir vom Arzt/Ärztin für den Notfall ein klassiches HWI Antibiotikum mit nach Hause geben.
- KEIN Fluorchinolon!: Frag nach einem anderen AB, wenn es mit -floxacin endet.
- ACHTUNG Einmaldosis!: Frag nach einer zweiten Packung, wenn es eine Einmaldosis Fosfomycin (z.B. Monuril®) ist. Die einmalige Einnahme reicht oft nicht aus. Wenn das Antibiogramm 3 Tage nach der Einmaldosis nicht da ist (und du somit nicht weißt, ob Fosfomycin eigentlich sensibel bei deinem Keim ist) und es dir nicht merklich besser geht, kann eine weitere Einmaldosis Fosfomycin helfen.
- Hast du nach 2 Tagen noch keinen Rückruf aus der Praxis, dann ruf dort an und frag nach.
- Wenn der Befund (= Antibiogramm) da ist und du noch immer merklich Symptome hast, dann suchst du gemeinsam mit deinem Arzt aus der Liste der sensiblen Antibiotika ein passendes aus (verträglich mit den wenigsten Nebenwirkungen, besser für 7-10 Tage als eine leitliniengetreue Kurzzeittherapie von 3 Tagen), siehe Welche Antibiotika nimmt man bei akuter Blasenentzündung?
- Hast du mit dem Antibiotikum einmal begonnen, dann nimm es zu Ende und brich keinesfalls ab.
Nein! Und das hat vielerlei Gründe:
- Erregerspektrum: Nicht jedes Antibiotikum wirkt bei jedem Keim. Manche Antibiotika sind natürlich resistent, d.h. sie können dem Bakterienstamm naturgemäß nichts anhaben. Zum Beispiel sind Proteus mirabilis und Pseudomonas aeruginosa natürlich resistent gegen Nitrofurantoin.
- Individuelles Risiko: Bestehende Allergien, Unverträglichkeiten, Interaktionen mit Medikamenten oder Kontraindikationen (z.B. bei Schwangerschaft).
- Empfindlichkeit: Wieviel Prozent der Erreger des Bakterienstamms sind empflindlich auf das AB, wieviele sind bereits resitent?
- Eradikationsrate: Wieviel Prozent der Erreger werden bei einer Standarddosis des ABs abgetötet - also wie effektiv ist die Substanz?
- Kollateralschäden: Wie hoch ist das Risiko der Entstehung multiresistenter Erreger oder einer Clostridium-difficile-assoziierten Colitis?
- UAW - Unerwünschte Arzneimittelwirkungen: unerwünschte Arzneimittelwirkungen am Magen-Darm-Trakt , aber auch schwere Nebenwirkungen, siehe Welche Antibiotika haben schwerwiegende Nebenwirkungen?
- Risiko multiresistenter Erreger: Das persönliche Risiko, eine Infektion mit einem multiresistenten Erreger zu haben, spielt ebenfalls eine Rolle. Das Risiko ist erhöht, wenn man bereits erfolglos mit der Substanz behandelt wurde, oder wenn man in einem Land mit einer bekanntlich hohen Resistenzrate war (z.B. in Indien, Spanien, Israel, Mexiko herrscht eine hohe Resistenzrate bei Trimethoprim).
- Antibiotic Stewardship: Rationaler und verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika => für einen unkomplizierten Infekt soll kein Reserve-Antibiotikum eingesetzt werden!
Lies dir außerdem am besten noch die Antworten auf:
Welches ist das beste Antibiotikum bei Blasenentzündung?
Welche Antibiotika nimmt man bei akuter Blasenentzündung?
Wenn du noch mehr Interesse an Bascis, Do's & Dont's bei der Auswahl von Antibiotika hast, kann ich dir die Präsentation "Das 1x1 der ANTIBIOTIKATHERAPIE" vom LKH Universitätsklinikum Graz empfehlen.
Alle Substanzen, die Bakterien bekämpfen gelten als Antibiotika (AB) oder Antibakterielle Chemotherapeutika. Antibiotika sind ursprünglich von Mikroorganismen synthetisiert, z.B. Penicilline, Cephalosporine, Aminoglykoside. Antibakterielle Chemotherapeutika werdem chemisch (=von Menschenhand) synthetisiert, z.B. Sulfonamide, Metronidazol, Chinolone. Im erweiterten Sinn spricht man aber eigentlich immer von Antibiotika (AB).
Es gibt mittlerweile 160 Wirkstoffe (vielfach chemisch abgewandelt und nicht mehr aus Naturstoffen wie Pilzen), die antibiotisch wirken.
Antibiotika wirken immer nur auf die Erreger der Krankheit, nicht gegen die Entzündung (Krankheit) selbst. Die Entzündung selbst heilt aber in Folge ab, weil keine Erreger mehr vorhanden sind, die entzündliche Reaktionen im Gewebe auslösen.
Je nach antibakterieller Wirksamkeit lässt sich ein Antibiotikum in eine der zwei Gruppen einteilen:
- Bakterizid: Diese Antibiotika hemmen das Wachstum und töten Bakterien ab (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Fluorchinolone, Aminoglykoside, Glykopeptide, Metronidazol, Fosfomycin).
- Bakteriostatisch: Diese Antibiotika hemmen die Vermehrung der Bakterien. Ruhende Keime können damit aber nicht abgetötet werden (Makrolide, Tetracycline wie Doxycyclin, Clindamycin, Linezolid, Nitrofurantoin).
Die AB lassen sich auch nach Wirkmechanismus einteilen:
- Hemmung der Zellwandsynthese: Beta-Laktam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Monobactame, Carbapeneme), Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin, Teicoplanin, Telavancin, Dalbavancin), Fosfomycin
- Nukleinsäurestoffwechsel (Interferenz mit der bakteriellen DNA bzw. RNA): Fluorchinolone/Chinolone (Norfloxacin: erreicht nur im Harn ausreichende Spiegel, Ofloxacin, Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin), Nitroimidazol-Derivate (Metronidazol, Nitrofurantoin), Rifampicin
- Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese: Makrolide (Roxithromycin, Clarithromycin, Azithromycin), Tetrazykline (Doxycyclin), Aminoglykoside (Gentamicin, Amikacin), etc.
- Interferenz mit der Tetrahydrofolsäure-Synthese: Sulfonamide, Trimethoprim => in Kombination als Cotrimoxazol (Sulfamethoxazol + Trimethoprim)
Neben der antibakteriellen Aktivität ist das Wirkspektrum der Substanz entscheidend:
- Schmalspektrum-Antibiotika: Diese Antibiotika wirken z.B. nur auf wenige grampositive oder auf nur wenige gramnegative Erreger.
- Breitspektrum-Antibiotika:
Diese Antibiotika bekämpfen mit ihrem Wirkmechanismus mehr als einen Erreger und erfassen damit ein "breites Spektrum" an Bakterien.
Dazu zählen
- Aminopenicilline
- Cephalosporine
- Fluorchinolone
- Carbapeneme
Wenn du noch mehr Details zu den einzelnen Substanzen wissen möchtest, kann ich dir folgende Seite empfehlen: "Antibiotika Übersicht" von AMBOSS
Das Problem mit den Resistenzen
Mit mehreren Mechanismen gelingt es Bakterien immer wieder, Antibiotika zu überlisten um ihr Überleben zu sichern (sie produzieren z.B. Enzyme, die Antibiotika unwirksam machen oder verändern Stoffwechselwege, die Antibiotika sonst blockieren, etc.).
Mit Hilfe dieser Mechanismen werden ganze Bakterienstämme gegen Antibiotika unempfindlich (resistent). Dies geschieht umso leichter, je häufiger Bakterien mit Antibiotika in Kontakt kommen (also mit jeder Einnahme steigt das Risiko). Bakterien können sogar ihre Resistenzmechanismen von einer Bakterienart auf die andere übertragen. So entstehen multiresistente Stämme, die gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig unempfindlich sind.
Nicht jedes Antibiotikum bekämpft alle Bakterien gleich gut. Einige Wirkstoffe töten nur wenige Bakterienarten ab (Schmalspektrum-Antibiotika), andere wirken gegen eine Vielzahl verschiedener Bakterien gleichzeitig (Breitspektrum-Antibiotika oder Breitbandantibiotika). Wenn möglich, sollten Schmalspektrum-Antibiotika angewendet werden, da so weniger Resistenzen entstehen und weniger unerwünschte Wirkungen auftreten. Dafür muss jedoch der Keim (die Keime) anhand einer Bakterienkultur bestimmt werden. Das "beste Antibiotikum" kann wirklich erst dann ausgewählt werden, wenn die ermittelten Bakterien einer Resistenzbestimmung (Antibiogramm) unterzogen werden.
Bei schweren Infektionen oder dem Risiko für einen ungünstigen Krankheitsverlauf, kann es aber trotzdem sinnvoll sein, sofort nach der Anforderung einer Bakterienkultur zunächst ein Breitspektrum-Antibiotikum einzusetzen, das erfahrungsgemäß gut wirkt => empirische/kalkulierte Therapie. Sobald nach ein paar Tagen das Ergebnis des Antibiogramms vorliegt, kann dann auf ein geeignetes Schmalspektrum-Antibiotikum gewechselt werden.
Die S3 Leitlinie spricht ganz klare Empfehlungen zur Auswahl, Dosierung und Therapiedauer aus.
Befolgt man die Ratschläge der Leitlinie, soll insbesondere für Frauen in der Prämenopause die kalkulierte/empirische Kurzzeittherapie bevorzugt werden.
Die Kurzzeittherapie (3 bis 5 Tage) wird in der Leitlinie der konventionellen Therapieform (7 bis 10 Tage) aus folgenden Gründen vorgezogen:
- Bessere Patientenadhärenz (= Einhaltung der Therapie)
- Weniger UAW (UAW = unerwünschten Arzneimittelwirkungen)
- Weniger Resistenzentstehung: Geringerer Selektionsdruck für resistente Erreger der periurethralen, vaginalen und fäkalen Standortflora
So lange wie nötig, so kurz wie möglich!
Viele Jahre glaubte man, dass eine längere Antibiotikatherapie die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr der Infektion oder die Ausbildung von Resistenzen verringert.
Der noch immer weit verbreitete Glaube: "Die Packung aufbrauchen". Mittlerweile weiß man jedoch, dass so eine einfache Faustregel für die moderne Antibiotikatherapie nicht ausreicht.
Heute wissen wir nämlich: Je länger die Bakterien dem Selektionsdruck eines Antibiotikums ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher überleben überwiegend resistente, also gegen das Mittel unempfindliche Erreger.
Immer mehr Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bei verschiedenen Infektionen kürzere Antibiotikatherapien einer längeren Therapie gleichwertig oder sogar überlegen sind. Eine kürzere Antibiotikatherapie hat nicht nur den Vorteil von weniger Resistenzentstehung – sie geht auch mit weniger Nebenwirkungen einher.
Noch etwas sollte uns bewusst sein: Eine Unterdosierung führt zu Therapieversagen . Die Dosierungsempfehlungen in der Packungsbeilage folgen meist einem Schema F. Zum Beispiel wird einer 56 kg schweren, 1,50 m großen Frau dieselbe Dosis empfohlen wie einem 1,90 großen, 90 kg schweren Mann.
In Zukunft muss für Antibiotika die Regel gelten:
"Die Einnahme sollte so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig erfolgen".
Die Umsetzung dieses neuen Credos ist leider nicht ganz so trivial:
- Wie lange ist "So lange wie nötig"?
- Und welche Dosis ist "So viel wie nötig"?
Das hängt von vielen Faktoren ab, und einen Königsweg gibt es nicht.
Therapiedauer
Wie lange ein Antibiotikum eingenommen werden muss, hängt unter anderem davon ab:
- Art der Erkrankung
- Schwere der Erkrankung
- Individueller Verlauf der Erkrankung
- Auslösender Bakterientyp
- Wirksubstanz des Antibiotikums. (Abweichende Anwendungsdauer: Nitrofurantoin 5-7 Tage, Trimethoprim 5-7)
Dosierung
Entsprechend den Empfehlungen des EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) gibt es genug Leitfäden zur Dosierung für Erwachsene im klinischen Alltag (jeweils Standarddosierung und hohe Dosierung pro Tag).
Welche Dosis von einem Antibiotikum eingenommen werden muss, hängt aber von einigen anderen Faktoren ab, wie zum Beispiel
- Körpergewicht: ungewöhnlich hohes oder niedriges Körpergewicht
- Körperbeschaffenheit: Verhältnis von Fett zu Muskelmasse - Fettgewebe beeinflusst die Wirkung eines Mittels
- Organgesundheit: Abbau von Wirkstoffen durch Leber und Nieren
Die große Gefahr: Unterdosierung über einen längeren Zeitraum
Die meisten Krankheitserreger werden gegenüber Antibiotika unempfindlich, weil die Dosierung nicht hoch genug ist, um im ersten Schritt möglichst viele/alle Keime auszumerzen.
Manche Antibiotika entwickeln sehr schnell Resistenzen - Aminopenicilline, Cephalosporine und Makrolide. Dabei spielen wahrscheinlich niedrige Wirkstoffspiegel über einen längeren Zeitraum bei der Resistenzbildung eine wesentliche Rolle.
Zum Beispiel ist die Wirksubstanz von dem Makrolid-AB Azithromycin nach Therapieende noch lange im Plasma messbar. Die Konsequenz daraus: Bei der Hälfte der Patienten, die einmal Azithromycin bekommen hatten, fanden Wissenschaftler Erythromycin-resistente Streptococci pneumoniae.
Fazit: Ein paar Basics
Ich bin der Überzeugung, dass es wirklich herausfordernd ist, die bestmögliche Antibiotikatherapie zu wählen. Dafür braucht es
- Individuelles Herangehen
- Umfassende Kenntnisse zur optimalen Therapie bei den verschiedenen Krankheitsbildern
- Genauere Verfolgung des jeweiligen Krankheitsverlaufes
Also quasi eine ärtzliche Koryphäe mit ganz viel Zeit für PatientInnen.
Und obwohl ich weder Ärztin noch eine Koryphäe bin, möchte ich dir ein paar Gedanken mit auf den Weg geben, die ich mir nach meiner intensiver Recherche "hinter die Ohren geschrieben" habe.
- Erst Urinkultur+Antibiogramm anlegen, dann Antibiotikum!
- Hinweise für die Urinprobe für die Urinkultur: Erster Morgenharn, letzte Blasenentleerung soll mehr als 4 Stunden zurück liegen, vor jeglicher Antibiotikaeinnahme, sofort ins Labor (oder Lagerung bei 2-8°C)
- Gezielte Therapie ist immer besser! Eine Diagnostik mittels Urinkultur und Antibiogramm löst viele Fragenzeichen mit einem Schlag auf: Welche AB sind sensibel?
- Kalkulierte/Empirische Therapie: Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin, Pivmecillinam haben geringe Resistenzraten. Trimethoprim und Cotrimoxazol haben hohe Resistenzraten. Keine -floxacin Antibiotika (Fluorchinolone)! Mehr dazu unter Welches ist das beste Antibiotikum bei Blasenentzündung?
- Dosierung: ausreichend hoch (insbesondere bei Übergewicht). Nierenfunktion im Auge behalten: Gefahr der Unterdosierung bei Dosisanpassung wegen Niereninsuffizienz. Hier findest du eine Referenztabelle mit Standarddosierung und Hohe Dosierung: Resistenztestung und Antibiotika-Dosierung
- Therapiedauer: ein schwieriges Thema ... zu lange fördert Resistenzen, zu kurz eliminiert womöglich nicht alle Erreger und fördert z.B. wiederkehrende Blasenentzündungen.
- Therapiefrequenz: Die Erreger-Empfindlichkeit sinkt, wenn der Antibiotika-Gebrauch steigt. D.h. umso öfter du ein Antibiotikum zu dir nimmst, umso höher ist das Risiko der Entstehung von (multi)resistenten Erregern.
Als Mischinfektion bezeichnet man die gleichzeitige Infektion mit 2 oder mehreren Keimen.
In einem Antibiogramm wird im Regelfall eine Sensibilitätsprüfung für alle in der Urinkultur gefundenen Keime durchgeführt. Hier findest du ein Beispiel eines bakteriologischen Befundes einer Mischinfektion mit zwei Keimen.
Die Antibiotika, die bei allen gefundenen Keimen sensibel sind, gehören zur ersten Wahl. Gibt es kein Antibiotikum, das bei allen gefundenen Keimen wirkt, dann werden die Keime in der Regel nacheinander mit jeweils verschiedenenen, wirksamen Antibiotika behandelt - der problematischere Keim zuerst, unwichtigere oder weniger pathogene Erreger zuletzt.
Die Auswahl eines sensiblen Antibiotikums richtet sich immer nach der individuellen klinischen Konstellation eines Patienten und den einschlägigen Richtlinien und Therapieempfehlungen (Risiko, UAW=Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Kollateralschäden, etc.).
Mischkulturen aus gramnegativem (G-) Erregern können problematisch sein. Wenn bei der Urinkultur nur ein Nährboden verwendet (also MacConkey- ODER Blut-CNA-Agar) wird, dann kann es sein, dass die Mischung nicht erkannt wird. Im ungünstigsten Fall wird dann nur der unwichtigere oder weniger pathogene Erreger erkannt und folglich auch nur der behandelt.
Kontaminationen
Enthält die Urinprobe nur wenige Bakterien oder viele verschiedene Bakterienarten gleichzeitig, spricht dies für eine Verunreinigung (Kontamination durch die Haut- oder Schleimhautflora bei der Probengewinnung oder -verarbeitung).
Beispielsweise deutet das vereinzelte Auftauchen von grampositiven (G+) Erregern (z.B. Enterokokken) zusammen mit einer hohen Keimzahl eines gramnegativen (G-) Erregers (z.B. E. coli) auf eine Hautkontamination hin.
Sehr oft werden Enterokokken (z.B. Enterococcus faecalis) bei Mischinfektionen nachgewiesen. Ob Enterokokken bei Harnwegsinfektionen pathogen sind, ist jedoch unklar.
Um einer Kontamination vorzubeugen, sollte die Probe unbedingt richtig abgegeben werden. Mehr dazu unter Was ist Mittelstrahlurin? Eine weitere Möglichkeit um sicherzustellen, dass die Probe während der Entnahme nicht verunreinigt wird, ist die Harngewinnung mit einem Katheter direkt aus der Blase.
Eine schnelle Probenverarbeitung spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle. Sofort ins Labor oder umgehend bei 2-8°C lagern - Bakterien vermehren sich bei Zimmertemperatur schnell und verfälschen somit das Ergebnis. An einem konkreten Beispiel wird deutlich, wie schnell die Keimzahl bis zur Übernahme steigen kann: Nach 42 min war die Keimzahl von Klebsiella pneumoniae bei 10^1, ca. 4 h nach der Entnahme war die Keimzahl bereits auf 10^3 angestiegen.
Warum macht man eine Urinkultur?
Ein Urintestreifen (also ein Schnelltest) ist eine gute Möglichkeit um herauszufinden, ob ein Harnwegsinfekt wahrscheinlich vorliegt. Erhöhte Leukozyten und/oder Erythrozyten deuten auf eine Entzündung hin, Nitrit deutet auf einen nitritbildenden Bakterienbefall hin (E. coli, Klebsiellen, Proteus Mirabilis).
Besteht der Verdacht auf eine Harnwegsinfektion, ist es immer vorteilhaft den auslösenden Keim (Bakterien, Pilze) zu bestimmen - und genau dazu wird eine Urinkultur in einem Labor durchgeführt.
Findet man in der Urinkultur Bakterien, wird in der Regel auch noch die Empfindlichkeit bzw. Resistenz gegenüber Antibiotika bestimmt - ein sogenanntes Antibiogramm. Im Ergebnis des Antibiogramms wird ersichtlich, welche Antibiotika bei den in der Urinkultur gefundenen Keimen eingesetzt werden kann.
Die idealen Ablauf vom Eintreten der Symptome bis zur Antibiotika-Gabe:
- Urinteststreifen => Verdacht auf Harnwegsinfekt
- Urinkultur => Nachweis von urpathogenen Erregern
- [Kalkulierte/Empirische Antibiose] => Auswahl eines wahrscheinlich passenden Antiobiotikums.
Mein Tipp: nur dann, wenn die Symptomlast des HWI nicht bis zum Ergebnis des Antibiogramms auszuhalten ist! - Antibiogramm => Bestimmung der sensiblen Antibiotika
- Gezielte Antibiose => Ergebnis des Antibiogramm liegt vor => Auswahl des am besten passenden, sensiblen Antiobiotikums laut Antibiogramm
Wie wird eine Urinkultur gemacht?
In einem Labor wird eine Urinprobe des Mittelstrahlurins (siehe Was ist Mittelstrahlurin?) auf ein Nährmedium gebracht, auf dem sich im Urin enthaltene Bakterien rasch vermehren.
Die Urinkultur wird dann 1 bis 2 Tage in einen Brutschrank mit 37 °C gelegt. Wenn Bakterien oder Pilze im Urin vorhanden sind, können diese zu Kolonien heranwachsen.
Die Bestimmung der Bakterienmenge, der Bakterienart, das Antibiogramm und damit das Ergebnis der Urinkultur liegen in der Regel nach 24–48 Stunden vor.
Die Auswertung kann aber manchmal auch mehrere Tage dauern, insbesondere wenn eine Mischinfektion mit mehreren Keimen vorliegt.
Wenn du noch mehr Interesse daran hast, wie eine Urinkultur gemacht und ausgewertet wird, kann ich dir folgenden Artikel auf "SpringerMedizin" empfehlen: Urologische Mikrobiologie
Gemessen wird die Erregerzahl in KBE (koloniebildende Einheiten). Eine Kolonie auf der Platte (=Nährboden) steht dabei für eine KBE im Urin. Es wird ausgezählt bzw. ab einer KBE von 100 wird geschätzt oder mit ausgezählten Referenz-Bildern verglichen. Gerundet wird immer auf die Zehnerstelle. Je nach aufgebrachtem Urinprobenvolumen auf der Platte wird dann hochgrechnet auf KBE/ml.
Allgemein gilt eine Keimzahl ab 10^5 KBE/ml (= 100.000 KBE/ml) als signifikant und damit als Indikator für eine Harnwegsinfektion. In folgenden Fällen können aber auch Keimzahlen von weniger als 10^3 (= 1.000 KBE/ml) ein eindeutiges Zeichen für eine klinisch signifikante HWI sein:
- Klare Symptome eines HWI und/oder Leukozyten oder Nitrit im Urin
- Nachweis antibakterieller Substanzen (positiver Hemmstofftest) im Urin
- Bei Erregern, die sich im Urin grundsätzlich nicht gut vermehren, z.B.Staphylococcus saprophyticus
- Zu kurzer Verweildauer des Urins in der Harnblase (Probengewinnung zu schnell nach der letzten Blasenentleerung)
- Bei erhöhter Urinausscheidung (zu viel Flüssigkeitsaufnahme, harntreibende Mittel, krankhaft erhöhte Urinausscheidung)
- Bei Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis), Nierenabszess
- Bei Urin von Kindern
- Bei Biofilmbildung => die meisten Bakterienzellen sind adhärent (wachsen auf der Oberfläche) und nur wenige schwimmen planktonisch im Urin
- Bei in der Blasenschleimhaut eingebetteten Bakterien => nur wenige schwimmen planktonisch im Urin
Eine BKK-Studie aus 2016 stellt fest: In 95 % der Fälle verordnen Mediziner Antibiotika, ohne vorab durch einen Abstrich/Urinkultur deren Wirksamkeit zu klären.
D.h. dass bei 95 von 100 Infekten ein Antibiotikum gegeben wird, ohne den auslösenden Keim zu kennen. Liest man sich die Kommentare zu dieser Studie, dann hängt dies wohl auch mit dem Budget-Zwang der Krankenkassen zusammen => Urinkultur + Antibiogramm sind kostspielig.
Empirische Antibiotika-Therapie
Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung spricht die medizinische S3-Leitlinie klare Empfehlungen für die Auswahl eines Antibiotikums zur empirischen/kalkulierten Therapie aus.
Weitere Überlegungen, die einfließen:
- Welche Erreger sind wahrscheinlich?
- Herrscht eine besondere lokale Resistenzsituation?
- Handelt es sich um eine nosokomiale Infektion (ein Infekt, der im Laufe eines Krankenhausaufenthalts oder in einer Pflegeeinrichtung auftritt)? => Nosokomiale bakterielle Infekte werden mit besonderen Antibiotika behandelt, weil sie gegen die üblichen Wirkstoffe häufig resistent sind.
- Hat die PatientIn eine bekannte Besiedelung mit resistenten Erregern (MRSA, MRGNs)?
- Hatte die PatientIn bereits eine vorangegangene Antibiotikagabe? => Risikofaktor für resistente Erreger
- Drohen Interaktionen mit anderen Medikamenten, welche die PatientIn einnimmt?
- Wie schaut es mit der individuellen Verträglichkeit aus? => Allergien auf Antibiotika, etc.
Mehr dazu unter Welche Antibiotika nimmt man bei akuter Blasenentzündung?
Mein Tipp: Eine kalkulierte Antibiose schließt die Erregerbestimmung aber nicht aus! So kann der behandelnde Arzt/Ärtztin eine Urinprobe zur Labordiagnostik einsenden, bevor ein Antibiotikum (ohne den Keim zu kennen) verordnet wird. Eine umgehende Antibiose ist bei schweren Infekten, hoher Symptomlast oder bei Vermutung eines schweren Verlaufs oft notwendig. Wenn dann nach ein paar Tagen das Ergebnis des Antibiogramms vorliegt und "schwarz auf weiß" feststeht, welche Antibiotika sensibel sind, kann korrigiert werden => Wechsel auf ein Antibiotikum mit einer anderen Wirksubstanz.
Gezielte Antibiotika-Therapie
Im Idealfall wird aber nicht mit der "Schrotflinte", also breit gestreut und auf Verdacht, behandelt.
Noch bevor ein Antibiotikum zum Einsatz kommt, wird der auslösende Keim oder die auslösenden Keime mittels Urinkultur bestimmt, siehe Was ist eine Urinkultur?.
Im Anschluss werden die gefundenen Keime einer Sensibilitätsprüfung unterzogen. Im Ergebnis, dem Antibiogramm (Was ist ein Antibiogramm?), wird ersichtlich, welche Antibiotika sensibel bzw. welche resistent sind. Manche Antibiotika sind wirksam, aber nur bei erhöhter Dosis (=intermediär).
Die Auswahl eines sensiblen Antibiotikums richtet sich noch nach zahlreichen weiteren Kriterien, wie z.B. der individuellen Situation des Patienten, den unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Kollateralschäden, Risiken, etc.
Mit einem Antibiogramm wird in einem mikrobiologischen Labor ausgetestet, welche Antibitika bei dem zuvor in der Urinkultur gefundenen Keim(en) wirksam sind.
Warum macht man ein Antibiogramm?
Das Antibiogramm ist hilfreich, da kein Antibiotikum gegen alle möglichen Krankheitserreger wirksam ist. Nicht nur, weil nicht jedes Antibiotikum bei jedem Erreger wirkt (natürliche Resistenzen), sondern auch und gerade in Zeiten zunehmender Multiresistenzen ist ein sorgsamer Umgang mit antibiotischer Therapie so wichtig wie noch nie.
Leider ist die gelebte Praxis aber oft so: Ein Antibiotikum nach dem anderen wird verordnet, bis eines gefunden wurde, das wirkt. Dieser unkritische Umgang mit Antibiotika schadet unnötig dem Mikrobiom und fördert resistente Keime.
Wie wird ein Antibiogramm gemacht?
Der Startpunkt für das Antibiogramm ist ein nachgewiesener Erreger. Im Falle der Blasenentzündung wurden der Keim oder die Keime zumeist in einer Urinkultur identifiziert.
Für die Durchführung des Antibiogramms gibt es zwei verschiedene Methoden:
- Agardiffusionstest
- Dilutionsverfahren
Beim Agardiffusionstest wird der auszutestende Erreger flächig auf einer Platte mit einem Nährboden ausgestrichen. Danach wird der Nährboden mit kreisförmigen Plättchen, die verschiedene Antibiotika in definierter Menge enthalten, belegt. Beim Bebrüten wachsen die Erreger an das Plättchen heran, so weit, bis eine zur Wachstumshemmung ausreichende Konzentration des Antibiotikums vorliegt, sodass ein sogenannter Hemmhof um das Plättchen herum entsteht. Für jedes Antibiotikum gibt es äußere und innere Soll-Hemmhofgrößen. Liegt der ermittelte Hemmhof
- außerhalb des äußeren Sollwertes, so ist der Erreger sensibel (S)
- innerhalb des inneren Sollwertes, so ist der Erreger resistent (R)
- zwischen der äußeren und inneren Sollwertgrenze, so wird der Erreger als intermediär (I) eingestuft
Je grösser der Hemmhof, desto empfindlicher ist der Erreger!
Beim Dilutionsverfahren wird noch genauer vorgegangen, indem die Minimale Hemm-Konzentration (MHK) für verschiedene Antibiotika
bei dem nachgewiesenen Erreger bestimmt wird.
Die MHK ist die kleinste Wirkstoffkonzentration einer antimikrobiellen Substanz (z.B. eines Antibiotikums), welche die Erregervermehrung in der Kultur noch verhindert.
In der Mikrodilutionsmethode wird in einer Mikrotiterplatte der Erreger mit einer definierte Menge eines Antibiotikums in einem flüssigen Nährmedium vermischt.
In einer Verdünnungsreihe werden Mischungen mit mit verschiedenen Konzentrationen des Antibiotikums durchgeführt (1, 2, 4, 8, 16, 32 mg/L).
Die Vermehrung des Mikroorganismus ist an einer Trübung des Nährmediums zu erkennen.
Die Mischung mit der niedrigsten Konzentration vom Antibiotikum, bei der die Flüssigkeit klar bleibt, liefert den MHK-Wert.
Je kleiner die MHK, desto empfindlicher ist der Erreger!
Wie wird ein Antibiogramm interpretiert?
Je nach Verfahren wird das Ergebnis pro getesteter antimikrobieller Wirksubstanz entweder Sensibel (S), Intermediär (I) und Resistent (R) sein, oder die Minimale Hemm-Konzentration (MHK) + Interpretation auf S-I-R sein.
S-I-R ist folgendermaßen zu interpretieren:
- S = Sensibel => hohe Wahrscheinlichkeit eines therapeutischen Erfolges bei Verwendung einer Standarddosierung
- I = S mit Dosierungsempfehlung => hohe Wahrscheinlichkeit eines therapeutischen Erfolges bei erhöhter Exposition durch Verwendung eines angepassten Dosierungsregimes oder durch Konzentration am Infektionsort
- R = Resistent => hohe Wahrscheinlichkeit des Therapieversagens
Die Dosierungstabellen zur Standarddosierung und Hohe Dosierung findest du beim Nationalen Antibiotika-Sensitivitätstest-Komitee (NAK) unter Resistenztestung und Antibiotika-Dosierung.
Zur Veranschaulichung habe ich hier ein Beispiel eines Antibiogramms bei einer Mischinfektion mit zwei Keimen.
Die Standarddosierung für Amoxicillin/Clavulansäure bei einer unkomplizierten HWI (Auszug aus der Referenztabelle des NAK): 3 x täglich 0,5 g Amoxicillin + 0,125 g Clavulansäure, oral.
Achtung: Die endgültige Auswahl des Antibiotikums basiert immer auf der individuellen klinischen Konstellation einer jeden PatientIn und den einschlägigen Richtlinien und Therapieempfehlungen.
Der Nachweis von 3 und mehr potentiell uropathogenen Bakterienstämmen ist am ehesten auf eine Kontamination zurückzuführen. In solchen Fällen werden keine Resistenzbestimmungen angefertigt und die Einsendung eines steril entnommenen Urins empfohlen.
Insbesondere bei Mittelstahlurin werden bei inkorrekter Entnahme häufig kontaminierende Keime nachgewiesen. Urin ist eine (nahezu) sterile Körperflüssigkeit. Da die vordere Harnröhre aber physiologisch mit Bakterien besiedelt ist, kann es zur Kontamination mit dieser Flora bei der Uringewinnung kommen. Zu den häufigsten Kontaminanten gehören:
- koagulasenegative Staphykokken (Ausnahme S. saprophyticus)
- vergrünende Streptokokken
- Enterokokken: häufig nach Antibiotikatherapie
- Coryneforme Bakterien
- Propionibakterien
- Lactobacillus sp.
- Candida (Pilze): häufig nach Antibiotikatherapie
Hinweise für eine Kontamination:
- wiederholt fehlende Leukozyturie (es können keine Leukozyten nachgewiesen werden)
- niedrige Keimzahlen
- Mischkulturen mit mehr als 2 Keimen (Ausnahmen: Katheterinfektionen, komplizierter HWI)
- Nachweis nicht uropathogener Keime
- Verschiedene Keime in nacheinander entnommenen Proben
Um dich in dieses Thema einlesen zu können, empfehle ich dir erstmal den Artikel: Woher weiß man, welches Antibiotikum wirkt?
Falle #1: Die Bakterien sind resistent => Das AB kann gar nicht wirken
Nachdem du den Artikel gelesen hast, wird eine Kernaussage hängen geblieben sein: Eine Antibiotikabehandlung ohne den auslösenden Keim zu kennen, birgt immer das Risiko, dass sie nicht erfolgreich ist.
- Der Keim kann natürlich resistent gegen das AB sein. Mykoplasmen haben z.B. keine Zellwand und sind daher resistent gegen β-Laktamantibiotika (alle Hemmer der Zellwandbiosynthese inklusive Fosfomycin).
- Der Keim kann gegen das AB bereits eine Resistenz entwickelt haben.
Der Lösungsansatz: Urinkultur + Antibiogramm. Es ist aus meiner Sicht unentbehrlich, dass von deinem Urin eine Kultur angelegt wird um den Keim / die Keime zu bestimmen - und das noch vor der ersten Antibiotikagabe. Im Antibiogramm wird genau ersichtlich, welche Antibiotika bei deinem Keim / bei deinen Keimen sensibel sind. Wie so ein Befund aussieht, kannst du dir hier ansehen: Beispiel eines bakteriologischen Befundes einer Mischinfektion mit zwei Keimen.
Falle #2: Zu niedrige Dosierung und/oder zu kurze Therapie
Die Symptome klingen etwas ab, aber die Blasenentzündung heilt nicht vollständig aus. Zu viele Erreger bleiben zurück (womöglich sogar nun mit mehr Resistenzmechanismen ausgestattet) und nach wenigen Tagen oder Wochen flammt die Entzündung wieder auf. Auch wenn die Kurzzeittherapie (Einmaldosis oder 3 Tage) so favorisiert wird - ich bin nicht unbedingt ein Fan davon. Noch weniger Fan bin ich von zu geringen Dosierungen, weil dies Resistenzen fördert - die Keime haben viel zu viel Spielraum um unter dem Selektionsdruck Resistenzen zu entwickeln.
Fazit: Besser mit einer zielgerichteten Kanone schießen, und die Schrotflinte wegpacken.
Der sehr gerne verordnete Klassiker bei Falle #2: Das Antibiotikum Fosfomycin als Einmaldosis (Monuril®). Fosfomycin ist ein guter Wirkstoff und obendrein ein Reserve-Antibiotikum, aber eine Einmaldosis ist oft nicht ausreichend um der Erregerlast Herr zu werden. Laut einer Studie im Vergleich mit Nitrofurantoin waren fast die Hälfte der Studienteilnehmer 28 Tage nach Therapieende nicht symptomfrei.
Der Lösungsansatz: Keine Einmaldosis (oder zumindest nach drei Tagen eine weitere Einmaldosis), Therapiedauer mind. 5 Tage, besser Höchstdosierung (wenn es die individuellen Umstände zulassen) als Unterdosierung.
Falle #3: Die Keime sind versteckt
Bakterien finden leider immer Mittel und Wege um sich vor einem Antibiotikaangriff zu schützen. Insbesondere bei Blasenentzündung gibt es zwei Arten, wie sich die Keime verstecken:
- Im Biofilm: Bakterienkolonien, die durch eine selbst erzeugte extrazelluläre polymere Matrix, den Biofilm, geschützt werden.
- Im Urothel (eingebettete Keime): Intrazelluläre bakterielle Gemeinschaften => Uropathogene Bakterien können auch in die Urothelzelle eindringen und dort eine biofilm-ähnliche Gemeinschaft bilden. Diese schützt die Bakterien vor dem Immunsystem, ist der Auslöser von rezidivierenden Harnwegsinfektionen und kann Beschwerden auslösen, obwohl die Standarddiagnostik eine Harnwegsinfektion nicht nachweisen kann.
Im Biofilm und Urothel überleben die Bakterien bis zu 1.500-fach höhere Antibiotikakonzentrationen.
Noch mehr zum Thema unter Ist eine Blasenentzündung immer im Urin nachweisbar?
Die Lösung dafür ist leider nicht einfach, und es gibt dazu verschiedene, mehr oder weniger erprobte Ansätze:
- Forskolin* zur Auflösung der intrazellulären Einnistung der Keime. Alternativ: Chitosan* agiert als Blasenwand-Exfoliant (löst die oberflächliche Schicht der Blasenzellen)
- Biofilmhemmer:
- Phytopharmaka: z.B. Kapuzinerkresse und Meerrettich (Angocin® Anti-Infekt N*), Arbutin (aus Bärentraubenblättern), Cumarine
- N-Acetyl L-Cysteine (NAC): antioxidativ, entzündungshemmend und mukolytisch (schleimlösend), zerstört und reduziert die Bildung von Biofilmen durch Bakterien und Pilze
- Lactoferrin: Das Enzym Lactoferrin nimmt den Bakterien den überlebenswichtigen Nährstoff Eisen und sorgt damit dafür, dass kein Biofilm gebildet wird (die Bakterien suchen immerzu nach Nährstoff). Lactoferrin ist ein körpereigenes Peptid, das z.B. in Tränenflüssigkeit, Speichel und Muttermilch vorkommt.
- Enzyme (z.B. Nattokinase, Serrapeptase): Interfase® Plus - Klaire Labs, Biofilm Defense® - Kirkman®
- Langzeitantibiose in Kombination mit dem Harnwegs-Desinfiziens Hiprex® (wie z.B. in der Privatklinik in der Harley Street 10 in London)
- Phagentherapie: Phagen sind Viren, die Bakterien angreifen und auflösen (auch in Biofilmen und auch schlafende Bakterien sog. Persister). In den Ländern des ehemaligen Ostblocks wird die Phagentherapie noch praktiziert. Phagen sind wirtsspezifisch, d.h. sie wirken gezielt auf eine Bakterienspezies.
Falle #4: Es ist etwas anderes
Wenn es keine typischen uropathogenen Bakterien sind, die dich besiedeln, dann können (Standard-)Antibiotika nur wenig ausrichten. Manchmal sind es auch seltene Erreger (sehr oft sexuell übertragene), die einen speziellen Nachweis (z.B. PCR, Mikroskopie) erfordern, wie z.B.
- Infektion mit sexuell übertragbaren Bakterien: Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen, Ureaplasmen, Trichomonaden (Einzeller). Sehr oft verursachen sie Beschwerden in der Harnröhre => Urethritis (Harnröhrenentzündung).
- Infektion mit Pilzen: zumeist Candida spezies, aber auch Aspergillus => Nachweis durch mikroskopische Harnuntersuchung.
- Infektion mit Parasiten: Urogenitale Schistosomiasis (Bilharziose) => Mikroskopischer Nachweis von Schistosomen
- Infektion mit seltenen Erregern: nicht-tuberkulöse Mykobakterien, Anaerobiern (Peptococcus und Peptostreptococcus), Gardnerella vaginalis
- Infektion mit Viren: Das Herpes-simplex-Virus kann die Harnröhre infizieren, Schmerzen beim Wasserlassen verursachen und bei der Entleerung der Blase Probleme bereiten. . Ein BK-(Polyoma)-Virus-Infekt kann bei immunsupprimierten Patienten zu einer Blasenentzündung mit starker, sichtbarer Blutbeimengung zum Urin führen.
Nicht immer ist eine bakterielle Entzündung der Grund für Schmerzen, Brennen oder den ständigen Drang zum Wasserlassen.
- Obstruktionen: Harnblasensteine, Nierensteine, Harnröhrendivertikel, Tumore (Blasenkrebs).
- Endometriose: Schmerzhafte Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt (z.B. am Eierstock oder der Harnblase).
- Vaginitis: Scheidenentzündung kann ähnliche Symptome wie Blasenentzündung herverrufen.
- Vulvovaginitis: Entzündung der weiblichen äußeren Genitale einschließlich der Scheide.
- Vulvodynie / Vestibulodynie: Jucken, Brennen, Stechen, Trockenheits- oder Wundgefühl, Schmerzen an den äußeren, weiblichen Geschlechtsorganen. Zum Teil sind auch Bereiche in der Scheide, Beckenboden oder Anus betroffen.
- Salpingitis: Entzündung des Eileiters (Tube).
- Reizblase / Overactive Bladder (OAB): Chronischer Reizzustand des unteren Harntrakts mit den gleichen Beschwerden wie bei einem Harnwegsinfekt (häufigerer und schmerzhafter Harndrang), jedoch ist der Urin unauffällig. Die Beschwerden sind nachts typischerweise geringer.
- Bestrahlung: Blasenentzündung nach einer Strahlentherapie.
- Mechanische oder chemische Reizung: Z.B durch durch Blasenkatheter, Medikamente (Schmerzmittel, Chemotherapie).
- Entleerungsstörungen: Mechanische Blasenentleerungsstörung (Abflusshindernisse im Harnweg, Harnröhrenverengung), neurogene Blasenentleerungsstörung (Schäden der Nervenbahnen im Gehirn oder im Rückenmark).
- Senkung der Beckenorgane (Blasensenkung): Beeinträchtigung der Blasenfunktion (Inkontinenz, Restharn), anfälliger für Blasenentzündungen.
- Erkrankungen des Muskel/Skelettsystems und des Bindegewebes: Beckenbodenhypertonie, Bandscheibenprobleme der Lendenwirbelsäule, etc.
- Gastrointestinale Erkrankungen: Reizdarmsyndrom, Leaky Gut, etc.
- Interstitielle Zystitis / Bladder Pain Syndrome (IC/BPS): Damit bezeichnet man eine nichtinfektiöse, chronische Harnblasenerkrankung mit den Symptomen einer Blasenentzündung. Die genaue Ursache ist nicht geklärt, deswegen handelt es sich bei der IC/BPS um eine Ausschlussdiagnose. Da die natürliche Schutzschicht der Blaseninnenwand beschädigt ist, gelangen reizende Substanzen aus dem Urin in tiefere Gewebeschichten der Blasenwand und rufen dort Entzündungen hervor.
- Histaminose (Mastzellaktivierungssyndrom MCAS, Histaminunverträglichkeit): Zu viel Histamin durch die überaktive Immunabwehr der Mastzellen bei MCAS oder durch eine Stoffwechselstörung bei Histaminunverträglichkeit (Histaminintoleranz) kann du chronischer Blasenentzündung führen.
Der Lösungsansatz: Nicht aufgeben und weitersuchen. Auf jeden Fall auch gynäkologisch alles durchchecken lassen. Alle Differentialdiagnosen in Betracht ziehen und ausschließen lassen. Ich weiß von einigen Fällen, bei denen jahrelang vom Urolologen/Urologin erfolglos eine chronische Blasenentzündung therapiert wurde, bis dass sich dann beim Gynäkologen/Gynäkologin herausstellte, dass die Ursache Endometriose war.
Fazit: Mit Antibiotika sorgsam umgehen & über den Tellerrand blicken
Was sicher nichts bringt (außer noch mehr resistente Bakterien):
Ein Antibiotikum nach dem anderen "probieren" in der Hoffnung, dass das x-te Antibiotikum dann anschlägt.
Selbst das perfekt passende Antibiotikum kann die Bakterien nur dann erfolgreich bekämpfen, wenn es richtig angewendet wird.
Konstanter Wirkstoffspiegel ist entscheidend
Es ist wichtig, das Mittel so einzunehmen wie verordnet, weil nur dann eine ausreichend hohe Konzentration des Arzneistoffs im Körper vorhanden ist um die Erreger zu eliminieren. Kann das Antibiotikum seine volle Wirkung nicht entfalten (z.B. durch ungenaue Einnahme oder Abbruch), kann der Therapieerfolg ausbleiben. Und die noch viel schlimmere Konsequenz: Es können widerstandsfähige Bakterien überleben und gegen das Antibiotikum resistent werden.
- Richtiges Timing: Dreimal täglich heißt eben nicht nach dem Aufstehen, zu Mittag und zum Abendbrot.
- 1x1 täglich: Die Tablette (verschriebene Dosis) ca. alle 24 Stunden einnehmen, z.B. immer morgens zur gleichen Zeit.
- 2x1 pro Tag: Die Tablette im Abstand von ca. 12 Stunden einnehmen, z.B. eine morgens um 8:00 und eine abends um 20:00.
- 3x1 am Tag: Die Tablette ca. alle 8 Stunden einnehmen, z.B. die erste Dosis morgens um 7:00, die zweite Dosis nach Mittag um 15:00, die dritte Dosis vor der Nachtruhe ab frühestens 22:00.
- Richtige Dosis: Achtung! Manche Antibiotika (z.B. Doxycyclin) werden zu Beginn der Behandlung höher dosiert, damit die erforderlichen Wirkstoffkonzentrationen schneller erreicht werden.
- Nicht(!) mit Milch, Tee, Kaffee, magensäurebindende Mittel, Mineralstoffpräparate (Kalzium, Magnesium oder Zink) einnehmen: Die gleichzeitige Einnahme mit Antibiotika kann die Aufnahme des Wirkstoffs im Magen behindern.
- Ausreichend Wasser: Mit einem großen Glas Wasser - nicht nur mit einem Schluck Wasser - einnehmen! Sonst droht die Gefahr, dass sich das Arzneimittel in der Speiseröhre verfängt => das kann sogar das Gewebe schädigen.
- Nicht im Liegen und nicht gleich hinlegen: Die Tabletten können im Liegen in der Speiseröhre haften bleiben und dort das Gewebe schädigen. Immer den Beipackzettel beachten: z.B. sollte man nach der Einnahme von Doxycyclin für 1-2 Stunden nicht liegen.
- Einnahmehinweise vom Beipackzettel: Der Hersteller gibt genaue Anweisungen in der Packungsbeilage, diese sollen unbedingt beachtet werden, wie z.B.
- Vor dem Essen: Die Tablette eine halbe bis ganze Stunde davor (Grund: Manche Wirkstoffe werden schlechter aufgenommen, wenn sie zum Essen eingenommen werden).
- Zum Essen: Die Tablette direkt zu einer Mahlzeit.
- Wechselwirkungscheck: Manche Antibiotika haben teils gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, z.B. Makrolid-Antibiotika (Erythromycin, etc.) und Cholesterinsenker (Statine) - die Wirkung des Statins wird verstärkt. Weitere Beispiele: Zuckerschwankungen bei Menschen mit Diabetes, erhöhte Blutungsneigung, etc. Ein praktisches Service der Apotheken Umschau ist der Wechselwirkungs-Check. Damit kannst du ganz einfach prüfen lassen, ob es zwischen deinen Medikamenten Wechselwirkungen gibt.
- Therapietreue
- Nicht vergessen: Termine mit Erinnerung in den Smartphone Kalender eintragen, oder Erinnerungshilfen über dedizierte Apps. Vergessenes Medikament auslassen oder Einnahme nachholen? Pauschal lässt sich das nicht beantworten, es ist von Wirkstoff zu Wirkstoff anders.
- Nicht einfach abbrechen: Selbst wenn die Beschwerden nachlassen, soll die Behandlung nie ohne ärztliche Rücksprache beendet werden.
- Angst vor Nebenwirkungen: Die Packungsbeilage muss alle bekannten Nebenwirkungen angeben, das heißt aber nicht, dass jeder Patient/Patientin darunter leidet. Wie man Nebenwirkungen vom Beipackzettel interpretieren kann, findest du in einem Artikel der Apotheken Umschau: Nebenwirkungen: Was Sie wissen sollten.
Ein frühzeitiges Absetzen von Antibiotika kann dazu führen, dass sich die Infektion verschlimmert. Wenn die Symptome abklingen, sind in manchen Fällen die Bakterienkulturen nur dezimiert worden, und es sind noch genügend Erreger für eine erneute Vermehrung im Körper vorhanden. Das kann, insbesondere bei einem schwachen Immunsystem, zu einem Rückfall führen.
Aber: Der Krankheitsverlauf und die Schwere eines HWI sind sehr individuell. Während bei manchen die Symptome am Tag nach der Einnahme schon deutlich besser sind, halten sie bei anderen Betroffenen über einige Tage an.
Grundregel: Verordnung einzuhalten
Die Grundregel zur Antibiotikaeinnahme lautet, die Verordnung einzuhalten:
- So lange, wie vom Arzt verordnet, auch wenn sich die Beschwerden gebessert haben.
- Nicht weniger als die empfohlene Dosis.
- Hinweise zur Einnahme beachten: Was muss ich bei der Antibiotika Einnahme beachten?
- Keine Besserung? => Arzt/Ärztin kontaktieren
- Unerwünschte Arzneimittelwirkungen? => Vor der weiteren Einnahme noch einmal Rücksprache mit Arzt/Ärztin halten (aber nicht eigenmächtig abbrechen!). Typische
Nebenwirkungen sind:
- Juckreiz
- Hautausschlag
- Schwellungen
- Muskel- und Sehnenschmerzen
Mein Ratschlag: Hast du das Gefühl, dass das Antibiotikum nicht anschlägt, oder sind die Beschwerden gegen Ende der Therapiedauer noch nicht abgeklungen (z.B. bei einer Einmaldosis Fosfomycin oder einer Kurzzeittherapie von 3 Tagen), dann kontaktiere unbedingt deinen Arzt/Ärztin. Es kann durchaus sein, dass du ein anderes Antibiotikum brauchst, oder die Therapie verlängert werden muss.
Nicht jede Nebenwirkung ist eine echte Allergie
Schätzungsweise vier von fünf Reaktionen auf ein Arzneimittel sind aber nicht allergisch bedingt, sondern ganz "normale" Nebenwirkungen. Medikamente daher nie auf eigene Faust absetzen, auch wenn du das Gefühl hast, dass sie nicht wirken oder zu viele Nebenwirkungen erzeugen - immer mit einem Arzt/Ärztin Rücksprache halten. Er/Sie kann abklären, ob es sich tatsächlich um eine Allergie handelt und das Präparat ggf. austauschen.
Achtung: Manche Betroffene reagieren wirklich allergisch auf bestimmte Antibiotika. Am bekanntesten sind allergische Reaktionen auf das Antibiotikum Penicillin. Schwere allergische Reaktionen können in Einzelfällen sogar zu lebensgefährlichen Atem- oder Herz-Kreislauf-Problemen führen. Daher: Bei Verdacht auf Allergie rasch an einen Arzt/Ärztin wenden. In der Regel stehen dann immer noch ein oder mehrere alternative Wirkstoffklassen zur Verfügung.
Abbruch führt nicht zwangsläufig zu Resistenzen
Wie bei jedem anderen Medikament, gilt auch für die Einnahme von Antibiotika: So kurz wie möglich, aber so lange wie nötig.
Die weit verbreitete Annahme, dass ein zu frühes Absetzen von Antibiotika generell mehr resistente Bakterien erzeugt (im Vergleich zum Aufbrauchen der gesamten Packung), ist laut Studien aus England wissenschaftlich nicht nachweisbar. (Hinweis: Bestimmte Bakterienstämme und Medikamente können aber eine Ausnahme bilden, z.B. bei Tuberkulose entwickeln Krankheitserreger durch einen Therapieabbruch Resistenzen).
Der überwiegende Anteil der Resistenzen entwickelt sich durch die sogenannte "kollaterale Selektion". Alltagskeime, die meist keine Krankheiten verursachen, entwickeln durch eine lange Behandlung mit Antibiotika Resistenzen und können so für den Betroffenen/die Betroffene zur Bedrohung werden.
Auswahl, Dosierung und Therapiedauer
Die S3 Leitlinie spricht ganz klare Empfehlungen zur Auswahl, Dosierung und Therapiedauer aus: Welche Antibiotika nimmt man bei akuter Blasenentzündung?
Für Frauen in der Prämenopause wird die empirische Kurzzeittherapie (3-5 Tage) vorgeschlagen. Letztendlich entscheidet aber der behandelnde Arzt/Ärztin über die optimale Einnahmedauer, die gezielt auf die jeweilige Infektion und den zu erwartenden Verlauf abgestimmt ist.
In dieser FAQ kannst du die Vor- und Nachteile einer kürzeren oder längeren Antibiose nachlesen: Was ist besser? Eine Kurzzeittherapie (3-5 Tage) oder eine Standardtherapie (5-10 Tage) mit Antibiotika?
In Deutschland, Österreich und in der Schweiz unterliegen Antibiotika der Verschreibungspflicht (auch Rezeptpflicht genannt). Das heißt in der Praxis, dass Antibiotika nicht frei verkäuflich sind und man immer ein Rezept benötigt.
Man muss aber nicht zwingend eine ärztliche Praxis aufsuchen um an ein Rezept zu kommen - auch wenn das die medizinisch gesehen immer die sicherere Variante ist. Durch das Patientenmobilitätsgesetz (Beschluss des EU-Parlaments 2019) ist es EU-weit erlaubt, mit einem Online-Rezept Antibiotika zu kaufen.
Ausstellung des Rezepts online
Ein Online-Rezept erhält man z.B. in einer Telefon- oder Videosprechstunde oder durch Ausfüllen eines medizinischen Fragebogens. Das ausgestellte Rezept kann nach Hause (Papierform) oder zu einer Vor-Ort-Apotheke (elektronisch) geschickt werden. Ebenfalls kann das Rezept direkt an eine Online-Apotheke übermittelt und das Medikament nach Hause geliefert werden.
Es gibt einige Portale, die Online Sprechstunden anbieten, wie zB.
Der Expressversand dauert im besten Fall 24h, bis das Medikament zu dir gelangt. Alternativ kann das Medikament zumeist auch bei einer Partnerapotheke abgeholt werden (Zavamed z.B. kooperiert mit 6.500 Apotheken deutschlandweit).
Nitrofuran-Derivat: Furazidin (Furagin)
Das antibakteriell wirksame Nitrofuran-Derivat Furazidin ähnelt dem besser bekannten Nitrofurantoin und ist in Polen rezeptfrei erhältlich. Der bakteriostatische Wirkmechanismus wirkt (ähnlich wie Nitrofurantoin) sowohl gegen grampositive (Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Staphylococcus faecalis) als auch gegen gramnegative Mikroorganismen (Enterobacteriaceae – Salmonella, Shygella, Proteus, Klebsiella, Escherichia, Enterobacter usw.) und wird zur Behandlung von Harnwegs-, Haut- und Weichteilinfektionen eingesetzt.
Einige Apotheken aus Polen senden Arzneimittel mit der Wirksubstanz Furazidin auch in den deutschsprachigen Raum. Eine erfolgreiche Bestellung von UROFURAGINUM MAX 100 MG X 30 TABL. konnte ich z.B. bei Apteka-Zielona.pl abwickeln. Es handelt sich um eine im nationalen, polnischen Register genehmigte Apotheke mit günstigen Preisen (im Vergleich zu anderen Online Anbietern).
Mein Fazit
Online Services um an Antibiotika zu kommen, sind viel teurer als der klassische Gang zum Arzt / Ärztin. Ebenfalls legen Online Portale keine Urinkultur an und können somit auch nur auf der Basis eines Fragebogens eine kalkulierte Therapie mit Antibiotikum einleiten. Für mich erschließt sich daher die Notwendigkeit nicht zu 100%. Es ist wohl in jedem Fall besser, einen Arzt/Ärztin des Vertrauens zu finden, der/die eine Behandlung einleitet.
Alle Antibiotika haben Nebenwirkungen und jedes Antibiotikum kann selten schwere Nebenwirkungen hervorrufen.
Der wesentliche Unterschied in dieser Betrachtung ist aber: wie oft kommen schwerwiegende Nebenwirkungen vor und sind sie denn reversibel?
Gefloxt!
Ein bei Harnwegsinfektionen leider nach wie vor beliebtes AB ist die Gruppe der Fluorchinolone. Es umfasst die Wirksubstanzen, die auf -floxacin enden, wie z.B. Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin. Und das, obwohl 2019 ein Rote-Hand-Brief zur Anwendung von Fluorchinolon-Antibiotika veröffentlicht wurde.
Der Grund dafür: Schwerwiegende und anhaltende, die Lebensqualität beeinträchtigende und möglicherweise irreversible Nebenwirkungen, die hauptsächlich den Bewegungsapparat und das Nervensystem betreffen.
Die Empfehlungen dazu:
- Nicht bei unkomplizierter Zystitis
- Nicht bei rezidivierenden Infektionen der unteren Harnwege
Die einzige Ausnahme dazu: Wenn alle anderen Antibiotika, die üblicherweise für diese Infektionen empfohlen werden, als ungeeignet erachtet werden. Und dann auf keinen Fall gleichzeitig mit Kortikosteroiden.
Was heißt das für dich?
Fluorchinolon-Antibiotika solltest du immer ablehnen, außer es besteht keine andere Alternative, und das ist sehr selten der Fall.
Wenn du Fluorchinolon-Antibiotika nehmen musst, dann brichst du die Behandlung bei folgenden ersten Anzeichen dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen SOFORT ab:
Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen des Bewegungsapparates gehören
- Tendinitis (Sehnenentzündung) und Sehnenruptur
- Myalgie (Muskelschmerzen), Muskelschwäche
- Arthralgie (Gelenkschmerzen), Gelenkschwellungen
- Gangstörung
Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen auf das periphere und zentrale Nervensystem gehören
- Periphere Neuropathie (vielfältige Nervenschäden): Empfindungsstörungen, Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen und "Ameisenlaufen", Störungen des Berührungs-, Schmerz- oder Temperaturempfindens, etc.
- Schlaflosigkeit
- Depressionen
- Ermüdung (Fatigue)
- Eingeschränktes Erinnerungsvermögen
- Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksstörungen
Fazit
Mir war die Problematik lange Zeit ebenfalls nicht bewusst. Ich kann von Glück reden, dass die Antibiotika-Gaben von Cipro und Co. bei mir nie schwere Nebenwirkungen hervorgerufen haben. Leider aber kenne ich aus den Selbtshilfegruppen zahlreiche Schicksale, die von einem Tag auf den anderen kaum noch laufen können oder massive neurologische Beeinträchtigungen erleiden.
Bei vielen Ärzten/Ärztinnen wird dennoch routinemäßig bei banalen Infekten ein Rezept dafür ausgestellt. Unverständlich - denn die Fluorchinolone sollten eigentlich nur bei schwereren Infektionen zum Einsatz kommen, wenn es keine Alternativen gibt.
ACHTUNG! Die häufigsten Interaktionen mit anderen Medikamenten
- Statine (=Cholesterinsenker) und Makrolide: Die Interaktion zwischen Makroliden (Roxithromycin, Clarithromycin, Azithromycin) und Statinen wird als schwerwiegend eingestuft. Es besteht die Gefahr von Myopathien (Muskelerkrankungen) und Rhabdomyolysen (Zerfall von Muskelfasern). Makrolide werden z.B. bei folgenden Erregern eingesetzt: Chlamydien, Mykoplasmen, Streptokokken, Gonokokken.
- Antiarrhythmika und Fluorchinolone: Bei Kombination von Fluorchinolonen mit anderen QT-Zeit-verlängernden Medikamenten, wie z.B. Antiarrhythmika der Klassen IA und III (=herzwirksames Medikamenten bei z.B. Herzrhythmusstörungen), besteht ein gesteigertes Risiko für Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Arrhythmien, Torsades de Pointes). Fluorchinolone (alle mit -floxacin endenden AB) werden unter anderem (oft unnötigerweise) bei HWI eingesetzt. Auch unter dem Einfluss von Makroliden kann es zu einer Verlängerung des QT-Intervalls im EKG kommen, daher ist bei der gleichzeitigen Einnahme von Makroliden und Antiarrhythmika ebenfalls Vorsicht geboten.
- NSAR (wie z.B. IBU) und Fluorchinolone: Bei gleichzeitiger Einnahme nicht steroidaler Antirheumatika (NSAR) (ausgenommen Acetylsalicylsäure) zeigen sich ausgeprägte, klinisch relevante Interaktionen => NSARs verstärken die neurotoxischen Nebenwirkungen der Fluorchinolone bis um das 300fache. Also: Keine NSAR wie Ibuprofen/Diclofenac gemeinsam mit Fluorchinolonen (alle mit -floxacin endenden AB) einnehmen!
Eine guter Artikel zu den toxischen Wirkungen: Toxische Wirkungen ausgewählter Antibiotika
Magen-Darm-Beschwerden
Antibiotika unterscheiden nicht zwischen krankheitsverursachenden und nützlichen Bakterien, sie wirken auf alle Bakterien im menschlichen Körper, die in ihrem Wirkspektrum liegen. Somit zerstören sie damit nicht nur die Übeltäter (z.B. E. coli in den Harnwegen), sondern auch die nützlichen Bakterien im Darm und in der Scheide. Die Folge ist meist ein Bakterienungleichgewicht - ein gestörtes Mikrobiom.
Eine antibiotikabedingte Darmflorastörung macht sich sehr gerne in Form von Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit bemerkbar. Bei blutigen Durchfällen oder starken Bauchschmerzen kann es sich auch um eine lebensgefährliche Dickdarmentzündung handeln (pseudomembranöse Kolitis), die durch eine antibiotikaassoziierte Ausbreitung des Clostridium difficile ausgelöst wird.
Gegenwaffe Probiotika: Bei blutigen, schleimigen, krampfartigen Durchfällen sofort zurück in die Praxis.
Bei mäßigem Durchfall kannst du bereits während der Antibiotikaeinnahme mit probiotischen Mitteln entgegenwirken.
Die Probiotika sollen die nützlichen Bakterien im Darm wieder ansiedeln.
Sehr oft erholt sich der Darm von alleine wieder, aber manchmal ist der Durchfall nicht in den Griff zu kriegen - trotz Probiotika. In so einem Fall rate ich dir zu einer
Stuhlanalyse. Der Befund enthält dann zielgerichtete Empfehlungen zur Substituierung der fehlenden Bakterien(stämme).
Pilzinfektionen
Eine antibiotikabedingte Scheidenflorastörung verursacht gerne Pilzinfektionen, manchmal auch zeitverzögert um 1-2 Wochen. Weil die schützenden Laktobazillen durch die Antibiose drastisch dezimiert werden vermehren sich dann krankmachende Hefepilze, in den meisten Fällen Candida albicans. Ein Scheidenpilz (Vaginalmykose) wiederum erhöht die Anfälligkeit für einen weiteren Harnwegsinfekt - und somit ist der Teufelskreis dann leider perfekt.
Gegenwaffe Milchsäure und Milchsäurebakterien: Ein Pilz ist keine schöne Sache und die Behandlung zieht die Scheidenflora auch wieder in Mitleidenschaft. Wenn du anfällig für Pilz bist, muss das Credo lauten: Besser vor- als nachsorgen!
- Nur lauwarmes Wasser zur Reinigung down under
- Luftdurchlässige Baumwollunterwäsche und keine Slipeinlagen
- Vorsorgliche, lokale Behandlung mit Milchsäure und Milchsäurebakterien im Wechsel
Vermutest du bereits einen Pilz?
- Am besten zur GynäkologIn für einen Abstrich
- Alternativ ein Antimykotikum (Vaginalzäpfchen und Cremes) aus der Apotheke mit einer der folgenden Wirksubstanzen: Clotrimazol, Miconazol, Nystatin
- Während der Pilzbehandlung keine Präparate zum Scheidenaufbau mit Milchsäure!
- Erst nach der Pilzbehandlung Scheidenflora mit Milchsäure und Milchsäurebakterien im Wechsel aufbauen
Allergische Reaktionen
Laut Fachärzten leiden nur etwa 2-3% der Bevölkerung tatsächlich an einer Antibiotika-Allergie.
Im schlimmsten Fall erleidet man als Allergiker ca. 30 Minuten nach der Einnahme einen anaphylaktischen Schock - der Kreislauf kollabiert und man muss umgehend ins Krankenhaus.
Meist handelt es sich aber bei Reaktionen wie Hautausschlag, Rötungen und Juckreiz "nur" um eine Überempfindlichkeitsreaktion -
eine individuelle, nicht vorhersehbare Reaktion gegen das Antibiotikum.
In jedem Fall einer solchen Überreaktionen solltest du deinen behandelnden Arzt/Ärztin aufsuchen.
Oft ist die einfachste Lösung auf ein anderes, wirksames Antibiotikum auszuweichen.
Sehnenentzündung, Nervenschäden und Psychosen
Zu diesen Nebenwirkungen kann es bei der Einnahme von Fluorchinolon-Antibiotika kommen.
Mehr dazu unter Welche Antibiotika haben schwerwiegende Nebenwirkungen?
Übersichtstabelle
Jein!
Antibiotika und deren Wirksubstanzen haben keinen direkten oder unmittelbaren Einfluss auf die Wirkung empfängnisverhütender Mittel (mit Ausnahme des Tuberkulose ABs Rifabutin). Aber, und jetzt kommt es: Antibiotika haben eine sehr häufige, für so manche empfängnisverhütenden Mittel fatale, Nebenwirkung - Magen- und Darmbeschwerden, sprich Erbrechen und Durchfall.
Insbesondere Breitbandantibiotika zerstören einen Großteil der Bakterienflora im Darm. Das führt oft zu Durchfall. Durchfall bedeutet, dass die Wirkstoffe der Pille nur noch vermindert aufgenommen werden und somit die empfängnisverhütende Wirkung möglicherweise nicht mehr gewährleistet ist.
Musst du dich innerhalb 3h nach der Pillen-Einnahme übergeben, kannst du die Einnahme innerhalb der nächsten 12h wiederholen. Erbrichst du mehrmals, ist der Schutz in dem Monat nicht mehr sichergestellt.
Fazit: Hast du weder Erbrechen noch Durchfall durch die Antibiotikaeinnahme, dann musst du nichts befürchten. Kommst du aber vom Klo nicht runter oder du musst dich übergeben (auch wenn du kein AB einnimmst!), dann verhüte in diesem Monatszyklus auf jeden Fall noch zusätzlich mit Kondom oder Diaphragma.
Schwangerschaft und auch die Stillzeit sind besonders sensible Abschnitte, in denen nach Möglichkeit keine Medikamente angewendet werden sollen. Medizinisch notwendige Medikamente, wie z.B. Antibiotikum bei einem bakteriellen Infekt, gehören aber zu den Ausnahmen. Denn eine unbehandelte Infektion kann die Mutter und manchmal auch das Kind schädigen.
Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft müssen behandelt werden, da das Risiko einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis gravidarum) und einer damit verbundenen Frühgeburt des Kindes besteht.
Welche Antibiotika in der Schwangerschaft angewendet werden dürfen, weiß am besten der Frauenarzt / die Frauenärztin.
In der Regel sind aber folgende Antibiotika bei Zystitis bzw. Pyelonephritis geeignet:
- Penicilline: Ampicillin, Amoxicillin (leider auf Grund von Erregerresistenzen nicht selten unwirksam)
- Pivmecillinam: Penicillin mit einem schmalen Wirkspektrum, Selexid®, Pivmelam®, X-Systo®
- Makrolide: Azithromycin, Erythromycin
- Cephalosporine: Cefalexin, Cefuroxim, Cefuroxim, Cefixim, Cefadroxil (außer Cefpodoxim)
- Fosfomycin: Mittel der 2. Wahl, da es nur begrenzte Erkenntnisse über die Anwendung in der Schwangerschaft gibt.
Folgende - oft bei Erkrankungen der Harnwege eingesetzte - Antibiotika sind in der Schwangerschaft kontraindiziert (=nicht geeignet):
- Fluorchinolone: Ciprofloxacin, Ofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Levofloxacin
- Trimethoprim und Trimethoprim-Sulfamethoxazol (auf Grund der Auswirkungen auf den Folsäurehaushalt)
- Nitrofurantoin und seine Derivate (insbesondere nicht in den letzten drei Monaten vor der Geburt)
- Tetrazykline wie Doxcyclin (z.B. bei Urethritis durch sexuell übertragbare Erreger)
- Aminoglykoside
Das Ausmaß einer möglichen Toxizität hängt immer von der Entwicklungsphase des Fetus ab.
Mehr als 40% der Schwangerschaften ungeplant
Mit dem Hintergrund, dass über 40% der Schwangerschaften nicht geplant sind, sollten Frauen im gebärfähigen Alter (20% der deutschen Bevölkerung) als Zielgruppe von Patientinnen mit schwangerschaftskompatibler Medikation betrachtet werden.
Denn gerade in der Frühschwangerschaft (Embryonalphase: 3. bis 8. Schwangerschaftswoche - die inneren und äußeren Organe werden angelegt) ist das Risiko für angeborene, schwere Missbildungen und bleibende Organschäden am höchsten.
Tipp: embryotox.de
Die Berliner Charité stellt auf dem Internetportal embryotox unabhängige Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit zur Verfügung. Es wird auch eine kostenlose, individuelle Beratung angeboten.
Die meisten Arzneimittel finden sich in der Muttermilch wieder. Wieviel davon im Säuglingskreislauf ankommt, hängt aber von mehreren Faktoren ab (Wirkstoff, Muttermilchmengen, etc.). Manche Arzneimittel können auch in verschwindend kleinen Mengen dem Baby schaden.
Junge Säuglinge unter zwei Monaten (insbesondere Frühgeborene) reagieren empfindlicher auf eine (Dauer-)Medikation der Mutter als ältere Säuglinge.
Als Obergrenze für eine niedrige und damit klinisch unbedeutsame Exposition wurden willkürlich 10% der therapeutischen Dosis gewählt. Der Expositions-Index wird berechnet als die vom Kind aufgenommene Tagesdosis des Arzneistoffs (Produkt aus der zeitgemittelten Arzneistoffkonzentration in der Muttermilch und der getrunkenen Muttermilchmenge pro Tag - etwa 150 ml/kg Körpergewicht) im Verhältnis zur therapeutischen Dosis.
Bei zahlreichen Antibiotika erhält der Säugling weniger als 1% der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis - solche Spiegel gelten nicht als klinisch relevant.
Die meisten gestillten Kinder zeigen keine Symptome. Im Einzelfall kann es durch "arzneimittelbelastete" Muttermilch zu dünnerem Stuhlgang, selten zu Durchfall kommen.
Generell sollte die Mutter Arzneistoffe bevorzugen, die nur einmal pro Tag eingenommen werden. Diese sollte sie dann vor der längsten Schlafperiode des Säuglings beziehungsweise unmittelbar nach einem Stillvorgang einnehmen.
Ähnlich wie während einer Schwangerschaft sind Pivmecillinam, Penicilline, Cephalosporine und Makrolide zu bevorzugen.
Außerdem sind während der Stillzeit noch folgende Antibiotika möglich:
- Fosfomycin: Nach einer Einmalgabe von Fosfomycin kann ohne Unterbrechung weitergestillt werden.
- Amoxicillin und Clavulansäure: Bei entsprechendem Keimspektrum kann die Kombination Amoxicillin plus Clavulansäure in der Stillzeit eingesetzt werden.
- Cotrimoxazol: Falls es das Keimspektrum erfordert, kann auch unter Cotrimoxazol gestillt werden.
- Ciprofloxacin: Falls es das Keimspektrum erfordert, kann auch unter Ciprofloxacin gestillt werden.
- Nitrofurantoin: Falls eine Therapie mit Nitrofurantoin zwingend erforderlich ist, kann darunter auch gestillt werden. Da mit der Muttermilch eine geringe Menge Nitrofurantoin ausgeschieden wird, sollte eine Blasenentzündung in der Stillzeit aber besser mit anderen Wirkstoffen behandelt werden.
Nach der Schwangerschaft ist oft vor der Schwangerschaft
Auch in der Stillzeit kann im gebärfähigen Alter eine erneute Schwangerschaft eintreten. Deshalb sollten bei einer Neueinstellung in der Stillzeit schwangerschaftskompatible Arzneimittel bevorzugt werden.
Achtung Resistenzen
Auch wenn eine ganze Palette an Antibiotika als ungefährlich während der Stillzeit einstuft werden, so ist die Diskussion über eine mögliche Entwicklung resistenter Keime beim Säugling jedoch noch nicht abgeschlossen.
Tatsache ist: Eine geringe Menge geht über die Muttermilch an das Baby weiter.
Unklar ist: Inwieweit eine geringe Menge das Entstehen von Resistenzen begünstigt.
Tipp: embryotox.de
Die Berliner Charité stellt auf dem Internetportal embryotox unabhängige Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit zur Verfügung. Es wird auch eine kostenlose, individuelle Beratung angeboten.
Eines vorweg: Vor Beginn einer antibiotischen Therapie muss auch bei Kindern immer eine Urinkultur angelegt werden um den Erreger und sensible Antibiotika bestimmen zu können (=> Antibiogramm).
Wenn vor Erhalt des Antibiogramms ein Antibiotikum nötig ist (=> kalkulierte/empirische Therapie), richtet sich die Auswahl nach lokaler Resistenzlage und dem Alter des Kindes. Nach Erhalt des Antibiogramms (das kann ein paar Tage dauern) wird alters- und antibiogrammgerecht monotherapiert.
Die Dosierung ist alters- und gewichtsabhängig.
Sehr kranke Kinder und Neugeborene bekommen die Antibiotika in einen Muskel (intramuskulär) oder eine Vene (intravenös) gespritzt. Die übrigen Kinder nehmen die Antibiotika oral ein. Die Behandlung dauert normalerweise 7 bis 10 Tage.
Antibiotika der 1. Wahl sind gemäß Leitlinie
- Trimethoprim (mit oder ohne Sulfamethoxazol) bei E. coli Resistenzraten kleiner 20% (Infectotrimet®, Lidaprim®, Bactrim®, Cotrim®)
- Amoxicillin/Clavulansäure (z.B. Xiclav®, Amoxiclav®, Clavamox®, Augmentin®)
- Nitrofurantoin (nach 3. Lebensmonat, z.B. Furadantin®, Nifurantin®)
- ab 6 Jahren Pivmecillinam (z.B. Selexid®, X-Systo®)
- ab 12 Jahren auch Fosfomycin (z.B. Monuril®)
- ab 14 Jahren Nitroxolin
Laut Leitlinie sollten zur Therapie einer unkomplizierten Zystitis im Kindes- und Jugendalter prinzipiell keine hochwirksamen Reserveantibiotika (z.B. Ciprofloxacin und Cephalosporine der Gruppe 2 oder 3 - Ceftriaxon, Cefotaxim oder Ceftazidim) eingesetzt werden. Und obwohl Cefaclor besonders gut geeignet zu sein scheint, soll bei einer unkomplizierten Zystitis im Kindes- und Jugendalter möglichst kein Cefaclor (oder andere Oral-Cephalosporine wie Cefalexin, Cefpodoximproxetil, Cefixim) verordnet werden.
Der Grund dafür: Resistenzbildung bei Cephalosporinen. Insbesondere problematisch gilt der Einfluss der Cephalosporine auf die Selektion von ESBL (Extended Spectrum Beta-Lactamase) – produzierenden Bakterien, deren Anteil bei kindlichen HWI laut Leitlinie beunruhigend zunimmt. Cephalosporine zählen zu den hochwirksamen Antibiotika, deren Wirkkraft auch für Infektionen anderer Organsysteme bewahrt werden muss.
Dennoch gehören Cephalosporine mittlerweile leider zu den Standardtherapeutika, wenn bei Kindern Harnwege und Blase – gegebenenfalls unter Beteiligung der Niere – infiziert sind. Dies gilt insbesondere für die Regionen, in denen bereits eine hohe Resistenzrate gegen Trimethoprim, das frühere Standardmedikament bei Harnwegsinfektionen, besteht.
Die traurige Wahrheit zum Schluss: Eine BKK-Studie aus 2016 hat leider festgestellt, dass gerade bei Kindern deutlich häufiger Antibiotika verabreicht werden als bei Erwachsenen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass in den seltensten Fällen eine mikrobiologische Absicherung per Antibiogramm erfolgt.
Daher mein Appell an dich: Setz dich bitte für dein Kind ein. Dränge den Arzt/Ärztin zur Einsendung einer Urinprobe, damit abgeklärt werden kann, welcher uropathogene Keim (oder Keime) deinem Kind zu schaffen macht. Es wird dann auch klar, welche Antibiotika ansprechen und es muss nicht wie mit einer Schrotflinte breit gestreut mit Breitspektrum-Antibiotika geschossen werden.
Wenn die Blasenentzündungen immer wiederkehren, sozusagen "chronisch" sind, kann man eine Langzeitprophylaxe mit Antibiotika versuchen. Mit Langzeitprophylaxe können mehrere Dinge gemeint werden, z.B. die regelmäßige Einnahme von AB nach Geschlechtsverkehr oder eine abendliche Dauereinnahme einer reduzierten Dosis AB über einen Zeitraum von 3-12 Monaten.
Geeignete Antibiotika vor oder nach dem Sex:
- Nitrofurantoin (1x50mg oder 1x100mg)
- Fosfomycin (1x3000mg)
- Trimethoprim (1x100mg) => leider mittlerweile hohe Resistenzraten
Geeignete Antibiotika zur Dauereinnahme (3-12 Monate lang):
- Nitrofurantoin (1x50mg oder 1x100mg bis zu 12 Monate lang)
- Fosfomycin (1x3000mg alle 10 Tage)
- Trimethoprim (1x100mg bis zu 6 Monate lang) => leider mittlerweile hohe Resistenzraten
Die Auswahl eines Antibiotikums zur Langzeitprävention sollte sich nach zuvor beim Patienten/Patientin isolierten Bakterienspezies und ihrer Empfindlichkeit, Allergien und potenziellen Kollateralschäden (i.e. vor allem der Resistenzentwicklung) richten.
Und: Vor einer antibiotischen Langzeitprophylaxe sollte die Immunstimulation durch eine Impfung mit UroVaxom® oder StroVac® versucht werden.
Langzeitantibiose in Kombination mit dem Harnwegs-Desinfiziens Hiprex®
Für viele Leidensgenossinnen ist die Behandlung in der Privatklinik in der Harley Street 10 in London oft der allerletzte Ausweg. Der Unterschied zu der Langzeitantibiose im deutschen Raum: Antibiotika werden höher dosiert und noch zusätzlich mit dem harnwegsdesinfizierenden Mittel Methenamin (Hiprex®, Haiprex®) kombiniert.Antibiotika, die London verschreibt:
- 1. Wahl Nitrofurantoin retard (makrokristalline Form) 2x100mg täglich, Cephalexin 2x1g täglich, Trimethoprim 2x200mg täglich
- 2. Wahl Amoxicillin 2x500mg täglich
- 3. Wahl Pivmecillinam 2x200-400mg täglich, Fosfomycin 3x3g wöchentlich
- 4. Wahl Ciprofloxacin 2x500mg täglich
Sobald ein Antibiotikum gefunden wurde, das in der Langzeitanwendung vom Körper tolieriert wird, wird Methenamin (Hiprex®) mit einer Dosis von 2x1g täglich kombiniert.
Methenamin ist ein antiinfektiöses Arzneimittel zur Behandlung und Vorbeugung von Harnwegsinfektionen.
Oral eingenommen (1g =1 Tabelette morgens und abends) gelangt Methenamin in den Harn. In dieser leicht sauren Umgebung wird Formalin (Formaldehyd) freigesetzt. Dies hat eine antiseptische Wirkung, die das Wachstum von Bakterien hemmt und so die Therapie von Harnwegsinfektionen unterstützen kann. Da die antibakterielle Aktivität von Methenamin im sauren Urin größer ist, kann eine zusätzliche Ansäuerung des Urins nötig sein.
Methenamin ist auf Grund des potentiell karzinogenen Formaldehyds in DACH nicht zugelassen und daher auch nicht erhältlich. Das Medikament kann aber online erworben werden, z.B. in Dänemark (Handlesname Haiprex®) oder England (Handelsname Hiprex®).
Bei der Behandlung in der Privatklinik in der Harley Street 10 in London wird die Einnahme von Hiprex® mit Antibiotikum kombiniert.
Spricht man vom Biofilm, so meint man Bakterienkolonien, die sich durch eine selbst erzeugte extrazelluläre polymere Matrix (der Biofilm) schützen. Der Biofilm schützt die Bakterien vor Angriffen des Immunsystems und der Wirkung von Antibiotika.
Im Biofilm überleben die Bakterien bis zu 1.500-fach höhere Antibiotikakonzentrationen, da das Antibiotikum die Bakterien nur schwer erreichen kann. Durch die Antibiotikaeinnahme kann sogar das Gegenteil der erhofften Wirkung eintreten: Die Biofilmbildung wird gefördert, weil viele Antibiotika das schützende Mikrobiom (Urobiom) schädigen.
Gleich mehrere Mechanismen machen Bakterien in Biofilmkolonien resistenter gegen Antibiotika
- Die Matrix lässt AB nur sehr eingeschränkt durchdringen.
- Innerhalb der Bakteriengemeinschaft werden Resistenzen weitergegeben.
- Veränderte Physiologie der Bakterien (weniger Wachstum).
- Persister/Schläferzellen: schlafende (metabolisch inaktive) Bakterienzellen.
Der Lebenszyklus des Biofilms ist ein hoch interessantes Thema und man findet zahlreiche Artikel dazu im Netz .
Die englische Webseite Live UTI Free beschäftigt sich intensiv mit rezidivierenden Blasenentzündungen und beschreibt bildlich die verschiedenen Stufen im Lebenszyklus des Biofilms, Chronic Urinary Tract Infection vs. Recurrent UTI. Es wird verständlich und klar, warum die Blasenentzündungen immer wiederkehren.
Antibiotikum in Form von Langzeitantibiose ist trotzdem ein Mittel der Wahl bei rezidivierenden HWI. Das Ziel: Wenn der Biofilm in seinem Lebenszyklus aufbricht und Bakterien wieder zurück in die Blase gelangen, hat das Antibiotikum eine Chance, die Bakterien zu bekämpfen. Die Erneuerung der kompletten Blasenschleimhaut ist ein längerer Prozess (bis zu 500 Tage beträgt die Lebensdauer einer Urothelzelle), folglich muss das Antibiotikum über einen längeren Zeitraum eingenommen werden (mind. 3 Monate, in der Regel aber länger).
Mehr zum Thema Biofilmhemmer unter Das Antibiotikum bei akuter Blasenentzündung wirkt nicht, warum?
Nitrofurantoin ist ein Chemotherapeutikum aus der Antibiotikagruppe der Nitrofurane und wird in der Therapie von unkomplizierten(!) Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen angewendet.
Ein kurzer Steckbrief von Nitro:
- Bei 86% aller Erreger der unkomplizierten Zystitis sensibel.
- Nur bei unkomplizierter Zystitis (wirkt nur im Hohlraum der Blase, aber nicht im Gewebe).
- Bessere Wirksamkeit bei saurem pH des Urins.
- Längere Antibiose (5 – 7 Tage) erzielt bessere Ergebnisse.
- Nicht bei Schwangeren im letzten Trimenon (6. – 9. SSMo).
- Nicht bei Niereninsuffizienz.
- Pulmonale Nebenwirkungen (chronische Lungenfibrose, Lungenödem, akute interstitielle Pneumonie) vor allem bei älteren Frauen nach mehr als 12 Monate Langzeitantibiose
- => Bei Langzeittherapie sind Kontrolluntersuchungen notwendig (Lunge, Leber, Niere, Nerven, Blut).
Nitrofurantoin ist ein sogenanntes Prodrug. Als Prodrug werden Arzneistoffe bezeichnet, die dem Patienten in inaktiver Form verabreicht und erst später im menschlichen Körper in einen aktiven Wirkstoff verwandelt werden. Nitrofurantoin wird erst in den Bakterien selbst enzymatisch aktiviert und schädigt dann dort die bakterielle DNA, Proteine und Enzyme.
Nitrofurantoin ist wirksam gegen die meisten grampositiven und gramnegativen Bakterien, welche eine Harnwegsinfektion verursachen (E. coli, Klebsiellen, Enterokokken, Enterobacter und Staphylokokken). Laut Resistenzuntersuchungen ist Nitrofurantoin gegenüber 86% aller Erreger der unkomplizierten Zystitis sensibel. Das Risiko für Resistenzbildungen gilt als relativ niedrig, da die Angriffspunkte des Wirkstoffs so vielfältig sind.
Es gibt aber zwei Ausnahmen: Nitrofurane sind natürlich resistent gegenüber Pseudomonas aeruginosa und Proteus mirabilis (und dem proteusverwandten Providencia).
Nitro wirkt nur in der Blase
Antibakteriell wirksame Konzentrationen werden nur im Urin erreicht und die Wirksubstanz dringt nicht ins Nierengewebe ein. Deswegen wird Nitrofurantoin (so wie Fosfomycin-Trometamol und Pivmecillinam) nur für die Therapie der unkomplizierten Zystitis und zur Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen empfohlen. Bei Nierenbeckenentzündung (HWI mit Fieber, Flankenschmerz kann darauf hindeuten) ist Nitrofurantoin nicht geeignet.
Nitro mag es sauer
Nitrofurantoin wirkt optimal, wenn sich der ph-Wert des Urins im sauren Bereich befindet, deswegen werden manchmal zusätzlich noch harnansäuernden Stoffe empfohlen (z.B. Ascorbinsäure, Methionin, Methenamin/Hiprex®). Durch alkalisierende Medikamente (oder auch Lebensmittel), z.B. Acetazolamid, Thiazide kann Nitrofurantoin an Wirksamkeit verlieren.
Alternativen zu Nitro
Wenn Nitrofurantoin nicht eingenommen werden darf, sind bei einer akuten unkomplizierten Harnwegsinfektion noch folgende Alternativen als Antibiotika der 1. Wahl geeignet:
- Nitroxolin (Nitroxolin forte, Nilox® midi)
- Pivmecillinam (Selexid®, X-Systo®)
- Fosfomycin-Trometamol (Monuril®)
- Trimethoprim, nur bei lokalen Resistenzraten kleiner 20% (Selexid®, X-Systo®)
Mein Fazit
Nitrofurantoin wird von HausärztInnen leider immer noch eher zögerlich verordnet, obwohl es ein wirklich gut wirksames und im Normalfall gut verträgliches "Antibiotikum" ist.
Die klassischen Nebenwirkungen von Breitbandantibiotika (Magen-Darm-Beschwerden => geschädigtes Mikrobiom) fallen aus, da seine Wirkung auf die Blase beschränkt ist.
Nitro deckt außerdem fast alle Erreger ab und ist auch vorbeugend bei wiederkehrenden Blasenentzündungen in retardierter Form (makrokristalline Form) zur Langzeitanwendung geeignet.
Worauf du aber wirklich aufpassen musst: Die Lungenfunktion sollte bei einer längeren Anwendung engmaschig kontrolliert werden => ich kenne einige Leidensgenossinnen, die Nitro auf Grund von Problemen mit der Lunge wieder absetzen mussten.
Nein, auch wenn Nitrofurantoin bei den meisten grampositiven und gramnegativen Bakterien wirkt (bei 86% aller Erreger, z.B. E. coli, Klebsiellen, Enterokokken, Enterobacter und Staphylokokken).
Nitrofurane sind natürlich resistent gegenüber Pseudomonas aeruginosa und Proteus mirabilis (und dem proteusverwandten Providencia).
Nicht bei Nierenbeteiligung: Nitrofurantoin wirkt sehr effektiv im Hohlraum der Blase, dringt aber nicht ins Nierengewebe ein (es erreicht es keine wirksame Konzentration). D.h. bei einem Harnwegsinfekt mit Fieber und/oder Flankenschmerz ist Nitrofurantoin nicht indiziert.
Nein, Nitrofurantoin ist rezeptpflichtig.
Man muss aber nicht zwingend eine ärztliche Praxis aufsuchen um an ein Rezept zu kommen. Seit 2019 ist es EU-weit erlaubt über Online Sprechstunden ein Rezept zu erwerben.
Nebst Nitrofurantoin gibt es noch ein weiteres Nitrofuran-Derivat, das sogenannte Furazidin, welches in Polen rezeptfrei erhältlich ist.
Mehr dazu unter Welches Antibiotikum gibt es bei Blasenentzündung rezeptfrei?
Das antibakteriell wirksame Nitrofuran-Derivat Furazidin ähnelt dem besser bekannten Nitrofurantoin und ist in Polen rezeptfrei erhältlich. Der bakteriostatische Wirkmechanismus wirkt (ähnlich wie Nitrofurantoin) sowohl gegen grampositive (Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Staphylococcus faecalis) als auch gegen gramnegative Mikroorganismen (Enterobacteriaceae – Salmonella, Shygella, Proteus, Klebsiella, Escherichia, Enterobacter usw.) und wird zur Behandlung von Harnwegs-, Haut- und Weichteilinfektionen eingesetzt.
Laut Studie Nitrofurantoin überlegen
Eine Studie aus 2018 verglich die Wirkung von Nitro und Furazidin gegenüber klassische uropathogene Erreger und multiresistente Stämme von E. coli und Staphylococcus aureus. Bei folgenden Keimen wurde für Furazidin in vitro eine bessere Wirksamkeit (MHK - Minimale Hemmkonzentration) festgestellt:
- Proteus mirabilis
- Klebsiella pneumoniae
- MDR (= multi drug resistant) Staphylococcus aureus
- MDR E. coli
- Enterococcus faecalis
Wann Furazidin?
Furazidin und Nitrofurantoin haben eine gute Wirksamkeit bei einer ganzen Reihe an uropathogenen Keimen. Insbesondere wenn man den auslösenden Keim nicht kennt, gehören Nitrofurane zur 1. Wahl bei einer Antibiotikatherapie.
Furazidin kaufen
Einige Apotheken aus Polen senden Arzneimittel mit der Wirksubstanz Furazidin auch in den deutschsprachigen Raum. Eine erfolgreiche Bestellung von UROFURAGINUM MAX 100 MG X 30 TABL. konnte ich z.B. bei Apteka-Zielona.pl abwickeln. Es handelt sich um eine im nationalen, polnischen Register genehmigte Apotheke mit günstigen Preisen (im Vergleich zu anderen Online Anbietern).
Nitroxolin wird, ähnlich wie Nitrofurantoin, zur Behandlung von akuten und chronischen Harnwegsinfekten eingesetzt und in der S3-Leitlinie als Antibiotikum 1. Wahl genannt.
Nitroxolin besitzt ein breites Wirkspektrum, das zahlreiche gramnegative und grampositive Bakterienspezies sowie Mycoplasma hominis, Ureaplasma urealyticum (sexuell übertragbare Erreger) und Candida spp. (Pilze) erfasst.
Ähnlich wie bei Nitrofurantoin entwickeln sich gegen das Mittel nur selten Resistenzen.
Nitroxolin braucht, ähnlich wie Nitrofurantoin, ein saures Milieu für eine gute Wirksamkeit (bei pH 5,5 am allerbesten).
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Nitroxolin und Nitrofurantoin
- Unterschiedlicher Wirkmechanismus (Hemmung der RNA-Polymerase bei Nitroxolin, Bildung von Strangbrüchen in der DNA bei Nitrofurantoin)
- Nitroxolin ist hinsichtlich Wirksamkeit und Risiken weniger gut dokumentiert.
- Nitroxolin wirkt auch bei Proteus Mirabilis.
- Nitroxolin wirkt besser bei Klebsiella pneumoniae.
- Die größten Unterschiede in der Aktivität sind bei Proteus Mirabilis und Staphylococcus saprophyticus (bei Nitroxolin reichen hier schon geringe Mengen)
- Nitroxolin war bei allen getesteten E. coli Stämmen, darunter auch multiresistente E. coli, sensibel.
- Nitroxolin hat eine bis zu 64-mal höhere Aktivität als die von Nitrofurantoin.
Mein Fazit
Wenn mein Keim Proteus Mirabilis, Klebsiella pneumoniae oder ein multiresistenter E. coli wäre, dann würde ich Nitroxolin (sofern nicht kontraindiziert) auf jeden Fall bevorzugen.
Fosfomycin (z.B. Monuril®) ist ein echter Star unter den Antibiotika. Bislang sind kaum Bakterien bekannt, die gegenüber Fosfomycin resistent sind.
Fosfomycin hemmt ein Eiweiß, das die Bakterien zur Bildung ihrer Zellwand brauchen und lässt das Bakterium in Folge platzen.
Da Fosfomycin für die Behandlung von schwerwiegenden, teilweise lebensgefährlichen Infektionen benötigt wird, sollte es dagegen bei unkomplizierten Harnwegsinfekten möglichst lange ein Mittel der Reserve bleiben (die Gefahr der Resistenzbildung steigt bei häufiger Verordnung).
Es sollte daher nur eingesetzt werden, wenn Nitrofurantoin, Pivmecillinam oder auch Trimethoprim wegen bereits bestehender Resistenzen erfolglos geblieben sind oder aufgrund von Allergien nicht angewendet werden können.
Einnahmehinweis: Das Mittel wird als Einmaldosis angewendet. Da Nahrungsbestandteile die Aufnahme von Fosfomycin in den Körper vermindern können, wird empfohlen das Mittel nüchtern, also mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen oder zwei bis drei Stunden nach einer Mahlzeit einzunehmen. In manchen Beipackzetteln findet man den Hinweis, dass Fosfomycin vorzugsweise vor dem Schlafengehen eingenommen werden soll.
Wirkungshinweis: Etwa zwei bis vier Stunden nach Einnahme von Fosfomycin sollte im Urin ausreichend Wirkstoff vorhanden sein, um hemmend auf das Wachstum von Bakterien zu wirken. Auch 36 bis 48 Stunden nach Einnahme ist normalerweise noch eine ausreichend hohe Konzentration von Fosfomycin in der Blase vorhanden.
Achtung Nebenwirkung: Leider kommt es nach der Einnahme von Fosfomycin bei einem Drittel der PatientInnen zu Übelkeit und Erbrechen.
Therapieupdate
Sehr oft lese ich, dass eine Einmalgabe Fosfomycin-Trometamol die Blasenentzündung nicht ausreichend ausheilt. Auch davon, dass Fosfomycin-Trometamol bei manchen Betroffenen nicht ausreichend zu wirken scheint.
Die Universitätsklinik Wien (Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin) hat zu dem Thema ein Therapieupdate "Akute Zystitis" verfasst. Darin wird angemerkt bzw. empfohlen:
- Zwei Einmaldosen Fosfomycin-Trometamol im Abstand von 72 Stunden (also nicht nur Single-Shot-Gabe)
- Effektivität von Fosfomycin-Trometamol im Harnblasenmodell sehr variabel
- Resistenzentwicklung auch schon in vivo-Studien
- Individuelle Schwankungen in der Aufnahme und Verteilung des Arzneistoffes im Körper (Pharmakokinetik)
- Notwendigkeit von Studien, um die optimale Dosis zu finden
Fosfomycin ist kein Fluorchinolon.
Die Fluorchinolone (Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, etc.) sind eine andere Antibiotikaklasse, zählen zu den Breitbandantibiotika und gelten als Reserveantibiotika, die vor allem bei komplizierten Harnwegsinfektionen zum Einsatz kommen sollten. Nicht nur wegen dem breiten Wirkspektrum, sondern auch wegen der teils schwerwiegenden Nebenwirkungen sollten Fluorchinolone wieder als Reserveantibiotikum behandelt werden.
Fosfomycin kann entweder über die Blutgefäße injiziert oder geschluckt werden. Zur oralen Einnahme liegt der Wirkstoff in Pulver- oder Granulatform als Verbindung mit Trometamol vor. Mithilfe von Trometamol kann der Wirkstoff Fosfomycin besser im Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden.
Fosfomycin-Trometamol wird zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfekten eingesetzt, auch vorbeugend bei operativen Eingriffen an den Harnwegen, oder zur Langzeitprophylaxe (alle 10 Tage eine Einmaldosis).
Da der Wirkstoff über das Blut kontinuierlich in die Blase übergeht, müssen Toilettengänge auch kurz nach der Einnahme nicht vermieden werden, sondern sind sogar der Heilung zuträglich.
Gegenanzeigen/Wechselwirkungen, die mit dem Verdauungstrakt zu tun haben:
- Durchfall, Erbrechen: Bei starkem Durchfall oder häufigem Erbrechen kann der Wirkstoff nicht in ausreichender Menge ins Blut gelangen.
- Verdauungsgeschwindigkeit: Mittel, die bewirken, dass der Magen- bzw. der Darminhalt rascher durch den Körper bewegt wird (z.B. bei gegen Brechreiz und Übelkeit), können die Aufnahme von Fosfomycin in den Körper beeinträchtigen (z.B. Metoclopramid, Domperido)
5 Tage Nitrofurantoin ist der Einmaldosis Fosfomycin laut Studie überlegen.
Sowohl Nitrofurantoin als auch das nur einmal einzunehmende Fosfomycin werden bei unkomplizierten Blasenentzündungen häufig verordnet.
In einer multinationalen Studie mit 513 Frauen (aus der Schweiz, Polen und Israel) wurden die beiden Antibiotika verglichen: 3 x täglich 100mg Nitrofurantoin für 5 Tage versus 1 x 3000mg Fosfomycin.
Das Ergebnis: 28 Tage nach Therapieende waren 70% der Nitrofurantoin-Gruppe symptomfrei, in der Fosfomycin-Gruppe waren es lediglich 58%. Außerdem waren in der Urinkultur bei 74% der Nitrofurantoin-Gruppe der verursachende Erregerstamm nicht mehr nachweisbar, im Vergleich zu 63% der Fosfomycin-Gruppe.
Es wird vermutet, dass Fosfomycin schlechter als Nitrofurantoin abschnitt, weil sich bei den Erregern aufgrund eines verbreiteten Einsatzes bereits Resistenzen ausgebildet haben.
Fosfomycin-Einmaldosis vielleicht nicht ausreichend: Neuen Studien zur Wirksamkeit der Einmalsdosdis von 3000mg Fosfomycin lassen vermuten, dass dies eine unzureichende Dosis ist und womöglich dadurch auch die Resistenzbildung fördert. Fosfomycin ist ein Reserve-Antibiotikum: Das breite Wirkungsspektrum wird dringend im Einsatzes gegen multiresistenten Keime benötigt, was einen achtsameren Umgang damit erfordern sollte.
Ein möglicher Therapieansatz: z.B. 3000mg Fosfomycin alle drei Tage für 3, 6 oder sogar 9 Tage.
Grundsätzlich gilt: Die Erreger-Empfindlichkeit sinkt, wenn der Antibiotika-Gebrauch steigt.
Das Problem der Multiresistenz
Antibiotika hemmen über ganz unterschiedliche Mechanismen das Wachstum von Bakterien (bakteriostatisch) oder töten sie ab (bakterizid).
ABER: Je häufiger Bakterien mit einem bestimmten Antibiotikum konfrontiert werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie resistent dagegen werden und das Medikament somit seine Wirkung verliert. Problematisch wird es, wenn ein Bakterium Resistenzen gegen verschiedene Antibiotika entwickelt - man spricht dann von multiresistenten Keimen (z.B. MRSA - der multi- oder methicillinresistente Staphylococcus aureus), die nur schwer zu behandeln sind.
Haben Bakterien erst einmal Resistenzmechanismen entwickelt, können sie diese auf eine andere Bakterienart übertragen (Informationsaustausch über mobile genetische Elemente, den Plasmiden). Dadurch werden ganze Bakterienstämme gegen Antibiotika unempfindlich (resistent) und können sich darüber hinaus noch ausbreiten (besonders gefürchtet im Krankenhaus => "Krankenkauskeim").
Warum entstehen Antibiotika-Resistenzen?
Antibiotika-Resistenzen entstehen vor allem, weil man Antibiotika nicht richtig anwendet:
- zu häufig
- zu niedrig dosiert
- zu lange (ja genau, zu lange ist das Problem, weil die Bakterien noch länger Zeit haben Resistenzen zu bilden)
- unnötig (z.B. bei Virusinfektionen)
- sorgloser Einsatz in der Massentierhaltung
So kurz wie möglich, so lange wie nötig
Je nachdem, wie schwer der Krankheitsverlauf ist sollten Antibiotika nur so kurz wie möglich (aber so lange wie nötig) angewendet werden, weil sich mit der Dauer der Einnahme das Risiko für eine Resistenzentwicklung erhöht.
Was kannst du beitragen?
Antibiotikaresistente Bakterien stellen für uns alle eine Gefahr dar, da sie schwer zu bekämpfende Infektionen verursachen. Wenn wir wiederholt unbegründet oder unsachgemäß Antibiotika einnehmen, tragen wir zu einer Zunahme antibiotikaresistenter Bakterien bei, eines der weltweit größten Gesundheitsprobleme.
Trag deinen Teil bei, indem du
- jede Antibiotikaeinnahme erstmal hinterfragst => viele unkomplizierte HWI heilen ohne AB aus
- auf eine Urinkultur mit Antibiogramm bestehst => nur so kann beste AB gewählt werden
- kein Reserve-Antibiotikum unnötig einnimmst (z.B. Fluorchinolone)
- dich strikt an die Verordnung hältst und die AB genau einnimmst
- nur ein von einem Arzt / Ärztin verschriebenes AB einnimmst => eine Selbstmedikation mit Antibiotika ist kein verantwortungsvoller Umgang!
Postantibiotikaära 2030
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) warnt davor, dass uns bald ein Zeitalter droht, in dem uns Antibiotika nur noch bedingt oder gar nicht mehr gegen Bakterien helfen werden. Um dem entgegenzuwirken ist einerseits mehr Anstrengung in der Antibiotikaforschung erforderlich, und andererseits muss der Umgang mit antibiotischer Therapie sorgsamer werden.
Damit sich Antibiotic Stewardship (rationaler und verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika) durchsetzen kann, ist offensichtlich noch die Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal zu forcieren. Laut Statista ist der Wissensstand von europäischem, medizinischem Fachpersonal zum Thema Antibiotikaresistenzen nämlich eher besorgniserregend.
Resistenzmechanismen
Zuerst einmal muss man wissen, dass es zwei Gruppen von Resistenzmechanismen gibt: eine natürliche oder eine erworbene Resistenz.
Mit natürlicher Resistenz meint man, dass ein Antibiotikum bei einem Keim einfach nicht wirken kann, weil z.B. der Angriffspunkt fehlt. Ein Beispiel: Mykoplasmen (sexuell übertragbar) besitzen keine Zellwand => somit sind Antibiotika, die die Zellwandbiosynthese hemmen (z.B. Penicilline, Fosfomycin) schlichtweg unwirksam. Es gibt noch weitere Gründe für natürliche Resistenz: das Antibiotikum kann entweder durch die Lipidmembran gram-negativer Bakterien nicht eindringen, oder es wird vom Bakterium sofort wieder herausgepumpt.
Konkrete Beispiele natürlicher/intrinsischer Resistenz:
- Proteus mirabilis und Pseudomonas aeruginosa sind natürlich resistent gegen Nitrofurane.
- Penicillinresistenz der gram-negativen Bakterien (z.B. E. coli).
- Staphylococcus saprophyticus ist intrinsisch resistent gegenüber Mecillinam (Selexid®, Pivmelam®, X-Systo®).
Mit erworbener Resistenz mein man, dass ein Bakterium einen Mechanismus entwickelt hat, der ein oder mehrere Antibiotika unwirksam macht.
Dieses Phänomen ist durchaus auch natürlichen Ursprungs => Gene können bei der Vermehrung punktweise mutieren und das kann einem Bakterium damit "zufällig" eine Resistenz bescheren.
Eine weit häufigere Ursache einer erworbenen Resistenz ist jedoch die Weitergabe von Erbgut: Bakterien tauschen Teile ihres Ergbuts (=Gene) über sogenannte Resistenzplasmide untereinander aus. So vermittelt ein mit resistenten Eigenschaften ausgestattetes Bakterium einem anderen sein "Werkzeug", welches die Bakterien unempfindlich gegen ein Antibiotikum machen.
Seltener wird das Erbgut durch Viren (Phagen) übertragen (z.B. Penicillin-Resistenz bei Staphylococcus aureus durch Phagentransduktion).
Unkritischer Umgang mit AB = Selektionsdruck = Resistenzen
Resistenz ist ein unausweichlicher Evolutionsprozess durch Mutation und Selektion. Antibiotika erzeugen den Selektionsdruck, der das Auswachsen der resistenten Keime fördert.
Was versteht man unter Selektionsdruck? Selektionsdruck ist eigentlich ein ganz normales Ereignis in der Natur. Er sorgt dafür, dass die "Starken" überleben und die "Schwachen" aussterben.
Wenn Antibiotika eingesetzt werden, haben resistente Bakterien einen Vorteil gegenüber nichtresistenten Bakterien. Während die "Harmloseren" abgetötet oder gehemmt werden, können die "Wehrhaften" (resistente Bakterien) die Antibiotikagabe überleben und sich weiter vermehren und ausbreiten.
=> Je höher der Selektionsdruck (i.d.R. Antibiotika) desto mehr Resistenzmechanismen erwirbt ein Keim.
Wenn du noch weiter in das Thema Antibiotikum und Resistenzen eintauchen möchtest, dann kann ich dir die Unterlagen von einem Schweizer Symposium zum Thema Infektiologie und Hygiene perioperativ empfehlen.
Multiresistente Erreger
Eine Multiresistenz liegt vor, wenn nur noch eine oder keine Antibiotikagruppe sensibel getestet wird.
Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um einen ESBL-bildenden Erreger. ESBL-Bakterien ("Extended Beta-Lactamase" oder "Betalaktamase mit erweitertem Spektrum") können mit einem Enzym die Betalaktamase-Ringe bedeutender Antibiotikaklassen spalten und diese unwirksam machen (Penicilline, Cephalosporine jeder Generation und Monobactame). Am häufigsten kommen diese Enzyme bei typischen HWI-Erregern wie Escherichia coli und Klebsiellen vor.
ESBL-bildende Bakterien siedeln sich im Darm an. Für Gesunde ist die Besiedelung meist beschwerdefrei und ungefährlich. Aber es besteht das Risiko, dass die resistenten Darmbakterien an andere Körperstellen gelangen, eben zum Beispiel in die Harnwege.
Multiresistente Keime oder Erreger (MRE) sind vor allem in Ländern mit einem sehr hohen Antibiotikaverbrauch verbreitet (z.B. im Nahen Osten). Problematisch ist dabei die hohe Übertragungsrate von multiresistenten Keimen. Einzelne Studien zeigen, dass zum Beispiel ein Drittel aller Deutschen, die eine Reise in Länder mit hoher Resistenzrate unternommen haben, mit einem MRE zurückkehren. Bei Reiserückkehrern aus Indien sind es sogar bis 70 Prozent.
MRSA, EBL & Co
Die wichtigsten Antibiotika-resistenten Keimarten:
- MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) => Staphylococcus aureaus
- ESBL (Extended-Spectrum-Beta-Lactamasen) => Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Proteus mirabilis
- MRGN (multiresistente gramnegative Erreger) => Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa
- VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) => Enterococcus faecium und Enterococcus faecalis
Hinter diesen Kürzeln verbergen sich gefährliche Keime, gegen die kaum noch ein Antibiotikum wirkt. Ein zunehmend großes Problem sind ESBL bildende Bakterien. Sie inaktivieren nahezu alle Betalactame und sind auch nicht durch Tazobactam oder Clavulansäure hemmbar.
Resistenzen vermeiden
Sind Mikroben über längere Zeit einer suboptimalen Antibiotika-Konzentration ausgesetzt, wehren sie sich mit Resistenzbildung. Aus diesem Grund sollten Bakterien mit einer hohen Antibiotika-Dosis über möglichst kurze Zeit attackiert werden. Das widerspricht natürlich der Therapieoption Langzeitantibiose bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, ist aber oftmals der letzte Ausweg der Betroffenen. Beim Thema Dosierung einer Langzeitantibiose unterscheiden sich innereuropäisch die Empfehlungen: Während man in Deutschland z.B. retardiertes Nitrofurantoin niedrig dosiert, wird es in England auch über eine lange Einnahme hinweg normal bis hoch dosiert.
Es gibt eine ganze Reihe an Maßnahmen zur Vermeidung von Resistenzen: In der Schweiz versucht man mit dem Projekt "StAR" (Strategie Antibiotikaresistenzen) der drohenden Multiresistenzlage entgegenzulenken. Das Ziel: Wirksamkeit der Antibiotika langfristig für Mensch und Tier sicherstellen. Und dabei konzentriert man sich nicht nur um den rationalen Einsatz von AB beim Menschen, es geht auch um den Einsatz von AB in der Landwirtschaft und um die Verbreitung von ausgeschiedenen AB/MRE in der Umwelt (z.B. im Abwasser). Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld: Forschung & Entwicklung => Wie kann man bewährte Antibiotika hinsichtlich Resistenz verbessern? Wie kann man neue Wirkstoffe finden, welche die Schutzhülle (=äußere Membran) von Bakterien knacken? Zur Information an Ärzteschaft sowie PatientInnen ist auch noch eine weitere Webseite entstanden, https://www.antibiotika-richtig-einsetzen.ch/. Es lohnt sich jedenfalls, da mal reinzuschnuppern.
Ansteckungsgefahr Krankenhaus: Jede Harnröhre ist mit allen möglichen Erregern besiedelt, und wenn ein Katheter in die Harnröhre eingeführt wird, können sie daran entlang in die Blase oder gar bis in die Nieren aufsteigen und für Infektionen sorgen.
Mehr zum Thema Resistenzvermeidung findest du Was passiert, wenn man unnötig Antibiotika nimmt?
Resistente Keime erkennen und behandeln
Je nachdem wie unempfindlich die Keime gegenüber Antibiotika sind, wird eine Behandlung der Infektion schwierig bis unmöglich.
Die unkomplizierte Zystitis mit ESBL-bildenden Bakterien kann mit Nitrofurantoin oder Cotrimoxazol behandelt werden.
MRSA: Fosfomycin wird in Kombination mit Vancomycin zur Therapie von Infektionen durch MRSA eingesetzt.
Idealerweise liegt mit der Diagnose "ESBL-bildender Keim" oder MRSA auch zeitgleich ein Antibiogramm vor, welches immer als Grundlage einer gezielten Antibiotikatherapie dienen sollte.
Resistenzsituation
- Trimethoprim 22,0%
- Trimethoprim + Sulfamethoxazol 21,4%
- Pivmecillinam 3,0%
- Fosfomycin-Trometamol 0,8%
- Nitrofurantoin 0,4%
Die Resistenzrate gegenüber Nitrofurantoin ist auch in Ländern, in denen es häufig zur Therapie von Harnwegsinfektionen eingesetzt wird, konstant bei unter 4,5%. Es wird auch kein Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Nitrofurantoin und gehäuftem Augreten von ESBL, MRSA oder VRE beschrieben.
Eine Ciprofloxacin-Therapie erhöht das Risiko für die Besiedelung mit einem CIP-resistenen Stamm nach 28 Tagen => mit Auswirkungen auf Mitglieder desselben Haushalts.
Für eine detaillierte graphische Darstellung der Resistenzlage nach Land, Pathogene und Antibiotika auf einer Zeitachse kann ich die Resistance Map empfehlen.
Für einen detaillierten Bericht über die Resistenzlage in Europa 2022, kann ich das Dokument Antimicrobial resistance surveillance in Europe 2022 empfehlen.
Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit in besorgniserregender Häufigkeit zu. Multiresistente Bakterien führen immer wieder zu großen Problemen in Krankenhäusern.
Alternative Behandlungsoptionen werden dringend benötigt.
Senföle bei Problemkeimen
Senföle (z.B. Angocin®) bieten sich beim Nachweis von resistenten Erregern als Behandlungsoption an.
Gemäß verschiedener In-vitro-Studien zeigen Senföle ein breites antibakterielles Wirkspektrum (sowohl im grampositiven als auch gramnegativen Bereich), sogar gegen resistente Formen von E. coli und Problemkeime wie MRSA. Mehr Infos dazu findest du in meinem Artikel Natürliches Antibiotikum .
Bakteriophagen - die "guten" Viren
Phagen sind Viren, die für ihre Vermehrung auf Bakterien als Wirtsorganismen angewiesen sind. Hat eine Phage einen passenden Wirt (Bakterium) gefunden, dockt sie an und zwingt den Wirt, das Phagen-Erbmaterial im Inneren zu vervielfältigen. Neue Phagen werden hergestellt und, nach dem Platzen des Bakteriums, freigesetzt. Das Bakterium ist damit zerstört und viele neue Phagen suchen sich wieder Baketrien um sie zu zerstören.
Das Bemerkenswerte: Bakteriophagen sind auf bestimmte Bakterien spezialisiert, d.h. sie wirken sehr gezielt auf die Bakterien, die sie abtöten können. Im Gegensatz zu Beitbandantibiotika, die eine Vielzahl mehrerer Bakterienstämme abtöten.
Ein weiterer Vorteil: Bakteriophagen vermehren sich am Ort der Infektion, so lange Bakterien vorhanden sind. Sobald keine Bakterien mehr übrig sind, sind auch die Phagen wieder weg.
Vorteil = Nachteil: Bakteriophagen müssen genau zu dem bakteriellen Erreger passen, sonst ignorieren sie ihn und die Infektion wird nicht bekämpft. Deshalb wird zuerst genau bestimmt, welches Bakterium die Infektion verursacht (z.B. in einer Urinkultur). Dann erst kann geprüft werden, welche Phagen wirken.
In osteuropäischen Ländern wie Georgien gibt es die Phagentherapie schon viel länger und dort existieren bereits große Bakterien- und Phagendatenbanken. Hierzulande besteht (noch) keine Zulassung für Phagen - die Anforderungen im Bereich Qualität und Sicherheit sind noch nicht ausreichend nachgewiesen (z.B. durch randomisierte kontrollierte klinische Studien).
Mein Fazit: In der Facebook Selbsthilfegruppe Eingebettete Blasenentzündung Hilfe und Austausch gibt es einige Frauen, die ihre wiederkehrende (eingebettete) Blasenentzündung nach einem langen Leidensweg erfolgreich mit Bakteriophagen bekämpft haben. Das Prozedere ist nicht ganz so straight-forward wie eine Antibiose. Zuerst muss eine Urinprobe zu einer Klinik in Georgien (z.B. das Krankenhaus in Tiflis) geschickt werden. Dort werden die Erreger isoliert und die richtigen Phagen dafür gefunden. Die Phagen, in Form von Tabletten und Vaginalzäpfchen, kommen dann wiederum per Post zurück zu dir. Die Therapie dauert ca. 3 Monate.